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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge
Autoren: Christian Schwarz
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der vom Becken abging und sich durch die Landschaft schlängelte.
    Jeef hatte sich oft gefragt, wozu dieses seltsame Bauwerk einst angelegt worden war. Aber selbst wenn ihm ein Zeitreisender wie Maddrax erklärt hätte, dass es sich dabei um eines der modernsten und innovativsten Schiffshebewerke der Welt gehandelt hatte, er hätte es sicher nicht verstanden.
    Jeef und Wyett stiegen den Hügel hinunter. Sie gingen zu dem riesigen Haus, das sich als halbrunder Kreis in den Himmel spannte, wenn auch nicht so hoch wie das Wheel . Durch eine schwere Eisentür betraten sie das Gebäude und stiegen hinunter in die Kelleranlagen. Überall brannten Fackeln.
    Plötzlich hatte Jeef ein Schwert am Hals. Conoor trat hinter einem Pfeiler hervor und ließ die Waffe wieder sinken. »Mann, bist du wahnsinnig? Du sollst doch in den nächsten Tagen nich hierher kommen, hatten wir so ausgemacht. Und schon gar nich am Tag. Und nun bringst du auch noch deinen Bengel mit.«
    »Tschuldigung, muss aber sein«, erwiderte Jeef hastig. »Ist was Furchtbares passiert. Der Überfall auf dem Rulfan seine Burg ist schief gegangen, acht von unseren Männern sind gekillt worden. Der Wyett hier, mein Großer, der war tapfer und hat nix verraten, obwohl sie 'n erwischt ham. Aber er konnte fliehen.«
    Conoors Augen wurden groß. »Jeef, sag mal, bist du bescheuert? Was, wenn die den Jungen absichtlich ham laufen lassen? Und ihn dann verfolgt ham?«
    »Haben die nich. Wir hätten's bemerkt, wenn jemand hinter uns her gewesen war.«
    »Ach ja?« Der Spott in Conoors Stimme war nicht zu überhören. »Was glaubt ihr wohl, was erfahrene Soldschers alles können?«
    »Da war niemand, Conoor. Ist die Nimuee hier? Haben die andern sie nach dem Überfall hergebracht?«
    »Sie is hier, ja.« Conoor musterte Jeef nachdenklich. »Vielleicht sollten wir sie gleich umbringen. Bevor doch noch die andern kommen un sie befreien.«
    »Meinst du?«
    »Mein ich, ja. Weißt du, Jeef, ich bin 'n erfahrener Soldscher und hab's im Urin, dass da irgendwas nicht stimmt, verstehste? Aber eine Scheißangst soll sie schon noch haben, bevor sie abkratzt.«
    »Was hast du vor?«
    »Wirst du gleich sehen.«
    ***
    Alastar blieb Wyett auf den Fersen. Er verfolgte ihn bis nach Kaikie. Er überlegte, ob er hier gleich zuschlagen sollte, doch als er die Hast bemerkte, mit der der Alte, wahrscheinlich Wyetts Vater, den Widderkarren anspannte, ahnte er, dass es zu einem weitaus interessanteren Ziel gehen würde.
    Turner hatte völlig recht gehabt mit seiner Idee, Wyett entkommen zu lassen und ihn dann zu verfolgen. Der Bengel war schlau und gerissen. Alastar bewunderte ihn dafür sogar ein wenig.
    Es stellte keinerlei Problem für ihn dar, den langsamen Widderkarren ungesehen zu verfolgen. In der Nähe Fakiks hielt er bei dem unglaublichen Bauwerk, an dem Alastar bei seinem ersten Besuch schon vorbeigekommen war. Hier sollten kreischende Dämonen hausen, hatte er zu hören bekommen, als er sich in Fakik danach erkundigt hatte. Deswegen wagte sich auch niemand hierher. Fast niemand zumindest, denn Wyett und der Alte gingen zum Wheel hinunter und verschwanden in einem daneben liegenden Gebäude.
    Was wollten sie hier? Alastar stieg ein Stück den grasbewachsenen Hügel hinunter und verharrte hinter einer Baumgruppe. Dann spurtete er geduckt zu dem Gebäude hinüber. Die Eingangstür wurde wahrscheinlich bewacht. Also musste er sich einen anderen Weg ins Innere suchen. Die glaslosen Fenster waren wie geeignet dafür. Zumal die untere Reihe in bequem erreichbarer Höhe lag.
    Ein schrilles Kreischen ertönte plötzlich. Es ging durch Mark und Bein. Sogar der abgebrühte Alastar zuckte zusammen. Dann grinste er. Das also waren die »kreischenden Geister«. Der Wind hatte irgendein mechanisches Teil bewegt.
    Er schwang sich durch das Fenster und landete in einem von Moos und Flechten überwucherten Raum. Als er gerade zum Ausgang wollte, um weiter in das Gebäude vorzudringen, hörte er plötzlich Stimmen! Rasch ging er zum Fenster zurück und schaute vorsichtig um die Ecke.
    Zehn Männer und Wyett waren vor das Haus getreten. Sie schleppten eine zierliche, bleiche, schwarzhaarige Frau mit faszinierend grünen Augen mit sich. »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte sie ängstlich und zerrte an ihren Fesseln.
    »Maul halten«, sagte der Anführer und schlug ihr ins Gesicht. Die Frau schrie auf.
    Die seltsame Prozession zog den Hügel hoch. Dabei schlugen die Männer die Frau immer wieder. Alastar
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