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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge
Autoren: Christian Schwarz
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darf Ihnen versichern, Mister Alastar, dass es sehr wohl funktioniert, wenn man weiß, wie. Ich habe bereits eines gebaut. Rulfan ist gerade damit unterwegs.«
    »Ach wirklich?« Alastar versuchte seiner Stimme einen ehrfürchtigen Unterton zu geben. »Dann sind Sie ein wahrer Tekknik-Zauberer und viel besser als unsere Retrologen.«
    Pancis gingen die Worte wie Öl hinunter. »Man tut, was man kann«, erwiderte er sichtlich geschmeichelt.
    »Und jetzt bauen Sie ein neues Luftschiff?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich bin mit dem ersten Modell noch nicht zufrieden und versuche es weiter zu optimieren.«
    Alastar nickte. Nun setzte er sich doch und beugte sich nach vorn. »Darf ich mir die Pläne genauer ansehen?«
    »Aber natürlich, gerne.« Pancis drehte die Zeichnung und schob sie ihm hin.
    »Hm. Dieses Luftschiff sieht so ganz anders aus als die Dinger, die unsere Leute zum Fliegen bringen wollen. Eleganter, nicht so plump und schwer.« Er nahm Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und tat so, als wolle er ein paar Maße nehmen. »Wenn ich mir das so anschaue, ist dieses Modell nur für einen Mann Besatzung ausgelegt?«
    »Ja, tatsächlich. Sie haben wirklich ein gutes Auge und ein gutes Verständnis technischer Maße, Mister Alastar.«
    Wie gut, dass ich auf dem Baum gesessen und alles beobachtet habe… , dachte Alastar und sagte laut: »Wie wäre es, wenn Sie, anstatt das bisherige zu optimieren, gleich ein viel größeres Luftschiff bauen würden, Mister Pancis? Ich meine eines, das fünf bis zehn Leute gleichzeitig befördern kann? Die Reenschas würden sehr viele Coiins für so ein Luftschiff bezahlen.« Er schob die Pläne zurück und setzte sich entspannt hin. »Aber ich fürchte, das ist nicht machbar. Größer als für einen Mann kann man diese Dinger gewiss nicht bauen.«
    Pancis überlegte einen Moment. »Doch, das ginge schon. Es war bisher nur nicht nötig. Das theoretische Wissen habe ich, und auch die Möglichkeiten, aber ich müsste wesentlich mehr Material beschaffen.« Er zog die Stirne kraus. »Hm, warum eigentlich nicht? Ich habe ohnehin schon in diese Richtung gedacht, bisher aber keine Notwendigkeit gesehen. Sie sind sicher, dass die Reenschas uns das abkaufen würden?«
    Der Chefexekutor grinste. »Nicht nur dieses, wenn es denn funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Herren auch zehn dieser Luftriesen kaufen würden. Und wenn Sie keine Coiins wollen, dann lassen Sie sich in Reenscha-Tekknik bezahlen, Mister Pancis; die beste der Welt! Allerdings müsste es schnell gehen mit dem ersten Luftschiff. Die Reenschas erwarten in fünfzig Tagen hohen Besuch aus Agartha, den sie gewiss gern damit beeindrucken würden.«
    Er hatte »Agartha« besonders betont und hoffte auf eine Reaktion von Pancis, doch der sprang nicht darauf an. Offenbar hat ihn Maddrax nicht danach gefragt. Schade.
    Der Techno nickte. »Das hört sich alles sehr gut an. Ich denke, dass ich ein solches Luftschiff in dreißig bis vierzig Tagen bauen kann. Dann könnten wir es immer noch rechtzeitig zu Ihren Auftraggebern überführen.« Seine Augen leuchteten nun stärker als zuvor. »Also gut. Ich werde gleich morgen mit den Entwürfen anfangen. Ich liebe solche Herausforderungen, Mister Alastar. Was Tekknik anbelangt, kann mir so schnell keiner was vormachen. Deswegen würde es mich auch durchaus interessieren, welche Tekknik die Reenschas verwenden.«
     
    Alastar war hoch zufrieden mit sich, als er eine halbe Stunde später über die Wehrmauern der Burg schlenderte und bei den Wachen nachfragte, ob alles in Ordnung sei. Er hatte schließlich die Rolle eines Beschützers zu spielen.
    Bei einem der überdachten Abgänge vom umlaufenden Wehrgang blieb er stehen und lehnte sich entspannt gegen die Mauer. Seine Blicke wanderten über die finstere Landschaft. Wegen der dichten Wolken und des fehlenden Mondlichts konnte er außer groben schwarzen Flächen kaum etwas erkennen. Und er fragte sich für einen Moment, ob Ninian tatsächlich irgendwo da draußen lauerte. Von Turner wusste er, was die Rothaarige hier auf der Burg angerichtet hatte und dass nun alle ihr erneutes Auftauchen fürchteten.
    Aus dem Winkel des verbliebenen Auges bemerkte er eine Bewegung unten im Burghof. Alastar drehte den Kopf. Fackeln erhellten etwa zwei Drittel der Fläche, ließen aber noch genügend dunkle Ecken und Flächen übrig. In diesen Schatten bewegte sich eine Gestalt. Immer wieder schaute sie sich nervös um und achtete darauf, stets
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