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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons
Autoren: Stephanie Seidel
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beschloss, die neue Situation kommentarlos hinzunehmen. Auf jeden Fall war es eine Verbesserung gegenüber der ersten Zeit, als er eingepfercht in einem dunklen Winkel ihres gemeinsamen Bewusstseins dahinvegetiert war.
    »Wenn du nichts dagegen hast, bleiben wir heute Nacht hier unten«, schlug er vor. »Wenn man nach den Soldaten sucht, wird man Wärmebildkameras einsetzen. Hier unten dürften wir vor Entdeckung sicher sein.«
    Der Koordinator hatte nichts dagegen.
     
    »Das ist… gigantisch«, hauchte Crow, völlig überwältigt.
    Tief unter der Einsturzstelle hatte Kroow ein Labyrinth entdeckt, das sie mit dem Handscheinwerfer eines der Soldaten erforschten. Anfangs schienen die Stollen nur im Kreis zu verlaufen. Doch dann stieß Kroow auf eine Querverbindung. Sie führte ihn ans Ziel - ein Ziel, das er nicht angepeilt hatte, weil er gar nicht wusste, dass es existierte. Jetzt stand er in einem unterirdischen Felsendom, ließ den Lichtkegel des Scheinwerfers über die Wände wandern und staunte.
    »Wurde das von Menschen gemacht?«, fragte der Koordinator.
    Seine Stimme klang gereizt, was jedoch nichts mit Crow oder ihrer Entdeckung zu tun hatte. Es lag vielmehr an einem fetten blauschwarzen Insekt, das Kroow beim Sturz in die Tiefe unfreiwillig mitgenommen hatte. Seitdem folgte es ihm auf Schritt und Tritt, summte um ihn herum und landete gelegentlich auf der Glatze, die Crows ursprünglichem Kopf nachempfunden war.
    »Nein«, antwortete Arthur Crow, noch immer überwältigt von dem Anblick. »Die Höhle scheint auf natürlichem Wege entstanden zu sein. Vielleicht durch Erdverschiebungen nach dem Kome-«
    Er verstummte abrupt, als der Koordinator pfeilschnell Crows Hand hoch riss und sie sich auf den Kopf klatschte. Ein empörtes Bsssss bewies, dass er das Insekt verfehlt hatte. Wenn auch nicht ganz: Als Kroow die Hand wieder herunternahm, klebten zwei haarige schwarze Beine daran. Der Rest summte taumelnd außer Reichweite. Kroow verfolgte seinen Quälgeist mit Blicken - hoch und höher zur Kuppel des Felsendoms hinauf. Sie lag im Dunkeln.
    Crow hatte kein Interesse an beschädigten Insekten. Das hinderte seine Hand aber nicht daran, den Scheinwerfer zu heben. Der Lichtstrahl erfasste etwas Eigenartiges, und Crow wollte unwillkürlich nach Luft schnappen, was er jedoch mangels Lungen nicht konnte.
    Unter der Decke hingen große Placken durchsichtiger organischer Schläuche, punktuell angeklebt und im unteren runden Drittel mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Über der Flüssigkeit, in den Längsfalten der Schlauchhaut, befand sich eine Membrane. Crow hätte sie aus der Entfernung wahrscheinlich nie bemerkt, wäre nicht das blaue Insekt genau dort gelandet und hätte sich darin verkrochen.
    Im nächsten Moment geriet die Decke in Bewegung.
    Über der fremdartigen Kumulation traten bis dahin flach anliegende Adern hervor. Sie begannen zu pumpen. Das komplette Gebilde war durch sie verbunden. Die umlaufende Flüssigkeit erfasste das Insekt und spülte es von einem Schlauch in den nächsten. Bei jedem Eintritt verfärbte sich die Lymphe milchig, nach jedem Austritt verhärtete die Haut. Ein paar Minuten später war alles starr und weiß.
    »Was hältst du davon?«, fragte Crow, während er beobachtete, wie sich die Adern wieder abflachten.
    Ich kann es nicht beurteilen, denn so etwas habe ich noch nie gesehen , antwortete der Koordinator in seinen Gedanken. Morgen können wir das näher untersuchen. Jetzt benötige ich eine Ruhezeit, um mich zu regenerieren.
    Mit diesen Worten stapfte zu einer Stelle, über der keiner der Schläuche hing. Dort ließ er sich nieder und fiel in traumlosen Schlaf.
    Weder er noch Crow bemerkten etwas von dem nächtlichen Gleitereinsatz über Spooky Pines. General Garrett schickte eine komplette Staffel los, die im Tiefflug nach Spuren der vermissten Soldaten suchte. Auch die zwölf am Zeitwald stationierten Bodeneinheiten beteiligten sich an der Aktion. Garrett ließ sie einen halben Kilometer tief in den zwar gelichteten und an den Rändern vertrockneten, aber immer noch gefährlichen Dschungel eindringen.
    Zwischen all den Fährten, die ihn kreuz und quer durchzogen, fand man ungewöhnlich tiefe Fußstapfen, allerdings zu klein für ein riesiges, tonnenschweres Monster. Sie wurden auch nicht von Schleifspuren begleitet oder gar von Reifenabdrücken. Die Soldaten verfolgten sie ein Stück, gaben es dann aber auf.
    Im Morgengrauen wurde die Suche eingestellt. General Garrett
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