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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons
Autoren: Stephanie Seidel
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zog unwillkürlich den Kopf ein. Wie peinlich war das denn? Er hörte Keeva lachen, als sich Connard auch schon vorbeugte und ihm eine Pranke auf die Schulter legte.
    »Yo, Mann! Musstest du den vorlauten Zwerg mitnehmen?«
    »Ging nicht anders. Meine Mom wollte unbedingt wissen, wo ich hingehe. Also hab ich gesagt, ich würde zum SummerBrawl fahren - und jetzt rate, wer gleich ›Ich will auch mit!‹ geplärrt hat.« Justin nickte bei der Erinnerung. »Ich hab so getan, als würde ich mich breitschlagen lassen. Besser Tyler am Hals haben als meinen Alten! Der bringt mich um, wenn er rauskriegt, dass ich in Spooky Pines war.«
    »Wieso glaubst du, dass der Zwerg nicht petzt?«, fragte Connard.
    Justin grinste breit. »Na, weil er mitkommt! Tyler ist Daddy's Darling, und das möchte er auch bleiben. Deshalb wird er schön die Klappe halten darüber, mit wem er wo die Nacht verbracht hat. Stimmt doch, Bruderherz, oder?«
    »Du bist ein Schwein, Justin!«, maulte Tyler.
    »Vorsicht, Kleiner!«, warnte Connard. »Wenn du über meinen Freund reden willst, sag lieber was Nettes. Das ist gesünder!«
    Keeva mischte sich ein. »Lasst ihn in Ruhe, Jungs! Tyler war noch nie in Spooky Pines. Ist doch klar, dass er Angst hat.«
    »Hab ich nicht!«, fauchte der Fünfzehnjährige. »Ich ärgere mich nur, denn ich wollte wirklich zum SummerBrawl!«
    Justin verdrehte die Augen. Der SummerBrawl! Er war das Ereignis des Jahres… für die Kleinen, die Alten, die Langweiligen und für Tyler. Die Veranstaltung fand auf einem freien Gelände am Rand des Regierungsviertels statt, wurde von der Präsidentin eröffnet und bot mit ihren Schaukämpfen, Wagenrennen und Rodeo-ähnlichen Wettspielen ein Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie. Es war nicht ganz unblutig, aber man achtete darauf, dass gewisse Grenzen eingehalten wurden. Beim anschließenden Grillfest hatten dann alle Bewohner der Stadt die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und zur Vertiefung nachbarschaftlicher Beziehungen.
    So jedenfalls wurde für den SummerBrawl geworben.
    Die Realität sah anders aus, wusste Justin. Im wahren Leben blieb man schön unter sich! Nicht in hundert Jahren hätte ein Leitender Angestellter von Takeo Industries das Gespräch mit Nachbarn aus den Goonshacks gesucht, oder ein General mit einfachen Soldaten aus den Kasernen unten am Potomac. Wenn es darum ging, ein bösartiges Monster zu bekämpfen, waren die Armen und Unterprivilegierten herzlich willkommen. Aber sonst…
    »Ich glaube, Waashton wäre besser dran, wenn die Erwachsenen uns an die Macht ließen«, murmelte Justin nachdenklich.
    »Yo, find ich gut!« Connard lachte laut. »Keine Vorschriften, keine Sperrstunde, Freibiir für alle! Du wirst Präsident, ich dein General, und dann lassen wir's richtig krachen!«
    »Ich hatte was anderes gemeint«, sagte Justin.
    Doch sein Freund hörte ihn nicht. Connards Lobgesang auf eine glückliche Zukunft - oder das, was er dafür hielt - übertönte fast das doppelte Motorengeräusch. Justin drehte sich nach Keeva um. Er atmete auf, weil sie ihm lächelnd zunickte. Sie hatte verstanden, und nur das zählte. Nur sie wählte.
    Keeva war eine Algonkin. Ihr Großvater White Owl hatte einst seinen gesamten Clan aus den Weiten Kandas(Kanada) nach Süden geführt, auf der Suche nach einem besseren Leben. Er glaubte noch heute, dass der Große Geist seine Schritte nach Waashton gelenkt hatte, auch wenn er nicht sagen konnte, wo genau in den Goonshacks sich das erträumte bessere Leben verbarg.
    »… und dann machen wir Jagd auf die Rev'rends!«, schnitt Connards Träumerei durch Justins Gedanken.
    »Oh, damit musst du nicht warten, bis ich Präsident bin«, sagte er trocken und wies mit dem Daumen hinter sich. »Der da wäre ein guter Anfang! Du brauchst es nur zu sagen, dann halte ich an.«
    Der da hieß eigentlich Manuel Garcia und war so überflüssig wie ein Kropf, fand Justin. Seine Abneigung gegen den jungen Peertorican(Puertoricaner) rührte keineswegs daher, dass Manuel piigmäßig gut aussah mit seiner ebenmäßigen braunen Haut und den langen Haaren. Oder dass er ein aufgemotztes schwarzes Bike fuhr, von dem es hieß, die Rev'rends hätten es ihm geschenkt, weil der Blödmann mit dem Gedanken spielte, sich ihnen anzuschließen.
    Nein, was Justin zum Kotzen fand, war die Art, wie Manuel Keeva anhimmelte - und wie sie darauf reagierte.
    Es war ihre Idee gewesen, den Schönling nach Spooky Pines mitzunehmen. Er hatte auch sofort
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