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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons
Autoren: Stephanie Seidel
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Das schwarze Bike parkte ein Stück entfernt zwischen Felsen, auf der anderen Straßenseite. In dieser natürlichen Garage blieb der Alkohol kühl.
    »Mach dir keine Gedanken um mich, Keeva!«, bat Manuel. Sein Blick bettelte um das Gegenteil.
    »Keine Sorge! Sie hat dich schon vergessen!«, schnappte Justin. Er wandte sich Keeva zu. »Bereust du, dass wir nicht zum SummerBrawl gefahren sind?« Justins Atem roch nach Alkohol und seine blauen Augen glänzten unnatürlich. Sanft schob ihn Keeva auf Abstand.
    »Nö«, sagte sie nur. Sie hätte ihm auch erzählen können, was sie von Schaukämpfen hielt, bei denen der Sieger schon vorher feststand. Oder dass die Algonkin, wie alle Indianer, tief verbunden waren mit dem wilden, unberührten Land fern der Städte. Dass dort ihre Seelen wohnten und ihre Ahnen über sie wachten. Justin hätte das verstanden. Aber es war so mühsam, Worte zu formulieren. Denken ging noch. Aber reden?
    Bitte lass es , dachte sie, als sie Justins Berührung spürte. Keeva mochte sie nicht, diese tastenden Hände, die sich über alle Absprachen hinwegsetzten, kein Tabu respektierten, jedes Nein einfach wegzustreicheln versuchten. Als hätten sie ein Eigenleben.
    Ich bin noch nicht bereit dafür! Wie oft hatte sie das schon gesagt - und warum musste sie es ständig wiederholen?
    »Justin«, flüsterte sie sanft. »Du weißt, dass ich dich liebe, aber…«
    »O ja. Schon klar: Du bist noch nicht bereit dafür«, schnarrte er und rückte beleidigt zur Seite. »Vielleicht solltest du dich allmählich mal fragen, was du eigentlich von mir willst!« Etwas schwerfällig stand er auf. »Oder ob du überhaupt was von mir willst!«
    »Wo gehst du hin?«, fragte Keeva unsicher.
    »Pinkeln!«
    Auf halbem Weg kam ihm Manuel entgegen. Keeva biss sich auf die Lippen, als sie seinen Schatten zwischen den Bäumen sah. Klar: Sie hatte zu viel getrunken; der ungewohnte Alkohol verwirrte ihre Sinne. Aber warum sah Manuel so grotesk verbeult aus? Und warum setzte er seine Füße wie in Zeitlupe auf den Boden?
    Keeva runzelte die Stirn: Irgendetwas war auch anders an Justin! Sie grübelte, was es sein mochte. »Was hast du da auf der Schulter, Justin?«, fragte sie mit schwerer Zunge.
    »Keine Ahnung.« Justin blickte zur Seite. Erschrak. Riss die Hand hoch, um das lange schwarze Ding herunter zu wischen. »Scheiße! Das ist eine Schlange!«
    »Hier is auch eine!«, lallte Connard vergnügt und tastete ins Gras.
    »Nicht!« Keeva blickte kurz zu ihm hin.
    Justins Röcheln ließ sie herumfahren. Erst sah sie ihn gar nicht. Dann hob sie den Kopf - und begann zu schreien. Justin schwebte meterhoch über der Erde, an einem Tentakel, der sich um seinen Hals geschlungen hatte.
    Entsetzt sprang Keeva auf. Mit ihr hob sich Connard von seinem Platz. Auch er hatte einen Tentakel um den Hals, stieg daran in die Höhe, als wäre er gewichtslos.
    Manuel war nicht Manuel. Jetzt, im Lichtkreis des Feuers, entpuppte er sich als glatzköpfiger Mann - oder vielmehr als tentakelbewehrtes Monstrum mit dem Glatzkopf eines Menschen!
    Das kann doch nicht sein! , schrie es in Keeva. Habe ich Halluzinationen? Bin ich im Delirium?
    »Tyler!«, schrie sie, streckte ihre Hände nach ihm aus. »Lauf! Lauf!«
    Der Fünfzehnjährige rührte sich nicht. Er war aufgestanden, sah sie an, doch sein Blick war seltsam leer. Eine Tentakelspitze steckte in seinem Hals.
    Wumm.
    Keeva spürte ein Beben unter ihren Fußsohlen. Der Tentakelmann hatte einen Schritt auf sie zu gemacht. Jetzt war er noch deutlicher zu sehen. Er hatte einen menschlichen Kopf, in etwa eine menschliche Statur, doch aus seinem Körper wuchsen lauter Fangarme, die durchs Gras schlängelten und mit bösartigem Wusch! durch die Luft fuhren, auf der Suche nach ihrer nächsten Beute.
    Es fehlten nur noch Zentimeter bis zu Keeva. Schreiend tauchte sie ab, warf sich herum. Und rannte um ihr Leben.
    Kroow knurrte verärgert, als sein Tentakelgriff ins Leere ging und das Mädchen in der Nacht verschwand.
    Die Jungen genügen , beruhigte ihn Crow. Wir brauchen nur Testmaterial, da spielt es keine Rolle, ob es vier oder fünf sind.
    Kroow hatte Connard, Justin, Manuel und Tyler angestochen, saugte alles Wissenswerte aus ihnen heraus. Schaffte Platz in ihren Hirnen für neue Befehle, deren Wortlaut Crow vorgab.
    Wir sind ein gutes Team! , lobte der General. Absolut unschlagbar! Lass uns weiterhin zusammenarbeiten und wir werden Großes erreichen!
    Der Koordinator spürte, wie ein Glücksgefühl
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