Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
über die Schulter und zog Maddrax mit sich in eine Mulde zwischen zwei Dünenkämmen. Dort breitete sie das Fell im Sand aus und zog ihn zu sich herunter. »Und jetzt will ich dich«, sagte sie mit rauer Stimme und spreizte die Schenkel über seinem Schoß.
     
    Möwengeschrei und Stimmen weckten sie am frühen Morgen. Aruula fuhr hoch und blinzelte in den noch nachtgrauen Himmel. Noch war die Sonne nicht aufgegangen. Sie stand auf, kletterte zum Rand der Dünenmulde hinauf und spähte über den Strand hinweg zum Meer.
    Möwen saßen im nassen Sand und pickten nach Muscheln, die von der nächtlichen Flut zurückgelassen worden waren. Dunstschwaden waberten über der Brandung. Ein Fischerboot durchstieß sie und ruderte aufs offene Meer hinaus. Seine Umrisse verschwammen mit dem Dunst.
    Noch weiter draußen, zwei oder drei Speerwürfe hinter dem Ruderboot, glaubte Aruula einen Schatten auf den Wogen zu sehen. Sie konnte ihn nicht genau erkennen.
    »Ich habe einen gewaltigen Hunger«, tönte es von unten.
    Aruula drehte sich um. In der Mulde stand Maddrax auf dem Fell und dehnte seinen sehnigen nackten Körper. Er warf ihr eine Kusshand herauf und begann sich anzuziehen.
    Wie immer, wenn sie ihn nackt sah, bekam sie Lust auf ihn. »Warte noch«, sagte sie heiser. Sie sprang zu ihm hinunter, warf sich an seine Brust und zog ihn zurück aufs Fell. Ihre Lippen fanden einander, ihre Zungen tanzten miteinander, die Hände des einen verloren auf der Haut des anderen…
    Plötzlich schrie jemand draußen auf dem Meer.
    Beide fuhren hoch. »Was war das?«, flüsterte Aruula.
    »Eine Männerstimme«, sagte Maddrax. »Vielleicht einer der Fischer.« Er tastete nach seinen Kleidern.
    Aruula griff nach ihrem Lendenschurz und knotete ihn sich um die Hüften, während sie wieder zum Muldenrand hinaufhastete.
    Die ersten Strahlen der Sonne wärmten dort bereits den Sand. Der Dunst über der Brandung hatte sich weitgehend aufgelöst. Vier oder fünf Speerwürfe entfernt schaukelte das Fischerboot auf dem Meer. Und noch einmal einen Speerwurf weiter draußen näherte sich ein Schiff.
    »Ein großer Segler«, sagte Aruula. »Irgendwas stimmt nicht mit ihm.«
    »Wie kommst du darauf?« Unter ihr in der Mulde stieg Maddrax in seine Hosen.
    »Weil die Männer im Fischerboot schreien. Außerdem rudern sie zurück zum Strand, und zwar so hastig, als wäre Orguudoo hinter ihnen her.« Sie drehte sich nach ihrem Geliebten um. Maddrax schnürte sich gerade die Stiefel zu. »Bring mein Schwert mit hoch - mir ist, als brauchte ich es bald.«
    Endlich stieg Maddrax zu ihr herauf. Er überreichte ihr das Langschwert und kniete neben ihr am Rand der Kuhle nieder. Lang fielen ihre Schatten auf den strandseitigen Dünenhang. Maddrax spähte aufs Meer hinaus.
    Im Ruderboot legten sich zwei Fischer mächtig in die Riemen. Jedes Mal, wenn sie die Ruderblätter durch die Wogen zogen, stießen sie langgezogene Schreie aus. Halb klangen sie wie Schreckensschreie, halb wie Hilferufe. Noch vier Speerwürfe trennten sie von der Brandung und vom Strand. Der fremde Segler schloss eben zu ihnen auf. Fast berührte sein Bug das kleine Ruderboot bereits.
    »Eine Karavelle«, sagte Maddrax mit belegter Stimme. Aruula hatte das Wort nie zuvor gehört und runzelte verständnislos die Brauen. »Solche Segelschiffe bauten die europäischen Völker lange vor ›Christopher-Floyd‹«, erklärte Maddrax. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das Schiff sieht irgendwie komisch aus… als würde dunkler Nebel seine Konturen ausfüllen. Oder siehst du irgendwo Farben?«
    »Nein. Auch die Menschen an der Reling kommen mir grau und farblos vor«, sagte Aruula leise. »Grau und farblos wie Schatten.« Sie fröstelte. »Irgendwie unheimlich. Und was hat der Segler vor? Wollen sie denn das Fischerboot rammen?«
    Die Karavelle rammte es nicht - ihr Bug schob sich eine halbe Speerlänge weit in das Ruderboot hinein , als würde es dessen Rumpf spalten. Doch kein Holz splitterte, das kleine Boot schwankte nicht einmal. Die beiden Fischer aber hörten auf zu rudern, schrien lauter und der auf der vorderen Ruderbank sprang hoch.
    Doch schon schwangen sich über ihnen zwei der farblos-grauen Gestalten über die Reling und landeten im Ruderboot. Die erste berührte den Fischer auf der hinteren Bank - der erstarrte und hörte auf zu schreien. Die zweite Gestalt streckte die Arme nach dem vorderen Fischer aus, der gerade im Begriff war, über Bord zu hechten - schlagartig hörte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher