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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten
Autoren: Jo Zybell
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allem, die sein Geheimnis seitdem kannten. Sie sollten ihn fortan als einen der ihren betrachten. Nie wieder wollte er dieses Zuhause, nie wieder Bahafaas Zuneigung verlieren. Doch die Erinnerung an Daa'tan quälte ihn sehr - und machte ihm deutlich, wie sehr er sich seit dem Aufbruch seines Volkes ins All verändert hatte. Mehr und mehr gewannen Gefühle die Oberhand, die er früher nicht gekannt hatte.
    Lag es an dem organischen Gehirn des gezüchteten Echsenkörpers, in das sein Daa'murengeist geschlüpft war? Passte er sich den Primärrassenvertretern immer weiter an? Oder fehlte ihm der kontrollierende und regulierende Einfluss zu anderen Vertretern seines Volkes?
    Er wusste es nicht. Doch ihm war klar, dass sich der Prozess nicht aufhalten ließ. Er würde immer mehr vermenschlichen . Umso wichtiger war es, eine Heimat zu haben.
    Grao'sil'aana erhob sich und stapfte zum Strand. Mefju'drex und seine Barbarin entdeckte er nirgends zwischen den Dünen. Gedankenverloren wanderte er an der Küste entlang. Die Dämmerung brach herein.
    ***
    Die Sonne sank bereits, eine kühle Brise wehte. Die Brandung rauschte, Möwen zogen kreischend ihre Kreise. Fischer ruderten ein Stück aufs Meer hinaus und warfen die Netze aus, Muschelsammler stapften durch die Brandung und harkten den nassen Boden auf. Aruula genoss den Abend in vollen Zügen. Wie oft hatte sie sich danach gesehnt: sorglos am Strand ihrer Heimat zu sitzen und weiter nichts als Frieden zu empfinden.
    Sie und Maddrax hatten sich auf dem Dünenkamm niedergelassen. Lange hatten sie geschwiegen, doch sie spürte… nein, wusste , dass ihr Gefährte etwas auf dem Herzen hatte. Und auch, was es war. Er hatte schon viel zu lange stillgehalten, nur um sie nicht zu drängen. Da war es nur fair, wenn sie das Thema endlich zur Sprache brachte.
    »Ein wunderbarer Abend«, sagte sie und atmete tief die frische, leicht nach Salz schmeckende Luft. »Am liebsten würde ich jeden Abend hier sitzen, der Brandung und den Möwen zuhören und die Sonne verabschieden.« Sie griff nach seiner Hand. »Aber ich weiß, dass das nicht möglich ist. Zumindest jetzt noch nicht.«
    Er sah sie erstaunt an. Vermutlich hatte er mit dem Vorstoß ihrerseits nicht gerechnet.
    »Es ist die Unsicherheit über Anns Schicksal, die dich treibt«, fuhr Aruula fort.
    Er seufzte. »Ihre Mutter ist tot, du weißt es, und Ann ist ganz allein. Wenn sie überhaupt noch lebt…« Heiser und sehr leise klang Maddrax' Stimme jetzt.
    Aruula legte den Arm um ihn und zog ihn an sich. »Deine Tochter lebt, ich bin mir ganz sicher.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Wir werden gleich morgen aufbrechen und die Suche nach ihr wieder aufnehmen.«
    Er sah sie an, sichtlich erleichtert. »Du bist so glücklich hier…«, begann er.
    »Schhhh…« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Es waren ganz besondere Tage für mich, trotz all der Aufregung. Ich konnte - wie nennst du es? - meine Bateras wieder aufladen.«
    »Batterien.« Er grinste nun. »Danke, dass du mir den Aufbruch einfach machst. Wir dürfen nicht länger warten. Das Wetter wird schlechter. Wir sollten zusehen, dass wir Irland erreichen, bevor es umschlägt.«
    Aruula dachte an die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln, die sie wie ihre Schwestern liebte. Sie dachte besonders an Tumaara, Dykestraas und Arjeela, die sie ins Herz geschlossen hatte, und an Königin Lusaana und die Priesterin Juneeda, die sie verehrte. Und natürlich an Juefaan, den Sohn Rulfans - fast täglich kam er sie besuchen; als spürte er, dass es da eine Verbindung zwischen ihr und seinem ihm unbekannten Vater gab.
    »Oder…«, er zögerte, »willst du lieber hier bleiben? Ich könnte Rulfan bitten, mich zu unterstützen, und später hierher zurückkehren.« In seinen Zügen las sie ein wenig Furcht, als er es sagte.
    Aruula versuchte sich vorzustellen, wie das sein würde: Er steigt in den Sattel der Flugandrone und fliegt davon, sie bleibt zurück und lebt fortan hier bei ihrem Volk. Würde sie nicht jeden Tag an ihn denken müssen? O ja, das würde sie. Und das würde schlimmer sein, als jetzt schon wieder ihr Volk verlassen zu müssen.
    Sie küsste ihn auf den Mund und schlang die Arme um ihn. »Ich begleite dich. So habe ich es versprochen, so werde ich es halten. Nicht, weil ich es muss, sondern weil ich dich liebe, Maddrax.« Sie nahm seine Hand, stand auf und zog ihn hoch. Noch einen letzten Blick aufs Meer hinaus: Die Nacht dämmerte bereits herauf.
    Sie warf sich das Fell
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