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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Oliver Fröhlich
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ansah.
    Zunächst machte sich Enttäuschung in ihr breit. Offenbar hatte der Ermittler nicht über die Zeit oder Gelegenheit verfügt, nur ausgewählte Daten vom ProMars-Rechner zu stehlen. Der Kristall war vollgestopft mit belanglosem Kram von Spesenabrechnungen bis hin zu Essenbestellungen für die hauseigene Kantine, von Redeentwürfen bis zu Inventarlisten.
    Es verging einige Zeit, bis sich Chandra in der Dateistruktur auskannte und aus der Fülle harmloser Bits und Bytes diejenigen herausfiltern konnte, die sie interessierten. Und dann - endlich! - fand sie versteckt in irgendwelchen Unterverzeichnissen den Ordner CARTER IV.
    Noch einmal versuchte sie, die Dateien auf einen Leerkristall zu kopieren. Sie probierte die unterschiedlichsten Passwörter, doch dann erschien ein Fenster mit dem bedrohlichen Text: »Achtung! Beim nächsten Fehlversuch wird der Datenträger formatiert!« Also gab sie es auf.
    Stattdessen öffnete sie den CARTER-IV-Ordner und las das, was Alix ihr schon berichtet hatte. Dass ProMars den ursprünglich vorgesehenen Kommandanten in einen fingierten Unfall verwickelt und durch Henry Cedric Braxton ersetzt hatte. Dass sein Auftrag lautete, dem Mars ein Horrorszenario auf dem Mond vorzutäuschen. Dass er alle Marsianer auf dem Mond töten und dann als Überlebender mit der CARTER IV nach Hause »fliehen« sollte.
    In dem Verzeichnis entdeckte sie noch weitere Dateien, die sie eingehend studierte. Und dann stieß sie auf etwas, das ihr zeigte, was für eine hinterhältige Organisation ProMars tatsächlich war.
    Chandra nahm den Kristall aus dem Gerät, steckte ihn ein und rief mit ihrem PAC den Ratssprecher an.
    »Sie werden es nicht glauben«, sagte sie, als er sich gemeldet hatte, »aber Henry Cedric Braxton ist nicht alleine! ProMars hat zusätzlich noch eine Agentin an Bord der CARTER IV eingeschleust.«
    ***
    Auf dem Erdmond
    Ich kämpfe gegen die steinerne Umarmung, winde mich wie eine Schlange, doch ich komme nicht frei.
    Mein Körper ist durch die aufgenommene Lebensenergie inzwischen zu stofflich, um durch den Mann hindurchzukriechen. Selbst seine Beine umschlingen mich, schnüren mich ein.
    Mein Blick fällt auf den schwarzen Kasten und die merkwürdige Schale, die der Teilversteinerte trägt. Als er sie auf mich richtete, berührte mich plötzlich ein zarter Hauch.
    Wie das Streicheln von Margaritas Fingern. Das Kitzeln ihres Atems auf meiner Haut. Das sanfte Kratzen ihrer Fingernägel zwischen meinen Schulterblättern.
    Ein wohliger Schauer überkommt mich, wenn ich daran denke. Wie ist es möglich, dass ich Dinge fühlen konnte, die ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gefühlt habe?
    Da höre ich Margaritas Stimme.
    Ich bin hier, mein Geliebter. Komm und befreie mich, und wir werden auf ewig zusammen sein!
    Ich sehe mich um, dann weiß ich es. Die Stimme kommt aus dem schwarzen Kasten. Ich muss ihn haben! Ich will Margaritas Berührung noch einmal spüren.
    Die Lebenden verschwinden aus meiner Sicht. Sie nehmen Margarita mit sich.
    Harre aus, meine Schöne. Ich werde dich befreien.
    Von meiner steinernen Fessel umgeben, rolle ich über den Boden und pralle gegen die Wand. Ein leises Knacken und Knirschen ertönt, als erste Sprünge die Arme meines Kerkermeisters durchziehen. Nach einem zweiten Versuch gesellen sich weitere Sprünge dazu und Stein beginnt zu bröckeln. Nach dem dritten Mal bin ich endlich frei.
    Margarita, ich bin gleich bei dir!
     
    Sie kamen nicht so schnell voran, wie sie es erhofft hatten. Zwar konnte Ric selber gehen, doch seine Schritte waren steif und unbeholfen. Durch den Helmfunk hörte Damon, wie schwer dem Freund das Atmen fiel.
    Zu allem Überfluss hatten sie die Station nicht dort verlassen, wo sie sie betreten hatten. Sie konnten also nicht schnurstracks zur CARTER IV marschieren, sondern mussten erst einen großen Teil des Modulrings umrunden.
    »Gleich haben wir es geschafft«, sagte Damon.
    Ric gab keine Antwort.
    »Calora kann an Bord sicher etwas zusammenbrauen, das dir hilft.«
    Damon schaute auf die Energiekanone in seinen Händen und fragte sich, warum er sie überhaupt mitgenommen hatte. Auch sie hatte nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Wozu also Ballast mit sich herumschleppen?
    Plötzlich verharrten Braxton und Calora Stanton vor ihm in ihren hüpfenden Schritten. Beinahe wäre er ihnen ins Kreuz gesprungen. »Was ist los?«
    Noch bevor sie etwas sagen konnten, sah er es selbst: Vor ihnen stand Sir Francis Drake mit erhobenem Säbel! Er
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