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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Oliver Fröhlich
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Scheißkerl!«, ertönte Rics Stimme aus den Lautsprechern des Raumanzugs. Er richtete das zweckentfremdete Tachyonenortungsgerät auf die durchscheinende Gestalt an und betätigte einen Schalter an dem Batteriekasten. Die Abstrahlantenne der improvisierten Energiekanone gab ein kurzes Knistern von sich.
    Die Waffe zeigte Wirkung! Aber leider nicht die erwünschte.
    Ein Zittern durchlief den Körper des Säbelmannes. »Margarita«, stöhnte er.
    Im nächsten Moment war er bei Ric und berührte ihn an der Hand, die die Abstrahlantenne hielt. Doch der Kontakt währte nur einen Augenblick, denn unvermittelt kam von hinten Larry mit einem wilden Schrei angeflogen.
    »Warum stirbst du nicht endlich?«, brüllte er. Er prallte mit dem Unheimlichen zusammen und drang dabei teilweise in ihn ein. Aber die Wucht reichte aus, um ihn von Ric wegzureißen und zu Boden zu schleudern. Mit aller Kraft umklammerte Larry die Gestalt. Dank der geringen Schwerkraft überschlugen sie sich im Zeitlupentempo zwei-, dreimal.
    Als sie zur Ruhe kamen, gehörte der Kopf in Larrys Helm bereits einer steinernen Statue. Doch er hielt den Unhold so fest in seinen starren Armen, dass sich der nicht gleich herauswinden konnte.
    »Ric!« Damon eilte zu dem Techniker, der ihm während des Flugs zum Freund geworden war. »Alles in Ordnung?«
    »Kann man nich sagn.« Ric klang, als wäre er volltrunken.
    »Mach keinen Mist, Alter!«
    »Kanone! Nimm sie!«
    »Warum?«
    »So schwer! Zieht in der Schulter. Nimm sie!«
    Damon wollte ihm den Gefallen tun, doch Rics Finger umschlossen eisern den Griff der Antenne. Nein, nicht eisern. Steinern!
    »Abbrechen!«, forderte Ric.
    »Das kann ich nicht tun!«
    »Abbrechen! Los!«
    Damon atmete tief durch und nickte dann. Finger für Finger löste er von der Antenne, immer verbunden mit einem widerlichen Knacken und Knirschen. Er übergab sich beinahe in seinen Helm. Dann hatte er die Kanone freigelegt.
    »Haut ab. Denkt… was Neues aus.«
    »Nein! Ich lass dich hier nicht allein.«
    »Das brauchen Sie auch nicht!«, sagte Braxton hinter ihm. »Wir nehmen ihn mit.«
    »Wohin?«
    »Zum Raumschiff.« Er deutete auf den Säbelmann, der noch immer versuchte, sich aus der Umklammerung seines letzten Opfers zu lösen. »Vielleicht hat uns dieser tapfere Soldat den Vorsprung verschafft, den wir benötigen, um die CARTER IV zu starten.«
    ***
    Elysium, Mars
    Die Gedanken in Chandras Kopf zogen ähnlich weite Kreise wie ihr Gleiter auf den Straßen Elysiums.
    Warum hatte der ProMars-Killer sie vor dem Zusammenstoß mit dem Taxi bewahrt? Wollte er das Vergnügen, sie zu töten, mit niemandem teilen? Oder hatte er das aufgegeben, weil ihr ohnehin keiner glaubte? Und weil man den Unfall ProMars hätte ankreiden können?
    Dieser Schluss lag nahe. Hieß das, dass sie nun sicher vor den Agenten war? Wohl kaum. Zumindest würde man sie weiter observieren.
    Mein Gleiter! , zuckte ein Gedanke in ihr auf. Aber natürlich! Vermutlich hatte man ihn mit einem Peilsender versehen, während sie im Ratsgebäude gewesen war, und nun beobachtete ProMars, ob sie das Beweismaterial holte und wohin sie es bringen würde.
    Unter diesen Umständen war es ein zu großes Risiko, Clarice Braxton aufzusuchen. Sie durfte sie nicht in Gefahr bringen. Genauso schied aus, den Kristall zu ihrer Cousine Maya Joy zu bringen. ProMars würde der Präsidentin garantiert vorwerfen, sie habe die Daten manipuliert. Der unparteiliche Ratssprecher stellte die beste Lösung dar. Ein Mann großen Ansehens ohne persönliche Verbindung zu ihr oder Maya, der als Politiker vermutlich auch unter besonderem Schutz stand. Er schien ihre allerletzte Chance zu sein.
    Trotzdem - bevor sie ihn aufsuchte, wollte sie die Daten auf dem Kristall sichten.
    Lange kurvte Chandra ziellos durch die Stadt, bis sie sich einen Plan zurechtgelegt hatte. Sie landete zwei Häuserblocks von einer Bar entfernt, von der sie wusste, dass sie über Lesegeräte verfügte, und parkte den Gleiter direkt neben einer Bahnstation. ProMars würde davon ausgehen, dass sie in das öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen war, um ihre Spur zu verwischen.
    Stattdessen nahm sie - nachdem sie sich selbst nach einem Peilsender abgetastet hatte, den Silberbraue ihr hätte unterschieben können - einen kurzen Fußmarsch im Kauf und suchte die Bar auf. Sie bestellte sich einen alkoholfreien Cocktail, setzte sich vor eines der Lesegeräte und vertiefte sich in die Dateien, die sie als Alix Nugamms Vermächtnis
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