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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Oliver Fröhlich
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Beziehung unterstützte.
    Doch dann war er plötzlich zurückgekehrt und sie musste sich eingestehen, dass sie ihre Gefühle nur hinter einem Panzer aus Eis weggesperrt hatte. Vor sich selbst verborgen. Dennoch hatte das Feuer weitergelodert. Als er mit einem Mal wieder vor ihr stand, zerbrach die Eisschicht, als bestünde sie aus hauchdünnem Glas.
    Es war eine schmerzhafte Erfahrung gewesen, aber auch eine heilsame. Denn Aruula hatte Matt begleitet - und sie hatte Chandra eine Lektion erteilt, die sie nie vergessen würde. Die Marsianerin hatte einsehen müssen, dass Matt und Aruula zusammengehörten.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an die Barbarin von der Erde dachte. Gewiss, es gab genügend Marsianer - insbesondere die von ProMars -, die alle Erdenmenschen so nannten, aber bei Aruula entsprach die Bezeichnung tatsächlich der Wahrheit. Dennoch hatte sich ihr anfangs sehr angespanntes Verhältnis innerhalb kürzester Zeit in eine Freundschaft verwandelt. Gleichzeitig hatten sich Chandras Gefühle für Matt verändert. Zumindest redete sie sich das ein.
    Ihr Herz wusste davon offenbar nichts. Denn warum sonst sollte es sie bei dem Gedanken an den Mann von der Erde mit glühenden Stichen quälen?
    Fünfzehnte Etage. Sechzehnte.
    Sie bedauerte, dass Matt und Aruula so schnell auf die Erde zurückkehren mussten. Vor vierzehn Tagen waren sie in den Zeitstrahl im Mie-Krater getreten. Allerdings konnte sie es auch verstehen, denn schließlich suchte Matt noch immer verzweifelt nach seiner Tochter Ann.
    Zwar hatte sich ein Shuttle der Mondstation an der Suche beteiligt, da aber die Funkverbindung zum Erdtrabanten aus unbekannten Gründen abgebrochen war, wusste man nicht, mit welchem Ergebnis. Natürlich zog die Ungewissheit Matt mit aller Gewalt auf die Erde zurück. Und da war der Strahl eben der kürzeste Weg gewesen. Auch wenn die CARTER IV inzwischen aufgebrochen war, um in der Mondstation nach dem Rechten zu sehen, hätte der Flug Matt mehrere Monate gekostet, während der Zeitstrahl sie nur um fünf Wochen in die Zukunft versetzte.
    Ein kalter Schauder überlief Chandras Rücken, als sie daran dachte, was Matt ihr von Anns Mutter erzählt hatte: Jennifer Jensen war von einem unbekannten Feind versteinert worden! Und sie war nicht die Einzige auf der Erde, der das widerfahren war. Womöglich hatte Ann sogar alles mit ansehen müssen. Das arme Kind!
    Ein leises Summen erklang im Fahrstuhl und die Türen glitten zur Seite.
    Dreiundzwanzigste Etage. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Der Gang besaß keinerlei nach außen gerichtete Fenster, doch die aus Monitoren bestehende Decke vermittelte den Eindruck, als befände man sich unter freiem Himmel. In regelmäßigen Abständen lockerten grüne Inseln den Flur auf, künstlich angelegte Minigärten mit Stechwedeln oder Weißkernsträuchern. Sehr geschmackvoll.
    Chandra wandte sich nach links, wo sich nach den Hinweisschildern Appartement zweiundvierzig befand.
    Jeden Schritt setzte sie zögerlicher als den vorhergehenden. Sollte sie es tatsächlich tun? Gegen den erklärten Willen der Präsidentin?
    Ja, es musste sein! Außerdem: Falls es etwas brachte, war Maya ihr sicher dankbar. Und falls nicht, brauchte sie es ja nicht zu erfahren.
    Es ging um ProMars. Ein Begriff, gegen den Cousine Maya schon eine Art allergische Reaktion entwickelt zu haben schien. Auch Chandra drehte es beinahe den Magen um, wenn sie an diese Organisation dachte, die offen Fremdenfeindlichkeit propagierte. Unter dem Vorwand, das Beste für Vater Mars zu wollen, schimpften ihre Mitglieder auf die kriegstreiberischen Barbaren von der Erde, kritisierten die erdnahe Politik der Präsidentin und wollten alle Angehörigen des Waldvolks aus den Städten vertreiben. Wurzelfresser nannten sie sie. Oder Baumhocker und Halbkäfer. Und das waren noch die schmeichelhafteren Bezeichnungen.
    Das Schlimmste aber war, dass die ProMars-Leute vermutlich tatsächlich überzeugt waren, sie täten alles nur zum Wohle des Roten Vaters. Dafür waren sie sogar bereit, das Leben »guter Marsianer« zu opfern. Wie zuletzt Roald Jordan Tsuyoshi, der Chef des Nachrichtensenders Elysium News Transmitter . Er hatte den Fund eines versteinerten Ur-Hydree verschwiegen und lästige Mitwisser töten lassen. Und er hatte geplant, die Strahlanlage der Alten in die Luft zu sprengen und die Tat ihr und Quesra'nol, einem weiteren Ur-Hydree, in die Schuhe zu schieben. Dass es nicht so weit gekommen war, hatte sie einem
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