Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Privatermittler namens Alix Nugamm zu verdanken, der sich bei ENT eingeschlichen und die mörderischen Pläne entdeckt hatte, bevor Roald Jordan Tsuyoshi sie ausführen konnte. [1]
    RJT, wie die Mitarbeiter des Senders ihn nannten, hatte sich durch Selbstmord aus der Verantwortung gestohlen. Wie Chandra von Maya wusste, hatten die Exekutiven bisher noch keinen Beweis dafür gefunden, dass der Senderchef ProMars in seine Pläne eingeweiht hatte. Und so galt er als verwirrter, irregeleiteter Einzeltäter, von dem sich die Organisation öffentlich distanzierte. Dennoch hatte ihr Ruf beträchtlichen Schaden davongetragen.
    »Hier habe ich die neusten Statistiken«, hatte Maya ihr bei ihrem letzten Gespräch freudestrahlend berichtet. »Seit Roalds Tod und dem Bekanntwerden des geplanten Anschlags hat ProMars fast ein Viertel seiner Mitglieder verloren. Aber auch die Sympathisanten kehren ihnen den Rücken. Eine sehr positive Entwicklung, wie ich finde.«
    »Natürlich«, stimmte Chandra zu. »Dennoch traue ich dem Frieden nicht.«
    »Wie meinst du das? Sieh dir nur mal die schlechten Einschaltquoten von ENT an! Auch unter neuer Führung zeigen sie sich ProMars-freundlich, und innerhalb weniger Tage hat der bisherige Außenseiter Elysium Entertainment & Info den alteingesessenen Sender überflügelt! Ist das nichts?«
    Chandra nickte. »Ich habe mal ins aktuelle Programm von ENT geschaut. Ungeachtet aller Ereignisse bringen sie noch immer Beiträge darüber, wie gefährlich der Kontakt mit den Erdmenschen sei und dass man ihn abbrechen müsse, wenn man eine Katastrophe verhindern wolle.«
    »Siehst du? Die lernen es nicht! Und dadurch vergraulen sie nach und nach ihre Zuschauer.«
    »Aber zeigt es nicht auch, dass sie noch nicht aufgegeben haben? Ich kann nicht glauben, dass sie tatenlos dabei zusehen, wie ihnen die Leute davonlaufen. Wir dürfen ProMars jetzt nicht vom Haken lassen, sondern müssen ihnen den Todesstoß versetzen.«
    » Den Todesstoß versetzen! Du hörst dich schon fast wie eine von ihnen an. Wie sollen wir das deiner Meinung nach tun?« Maya lehnte sich im Bürosessel zurück und lächelte Chandra an. Diese hingegen wusste, dass die Entscheidung längst gefallen war, egal, was sie noch sagte.
    Sie versuchte es dennoch. »Wir dürfen nicht lockerlassen. Wir müssen ihre Büros durchsuchen, ihre Computeranlagen, ihre Unterlagen, Gesprächsprotokolle, einfach alles. Vielleicht finden wir belastendes Material.«
    »Ja, vielleicht. Und wenn nicht? Dann stehen wir dumm da. Nein, Cousine, das funktioniert nicht. ProMars wird sich selbst wesentlich effektiver zerstören, als wir es könnten.«
    »Aber…«
    Maya ließ sich nicht unterbrechen. »Mit welcher rechtlichen Handhabe sollten wir eine Durchsuchung durchführen? Die Öffentlichkeit würde davon erfahren und den Eindruck bekommen, dass wir der Organisation eine größere Bedeutung zugestehen, als sie tatsächlich hat. ProMars würde Zeter und Mordio schreien und sich als unschuldig verfolgte Gruppe darstellen, die nur das Wohl des Mars und seiner Bevölkerung im Sinn hat, während die Regierung zu unfairen Mitteln greift. Nein, politische Intervention ist nicht die Lösung! Ich vertraue auf die Intelligenz der Bevölkerung.«
    »Aber wir könnten doch…«
    »Nein, Chandra! Schluss damit! Wir könnten gar nichts. Wir werden abwarten, bis sich ProMars eigenhändig den Strick um den Hals legt. Ich verbiete dir, etwas anderes auch nur zu denken!«
    Selbst heute, zwei Tage später, hätte Chandra am liebsten vor Wut geschrien, wenn sie daran dachte. Sah Maya denn nicht, dass sie ProMars dadurch erlaubte, sich von dem schweren Schlag zu erholen?
    Ein angeschossenes Raubtier ist besonders gefährlich , hatte Matt einmal zu ihr gesagt. Eine Redewendung von der Erde, doch auf dem Mars nicht weniger zutreffend.
    Noch immer glaubte sie, Mayas Stimme zu hören. Ich verbiete dir, etwas anderes auch nur zu denken.
    »Tja, Cousine«, murmelte sie. Vor Appartement zweiundvierzig blieb sie stehen. »Ich tue sogar mehr, als nur daran zu denken.«
    Noch einmal sah sie sich um, ob sie auch wirklich alleine auf dem Gang war. Dann strich sie mit dem Daumen über den Sensor neben der Tür. Auch wenn sie nichts hörte, dürfte drinnen ein Summsignal den Bewohner darauf aufmerksam machen, dass draußen Besuch wartete.
    Nach wenigen Sekunden öffnete ein vielleicht zwölfjähriger Mann(Marsjahre! In Erdenjahren ist er also etwa doppelt so alt.) mit strubbeligen roten Haaren die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher