Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Tür. Er trug nur eine knallrote Unterhose und eine blaue Socke.
    »Hallo, Alix«, sagte Chandra.
    Aus verquollenen Augen starrte Alix Nugamm ihr entgegen. Der Privatermittler, der Roald Jordan Tsuyoshis Plan vereitelt hatte, sah aus, als sei er gerade erst aus dem Bett gekrochen. »Was wollen Sie denn hier?«
    »Können wir das nicht drinnen besprechen? Vielleicht mit mehr Textilien am Körper?«
    Alix brummte etwas Unverständliches und ließ sie passieren.
    Zehn Minuten später war er nicht wiederzuerkennen. Mit gekämmten Haaren und manierlich gekleidet sah er beinahe wie ein zur Kommunikation fähiges Lebewesen aus. Nur die noch immer verquollenen Augen trübten den Eindruck.
    »Eine harte Nacht gehabt?«, erkundigte sich Chandra.
    »Die Nacht war in Ordnung.« Er lachte sie an. »Nur der Morgen ist hart.«
    Nun musste auch Chandra schmunzeln. Sie betrat das Appartement und ließ sich in einen Sessel im Wohnzimmer sinken. »Sie haben doch nicht etwa in einer Bar damit geprahlt, einen Verbrecher zur Strecke gebracht zu haben.«
    »Wo denken Sie hin? Schließlich haben wir vereinbart, dass meine Rolle in dem Drama nicht öffentlich gemacht wird.« Er holte aus der Küche ein Glas mit einer sprudelnden giftgrünen Flüssigkeit, die er mit angewidertem Gesichtsausdruck in sich hinein schüttete. »Für einen Privatermittler ist es eben besser, wenn man sein Gesicht nicht kennt.«
    Wenn es nach Roalds Tod nach Alix' Willen gegangen wäre, hätte er sich nicht einmal mit Chandra unterhalten. Aber sie hatte darauf bestanden, den Mann kennenzulernen, der ihr das Leben gerettet hatte. Nach langem Bitten und Betteln hatte er dann schließlich zugestimmt. Seiner Miene nach zu schließen, bereute er es inzwischen schon wieder.
    »Also, was führt Sie zu mir?«
    »Obwohl Sie sich bei ENT als Laufbursche eingeschlichen haben, ist es Ihnen gelungen, Zugriff auf die Rechner der Chefredakteurin und des Senderchefs zu erlangen und dadurch an alle notwendigen Informationen zu kommen.«
    »Ich weiß, ich war dabei.«
    »Was ist das für ein Gefühl, RJT das Handwerk gelegt zu haben?«
    »Das Gefühl eines erledigten Auftrags eben. Warum fragen Sie?«
    »Ist das wirklich alles? Wie stehen Sie zu ProMars, Alix?«
    Er verzog das Gesicht noch angewiderter als bei seinem giftgrünen Katerfrühstück. »Na schön, wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich verabscheue diese Typen! Ihre zweischneidige Moral, ihre Verlogenheit. Ich halte sie für gefährlich. Und es war mir eine Genugtuung, ihnen ins Handwerk zu pfuschen.«
    Chandra lächelte und lehnte sich zurück. »Das wollte ich hören. Haben Sie Lust auf eine zweite Runde?«
    »Die wie aussehen sollte?«
    »Ich würde Sie gerne beauftragen, sich bei ProMars einzuschleichen und dort nach Material zu suchen, mit dem wir der Organisation den Garaus machen können. Beweise für ihre Beteiligung an Verbrechen. Unterlagen, was sie als Nächstes planen. Dank Ihrer Zurückhaltung weiß nur eine Handvoll Menschen davon, dass ProMars die letzte Schlappe Ihnen zu verdanken hat. Aus den Daten, die Sie vom Rechner der Chefredakteurin - wie hieß sie noch gleich?«
    »Sendara Kirin Angelis.«
    »Richtig. Aus den Daten, die Sie von ihrem Rechner gezogen haben, kennen Sie doch einige Namen von ProMars-Mitgliedern. Das ist Ihre Eintrittskarte in diesen illustren Verein.«
    Alix stellte das Glas, in dem eine grünliche Kruste klebte, auf den Tisch und setzte sich in den Sessel gegenüber Chandra. Dass seine Augen inzwischen fast Normalgröße erreicht hatten, zeigte ihr sein Interesse. Dennoch hatte er noch Vorbehalte. »All diese Namen habe ich dem Sicherheitsmagistrat übergeben.«
    »Ich weiß. Bitte behalten Sie das für sich, aber wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe, wird niemand all diese Leute behelligen. Über die bloße Mitgliedschaft hinaus ist ihnen nichts nachzuweisen. Und da man nicht den Eindruck einer Hexenjagd erwecken will, lässt man sie in Ruhe.«
    »Hexenjagd?«
    »Ein alter irdischer Ausdruck.«
    »Verstehe. Trotzdem habe ich Bedenken. Sendara Kirin Angelis kennt mich. Sie könnte mich auffliegen lassen.«
    »Die sitzt im Gefängnis. Und angesichts der brisanten Daten, die Sie auf ihrem Rechner gefunden haben, wird das Tribunal sie noch für eine ganze Weile wegsperren.«
    Der Ermittler nagte für einige Sekunden an seiner Unterlippe. Dann stand er auf und streckte sich. Von den Nachwirkungen einer alkoholreichen Nacht war nichts mehr zu sehen. Das Jagdfieber hatte ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher