Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2721 – Der Paradieb

2721 – Der Paradieb

Titel: 2721 – Der Paradieb
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Bungalow auf der Suche nach einem Raum, in dem ich es mir gemütlich machen konnte.
    Keiner von uns vermochte abzuschätzen, wie lange wir auf der Lauer liegen würden. Das hatten wir mit den früheren Rossis gemein, wenn auch sonst nicht viel.
    Der schwülstige Einrichtungsstil war nicht unbedingt mein Fall. Ich fand die Wohnung überladen mit Reminiszenzen an die terranische Inselgruppe der Seychellen, zu denen jenes längst versunkene Cosmoledo gehört hatte, nach dem das Raumhabitat benannt worden war.
    Im Hauptaufenthaltsraum hing sogar eine überdimensionierte Nachbildung des Wappens dieses historischen Inselstaats an der Wand, gleich über dem kitschigen, offenen Kamin: zwei Schwertfische, irgendein Vogel, Ritterhelm, Palme, Wellen und Wolken, Segelschiff und Schildkröte ... Viel überladener ging es kaum. Wer immer das Emblem verbrochen hatte, war Anhänger der universalen Kunsttheorie gewesen, mehr sei im Zweifelsfall mehr, Klotzen besser als Kleckern und Dezenz ein Zeichen von Schwäche.
    Die Schrift auf dem verschlungenen Band am unteren Rand konnte ich nicht entziffern.
    Ein anderer aus unserem ruhmreichen Quartett sehr wohl. »Finis coronat opus«, las Trelast-Pevor alias Leandor Rossi vor. »Antik-Terranisch. Es bedeutet: ›Der Abschluss krönt das Werk.‹ Ich nehme das als positives Omen.«
    Dass er hinter mich getreten war, hatte ich natürlich bemerkt, obwohl er sich für einen Mann seiner Größe bewundernswert leise zu bewegen wusste. Aber er strahlte Lebenswärme ab wie ein zwei Meter hoher Ofen.
    »Blöder Spruch«, erwiderte ich. »Klingt bombastisch und ist doch bei genauerer Überlegung total nichtssagend. Jeder Schluss krönt jedes Werk, oder? Da wäre ja ›Ende gut, alles gut‹ noch vergleichsweise optimistisch.«
    »Sei nicht so streng mit den missratenen Nachkommen unseres Volkes. – Übrigens ist die Hütte sauber. Auch unsere Ankunft und der Austausch der Bewohner sind vonstattengegangen, ohne dass Aufsehen erregt oder etwas an höhere Instanzen des terranischen Netzwerks weitergemeldet worden wäre.«
    Die Einsatzvorbereitung hatte also funktioniert. Deswegen brach ich noch lange nicht in Euphorie aus. »Und jetzt warten wir und harren, was beziehungsweise wer da kommen möge.«
    »Ich habe Strickzeug gefunden«, sagte der hagere, meist vornübergebeugt gehende Tefroder. Er holte hinter seinem Rücken einen dicken Wollknäuel hervor, in dem vier lange Nadeln steckten. »Eine hochinteressante Kulturtechnik, eine der ältesten dieser Welt. Aus einem einzigen Faden komplexe dreidimensionale Gebilde zu wirken fasziniert mich immens.«
    Nun, wir haben alle unsere Macken.
     
    *
     
    Ich entschied mich schlussendlich für jenes Gästezimmer, das am weitesten vom Hauptraum entfernt lag.
    Die Aussicht war vergleichsweise öde: Dünen, palmenartige Gewächse, zusammengeklappte Sonnenschirme, die keinen anderen Zweck erfüllten, als Lokalkolorit zu verbreiten. In Cosmoledo-Orbital wurde die UV-Strahlung so dosiert, dass selbst die albinotischsten Arkoniden nicht in Gefahr geraten wären, sich einen Sonnenbrand einzufangen.
    Aber ich sehe ohnedies mit anderen Augen. Ich bin Vitaltelepathin.
    Im Kleinen heißt das, dass ich erkennen kann, ob mein Gegenüber guter Dinge ist, ängstlich oder selbstsicher; ob der andere lügt, die Wahrheit spricht oder einfach zu dumm für beides ist. Ich sehe Stimmungen, ich sehe Krankheiten. Letzteres behalte ich meistens für mich.
    Einzig bei demjenigen von uns, der neuerdings Clorus Rossi heißt, versage ich. Ich vermeide, ihn mit meinem Parasinn zu betrachten.
    Wer studiert schon gerne lebende Leichen?
    Meine Fähigkeit wirkt aber auch in weit größerem Maßstab. Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen finde ich ohne große Mühe – sofern die »Nadel« lebt, also Vitalenergie ausstrahlt.
    Anders ausgedrückt: Einer der relativ wenigen Bewohner des Cosmoledo-Habitats hätte ziemliche Schwierigkeiten, sich an diesem Ort vor mir zu verstecken.
    Auf dicht besiedelten Planeten voller Flora und Fauna hingegen, insbesondere in Großstädten, sieht die Sache anders aus. Die unzähligen Vitalsilhouetten überlagern einander, verwischen und verzerren sich bis zur Unkenntlichkeit.
    Grundsätzlich gilt, dass mir einzelne Lebewesen je nach Vitalität »paraoptisch« heller oder dunkler gefärbt erscheinen. Und was beziehungsweise wer strahlt am hellsten von allen?
    Richtig: ein Aktivatorträger.
    Aber selbst dessen goldenes, nahezu jede tote Materie durchdringendes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher