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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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das Dach der Villa kam der nächste Angreifer heran. Malandras Augen wurden groß, als er Bruno, den Vater Gosys und das Oberhaupt der Andronenreiter-Sippe von Saadina erkannte. Bislang war er vom Angriff eines feindlichen Conte ausgegangen - nun wurde ihm klar, wem er den Überfall in Wahrheit zu verdanken hatte. Doch wie hatte Gioseppina so schnell ihre Leute alarmieren können? Allein der Weg nach Saadina nahm schon eine Tagesreise in Anspruch!
    Es blieb ihm keine Zeit weiter darüber nachzugrübeln. Mit einem Schlachtruf ging Bruno auf die beiden Wächter los. Malandra duckte sich ängstlich, sein Zierschild über sich haltend.
    Die beiden Soldaten zielten mit ihren Lanzen auf die Unterseite des Tieres, doch die Stöße zeigten keine Wirkung. Sie glitten einfach am Panzer der Flugandrone ab.
    Bruno hatte sich seitwärts aus dem Sattel gelehnt und schlug mit einer Lederpeitsche in Richtung des Grafen. Mit einem lauten Knallen krachte das gehärtete Ende punktgenau auf den Schild Malandras. Holz splitterte. Wenige Augenblicke und zwei schnelle Hiebe später hatte der Conte nur noch den Holzgriff seines Schmuckschildes in der Hand.
    »Holt ihn da runter! Zerhackt ihn in Stücke«, kreischte der Graf, während er rückwärts auf den Eingang des Gesindehauses zukroch. Der Hauptmann hatte unter dem steinernen Torbogen, der die Fronttür umfasste, Stellung bezogen und schoss einen Brandpfeil nach dem anderen ab.
    Einer davon traf einen Angreifer im Flug. Mit einem heißen Zischen entzündeten sich die Flügel der Androne. Das Tier zirpte vor Schmerz, versuchte aus eigener Kraft an Höhe zu gewinnen - vergeblich. Es roch nach verbranntem Horn. In vollem Flug krachte die riesige Ameise samt Reiter gegen die Vorderseite der Villa. Ein Knacken ertönte, als ein Teil der Wand nachgab und das Gespann unter sich begrub.
    Malandra war inzwischen beim Hauptmann angekommen. Wie ein ängstliches Kind hockte er sich hinter ihn, nutzte den Körper des Mannes als Schild. »Wo bleiben unsere Reiter, verdammt?«, schrie er.
    Der Hauptmann entzündete einen neuen Feuerpfeil und schoss ihn in Richtung von Brunos Androne ab. Doch er hatte schlecht gezielt und das Geschoss flog knapp über den Kopf des Hünen hinweg. »Sie sollten längst hier sein!«, antwortete der Hauptmann. »Die Söldner wurden angewiesen, den Hof zu verteidigen!«
    Der Conte fluchte laut. »Unfähige Tölpel! Die Gilde hat uns gleich vollständig in die Ecke gedrängt!«
    Nicht weit entfernt droschen die beiden Wächter weiter auf Bruno und sein Reittier ein. Sie beide bluteten aus mehreren Wunden, die die Peitschenhiebe des Andronenreiters ihnen beigebracht hatten. Einer hatte einen blutigen Striemen quer über das Gesicht davongetragen. Blut lief ihm in die Augen, und er zielte nur noch fahrig mit seinem Speer.
    Bruno lenkte sein Tier zu dem geschwächten Mann herum. Mit einem gezielten Ruck an den Zügeln ließ er die Androne zuschnappen. Der Wächter wurde von den mächtigen Kauscheren erfasst und hin und her geschüttelt.
    Sein Kollege schrie panisch auf, ließ den Speer fallen und fasste seinen Freund an den Füßen. »Lass ihn los!«, forderte er, und es war nicht klar, ob er das Insekt oder seinen Reiter meinte.
    Zu spät: Mit einem reißenden Geräusch durchtrennte die Androne den Körper des Wächters. Der andere stolperte zurück, als die untere Hälfte seines Kollegen seinem Ziehen nachgab und auf ihn stürzte.
    Der Anblick war zu viel für den Conte. Er erbrach sich auf den Steinboden des Gesindehaus-Flures.
    Bruno stieß einen triumphierenden Schrei aus und lenkte seine Androne auf den Hauptmann und den Grafen zu. In einer geschmeidigen Bewegung glitt er aus dem Sattel und ließ seine Peitsche knallen. Splitternd zerbrach der Bogen mit dem Brandpfeil in den Händen des Soldaten.
    Auf diese Art entwaffnet, blieb ihm nur die Flucht. Der Hauptmann wandte sich um und rannte ins Gesindehaus hinein. Man hörte eine Tür knallen, dann war er verschwunden.
    Malandra war zu schwach, um sich aufzurichten. Seine Kehle brannte von der heißen Magensäure, die ihm hochgeschossen war. Erschöpft kam er auf die Beine und blickte aus müden Augen auf den Leiter der Andronenfarm von Saadina.
    Hinter dem Mann, der mit einem wütenden Grinsen fast den gesamten Türrahmen einnahm, wurde immer noch gekämpft. Ersterbende Schreie ertönten, das Summen der fliegenden Andronen hallte von den Wänden des Innenhofes wider. Der Geruch von Blut und Ameisensäure lag in der Luft.
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