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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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Ihres Vaters - gelernt haben.«
    Es konnte fast nicht schlimmer werden. Malandra hatte sich von ihr gelöst, mit verschränkten Armen blickte er auf Gosy herab. Seine Augen erschienen ihr leer und kalt. Er hat das alles nur gespielt! Und ich habe nichts davon gemerkt!
    »Gioseppina, ich bitte dich! Eine Frau als Leiterin meiner berittenen Truppe - wie sieht das denn aus! Außerdem, verbieten das nicht auch die Gesetze eurer Gilde?« Der Conte grinste wissend.
    Das war genug! Nicht nur, dass Malandra mit ihr gespielt und sie betrogen hatte, nein, jetzt verspottete er sie auch noch, zog sie mit ihrer Gutgläubigkeit auf und rieb ihr genau das unter die Nase, weswegen sie von Saadina geflüchtet war. Wütend holte sie aus und schlug dem Conte mit der flachen Hand ins Gesicht. Das klatschende Geräusch hallte von den Wänden der Residenz wider.
    »Wachen!«, rief der Verwalter, entsetzt von der unvermittelten Attacke gegen seinen Herrn. »Der Conte wird angegriffen!«
    Sofort kamen zwei Soldaten aus den Ställen herbeigerannt.
    Malandra sagte nichts. Er hielt sich die gerötete Wange, aber er hörte nicht auf, sein selbstgefälliges Grinsen zur Schau zu stellen. Gosy sah es nur verschwommen durch die unablässig fließenden Tränen.
    »Schon gut«, schluchzte sie. »Ich habe verstanden!« Resigniert wandte sie sich ab und ging auf ihre Flugandrone zu.
    Die Soldaten machten Anstalten, sie zu ergreifen, aber Malandra hielt sie zurück. »Lasst sie gehen!«, rief er. »Sie wird ohnehin nicht wiederkommen…«
    Gosy war regelrecht übel vor Wut und Enttäuschung. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wandten sich diese Gefühle gegen sie selbst. Wie hatte sie nur so naiv und blind sein können? Wie hatte sie erwarten können, dass eine mittellose Andronenreiterin an der Seite eines reichen Conte ein glückliches Leben verbringen würde?
    Kraftlos zog sie sich in den Sattel und ließ ihre Flugandrone abheben. Sie flog ein paar Runden über der Residenz des Conte, bis sie einen Entschluss gefasst hatte.
    Noch war es nicht zu spät, in ihr altes, behütetes Leben zurückzukehren. So lenkte sie das Tier über das Meer zurück nach Saadina. Sie wusste nicht, wo sie sonst hätte hingehen sollen…
    ***
    Es war bereits Mittag, als sie das Festland erreichten. Die Sonne brannte kraftvoll auf die zwölf Flugandronen samt ihren Reitern. Die glitzernde See und die diesige Witterung über dem Meer erschwerten die Ausschau nach Brunos flüchtiger Tochter zusätzlich.
    Sie flogen gestaffelt in einer breiten Phalanx, um möglichst viel Luftraum abzudecken. Ihr grundsätzlicher Plan aber war es, dem Conte Malandra einen Besuch abzustatten und sich dort nach der Andronenreiterin zu erkundigen.
    Matthew Drax sah das als ihre beste Chance für den Moment an. Zu erwarten, sie könnten das Mädchen auf dem Hin- oder Rückflug erwischen, erschien ihm als eher unwahrscheinlich.
    Aruula, die hinter ihm auf der Androne saß, hatte vorhin gemutmaßt, dass Gosy eventuell auch abgestürzt und ertrunken sein könnte. Natürlich sagte sie das nicht den anderen. Bruno war schon nervös genug. Doch die suchenden Blicke Signore Peedros und einiger weiterer Begleiter, die auch immer wieder hinunter zur See gingen, sprachen davon, dass auch sie diese Möglichkeit in Betracht zogen.
    Wie oft ist wohl schon ein Reiter mitten auf dem Meer mit seinem entkräfteten Tier niedergegangen? , fragte sich der Mann aus der Vergangenheit.
    Ein jähes Absacken der Flugandrone riss ihn aus seinen Gedanken. Aruula keuchte erschrocken, als das Tier in einen stetigen Sinkflug überging. Matt wusste für einen Moment nicht, warum es so reagierte, bis er bemerkte, dass auch die anderen Andronenreiter tiefer flogen. Das Tier war seinem Gruppeninstinkt gefolgt, weil Matt die Zügel nur locker in den Händen gehalten hatte.
    »Was ist los?«, rief Aruula ihm ins Ohr.
    Er deutete hinüber zu Bruno, der etwa eine halbe Speerwurflänge vor ihnen flog. Der Hüne hatte sich zu ihnen umgedreht und winkte energisch. Dann deutete er nach unten, wo sich ein langläufiger Sandstrand an der Küste ausbreitete.
    Matt kniff die Augen zusammen. Jetzt sah er es auch: Nur etwa fünf Meter über dem Boden flog eine einzelne Androne dahin! Ob sie beritten war oder nicht, konnte man von hier aus nicht einschätzen. Sie war, noch ein paar Kilometer entfernt, nur als länglicher schwarzer Punkt zu erkennen. Der Schatten der Androne fiel auf den hellen Strand, sodass es von oben aussah,
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