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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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umrundete es einmal, zweimal.
    Gosy ging das Herz auf, ihren Liebsten so glücklich zu erleben. Sie spürte es, jetzt, in diesem Augenblick: Alles würde gut werden. Eine wunderbare Zukunft lag vor ihr, ein erfülltes und prachtvolles Leben. Vergessen waren all der Gram und die Traurigkeit darüber, ihr gewohntes Leben und ihre Familie hinter ihr zu lassen. Hier war ihr Platz, an der Seite dieses wundervollen Mannes.
    Noch immer konnte Malandra sich gar nicht satt sehen an dem Geschenk, dass sie ihm gemacht hatte. Er tätschelte den prallen Unterleib des Tieres, strich über die massiven Beine und bewunderte die stoische Ruhe, mit der die Androne auf dem Hof stand. Dann lachte er und klatschte in die Hände. »Sie ist wunderschön«, sagte er und drehte sich zu seinen Bediensteten und Soldaten um, die jetzt langsam aus den Nebeneingängen und dem angrenzenden Gesindehaus auf den Hof traten, um das ungewöhnliche Tier zu begutachten.
    »Seht her!«, rief Malandra. »Seht sie euch an! Das hier ist die Mutter unseres neuen Andronenheeres! In wenigen Monden schon werden die Jungtiere, die in den Eiern dieser Königin heranreifen, von besten Söldnern beritten, an vorderster Front für uns und unsere Grafschaft kämpfen!«
    Jubel brandete aus den Reihen der Wächter und Soldaten auf, die Knechte und Mägde klatschten verhalten.
    Jetzt wird er sicher gleich unsere Hochzeit verkünden, und dass ich seine Andronenfarm aufbauen und leiten werde , dachte Gosy und seufzte ergriffen. Der Conte hatte wirklich ein Gespür für romantische Situationen!
    »Ich danke euch!«, rief Malandra. »Niemand wird uns jetzt noch aufhalten können!«
    Erneuter Applaus und einige Hochrufe. Der Conte winkte ab und die Schaulustigen verschwanden wieder zurück in die Häuser, um sich ihrem Tagewerk zu widmen.
    Gosy schürzte vor Enttäuschung die Lippen. Sie überlegte einen Augenblick, dann hellte sich ihre Miene wieder auf. Wahrscheinlich wartete der Graf einen festlicheren Rahmen ab, um die Neuigkeit kundzutun. Natürlich: Sicher hatte er bereits ein Fest organisiert und wollte sie damit überraschen.
    Gosy fiel dem Conte impulsiv um den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Sie bewundern dich!«, schwärmte sie. »Wenn wir erst Mann und…«
    »Herr!«, wurde sie von einem untersetzten Mann unterbrochen, der auf sie zugelaufen kam. Es war der Verwalter des Grafen. »Fürwahr, Ihr habt nicht zu viel versprochen! Zugegeben: Ich hatte meine Zweifel, ob es Euch noch gelingen würde, die prekäre Situation der Grafschaft zu retten. Aber dieser Plan ist in der Tat genial!«
    Der Conte nickte wohlwollend und deutete eine leichte Verbeugung an. »Ich überhöre mal das Wort ›Zweifel‹ in deiner Rede und erfreue mich an dem restlichen Geseiere«, knurrte er. Dann winkte er den Mann zu sich und wandte sich gleichzeitig Gosy zu. »Was wolltest du noch mal für das Tier haben?«, fragte er im geschäftlichen Tonfall. »Das Doppelte des üblichen Preises für eine geflügelte Androne?«
    »Was?«, entfuhr es ihr. Das kann er nicht ernst meinen! »Wir… hatten eigentlich eine ganz andere Vereinbarung getroffen!«
    Malandra beäugte die Andronenreiterin misstrauisch. »Wie meinst du das?«
    Gosy fiel aus allen Wolken. Der Graf würde doch nicht…? »Wir… die Heirat!«, stotterte sie.
    »Heirat?«, fragte der Verwalter und blickte seinen Herren fragend an.
    »Papperlapapp!«, machte der Conte und quetschte kraftvoll den Oberarm der jungen Frau, die ein leises »Au!« von sich gab. »Ich und die junge Dame hier hatten vereinbart, dass sie für den Transport und das Tier fürstlich entlohnt wird. Ich weise dich hiermit an, den doppelten… ach was, den dreifachen Kaufpreis einer Flugandrone aus der Schatzkammer zu holen und ihr auszuhändigen.«
    Nichts in der Stimme des Conte ließ jetzt noch auf die Verliebtheit schließen, die Gosy sonst in ihr erkannt zu haben glaubte.
    Das ist ein Albtraum! , schrie alles ihr. Ich kann mich doch nicht so in ihm getäuscht haben! Er… er liebt mich doch!
    »Und die Andronenfarm?«, flüsterte sie, und Tränen rollten ihr über die Wangen. Es waren heiße Tränen der Wut und der Enttäuschung. »Die Ausbildung der Tiere und der Reiter? Was ist damit?«
    »Warum sollte der Conte daran Bedarf haben?«, fragte der Verwalter irritiert. »In den letzten Wochen ist es ihm gelungen, die fähigsten Söldner des Umlandes für sein Heer zu gewinnen. Sie werden die Jungtiere zureiten, wie sie es - sogar teilweise auf der Farm
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