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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff
Autoren: Ronald M. Hahn
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bereits erteilt habe. Ihnen ist nichts hinzuzufügen.«
    Er knallte die Hacken zusammen und machte so artig Männchen, dass es seinem geliebten Führer gefallen hätte. Dann wandte er sich auf dem Absatz um und stiefelte steifbeinig zu den Sturmmännern hinauf, die das Eingangsportal bewachten und auf bessere Zeiten warteten.
    »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Arschloch«, sagte Hasso leise. Er drehte sich um. Bootsmann Friedrichsen knallte aus ihm unbekannten Gründen ebenfalls die Hacken zusammen. Umspielte ein amüsiertes Grinsen seine Lippen? Hasso war sich nicht ganz sicher. »Bleiben Sie beim Wagen«, sagte er. »Ich geh mal eben ums Haus und dreh ein Ding.«
    Friedrichsen zog die rechte Braue hoch. »Sie werden sich doch nicht in Gefahr begeben, Herr Leutnant? Wenn Sie sich mit diesen Banditen anlegen und ins Gras beißen, wüsste ich in Gotenhafen nicht zu erklären, wieso ich ohne Sie komme.«
    »Mir passiert schon nichts«, sagte Hasso. »Ich bin hier aufgewachsen und kenne auf diesem Grundstück jedes Mauseloch.« Er zwinkerte Friedrichsen zu. »Aber es ist ein erfreuliches Gefühl zu wissen, dass es jemanden gibt, der mich vermisst, wenn ich ins Gras beiße.«
    Friedrichsen schaute grinsend zu Boden. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Herr Leutnant«, sagte er. »Aber wenn es wirklich passieren sollte und diese Typen daran beteiligt sind, tun Sie mir bitte den Gefallen und nehmen Sie so viele wie möglich von denen mit.«
    Hasso zog fragend eine Braue hoch. »Höre ich da etwa einen Anflug von Defätismus in Ihrer Stimme?«
    Friedrichsen spitzte die Lippen, schaute zum Himmel auf und pfiff Lili Marleen .
    Hasso umrundete das Gebäude. Hinter der zweiten Ecke öffnete er seine Pistolentasche. Wer euer Auftraggeber auch ist , dachte er, mein Tagebuch nehmt ihr nicht mit. Eher mach ich euch alle kalt. Die Vorstellung, jemand könne seine in der Obertertia entstandenen Gedichte lesen, ließ ihn vor Scham erröten.
    ***
    März 2526
    Dass Sepps Anfrage in Hohngelächter ersoff, war nicht das Schlimmste. Schlimmer als die Demütigung, nicht als vollwertiger Mensch erkannt zu werden, war der Spott der grenzdebilen Freibeuter, die das rohe Gelächter Rotbaads und des Wirtes aus dem Schlaf riss.
    Da es für asoziale Elemente normal ist, zuerst um sich zu treten und erst dann nach der Quelle ihres Unmutes auszuschauen, hatten die vier Tresenschläfer sich schon an der Gurgel, als der Wirt sie über den Grund des Lärms in Kenntnis setzte. Dass das Pack sich über einen achtzig Zentimeter großen Menschen lustig machte, rief Sepps Empörung hervor, und er wünschte sich erneut, zwei Meter groß zu sein: Dann nämlich hätte er den Typen die Fresse poliert.
    Käpt'n Rotbaad, der mit dem Gelächter angefangen hatte, war auch als Erster fertig und brüllte um Ruhe. Dann rappelte er sich mit Hilfe des Steuermanns vom Boden auf und sagte: »Er will mit uns auf Raubtour gehen. So einen guten Witz habe ich schon lange nicht mehr gehört.«
    »Wir auch nicht«, sagten seine Männer. Der Wirt nickte dienstbeflissen, und der Guul, der nicht wusste, um was es ging, klaubte die Scherben seiner zerschellten Flasche vom Boden auf.
    »Nun, da er sich gerade erboten hat, eine Runde zu spendieren«, fuhr Rotbaad fort, »sollten wir ihm vielleicht die Chance einräumen, uns von seinen Qualitäten zu überzeugen.« Er nickte dem Wirt zu, der sogleich unter den Tresen griff und einen Meter Bier vor ihm und seiner Crew abstellte. Die Freibeuter ließen Sepp hochleben und griffen zu. Sepp zückte seufzend seine Börse und drückte dem Wirt drei alte Silbermünzen in die hornige Kralle.
    Helmoot, vom Lärm inzwischen ebenfalls erwacht, verließ den Fenstertisch mit dem leeren Humpen und hielt ihn dem Wirt hin, obwohl er gar nicht zur Runde zählte. Normalerweise hätte Sepp nun sein Kurzschwert gezückt und den Parasiten in seine Schranken gewiesen, doch angesichts des nun sanftmütiger gewordenen Kapitäns war es wohl taktisch klüger, sich nicht wie ein Raufbold aufzuführen. Also nickte er dem Wirt gnädig zu, der daraufhin eine Flasche in das Behältnis entleerte. Helmoot huschte an seinen Platz zurück und schob seinen Rüssel in den Humpen.
    »Nuuun«, sagte Sepp. »Ich kann zwar keine klassische Matrosenausbildung vorweisen, Messieurs, aber…« Nach dem »Aber« zählte er alle Berufe auf, in denen er schon tätig gewesen war, spulte eine Liste aller Sprachen ab, in denen er parlieren konnte, und ließ die Namen einiger
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