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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff
Autoren: Ronald M. Hahn
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berühmter Forscher und Haudegen fallen, mit denen er schon auf Reisen gewesen war - zum Beispiel den des Fliegenden Korvettenkapitäns Matthew Drax aus dem Lande Meeraka. Zum Schluss warf er noch ein, dass ihm der Sinn hauptsächlich nach Rauben, Morden und Brandschatzen stehe. Er dachte an sein letztes haarsträubendes Abenteuer in Kobenhachen [1] , und sofort fiel ihm das entscheidende Argument ein: »Außerdem kann ich aufgrund meiner körperlichen Eigenschaften durch Löcher kriechen, durch die sonst nur Mäuse kommen!«
    Schweigen brach aus. Irgendwo im Hintergrund murmelte einer von Rotbaads Männern: »Da Köttel hat recht. So ein' brauche mir, Käpt'n.«
    »Halt's Maul, Ratzo«, fauchte Rotbaad. Seine rechte Hand flog nach hinten und klatschte ins Gesicht eines rattenhaft aussehenden Bleichgesichts mit roten Albinoaugen und strohigem Haar. Ratzo fiel - wie zuvor der Steuermann - vom Hocker. Die Flasche in seiner Hand zerschellte auf den Steinplatten. Zum Glück hatte er sie schon geleert, sodass Sepp nicht in einer Pfütze stehen musste.
    »Aber vielleicht hast du ja recht«, fuhr Rotbaad fort und zog die Stirne kraus. »In der Tat könnte der Zwe… der Herr Nüssli eine Bereicherung unserer Mannschaft sein. Doch dafür…«, er drehte sich augenzwinkernd zu seinen Mannen um, »müsste er selbstverständlich die Aufnahmeprüfungen durchlaufen, die für alle neuen Crewmitglieder gelten.« Erheitert bis grenzdebil klingendes Gelächter wurde laut, das Sepp misstrauisch machte, und er nahm sich vor, höllisch aufzupassen, damit man ihn nicht über den Tisch zog.
    »Und was wären das für Prüfungen?«, fragte Sepp vorsichtig.
    Käpt'n Rotbaad beugte sich auf seinem Hocker vor. »Ich bin mir nicht sicher, ob du ihnen auch wirklich gewachsen bist.« Er betonte das Wort so frech, dass hinter ihm brüllendes Lachen aufklang.
    »Kein Problem!« Sepp ignorierte die Anspielung und warf sich in die Brust. »Mit etwas Übung in Sachen Blutdurst kann jeder lernen, wie man Hälse abschneidet!«
    »Ich habe es nicht anders erwartet.« Rotbaad nickte. »Nun gut: Es sind genau drei Prüfungen, die man bestehen muss, bevor man den Eid des Freibeuters schwören darf.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Sepp begierig. »Einen Humpen leeren, ohne ihn abzusetzen?«
    »So ähnlich.« Rotbaad nickte. Seine Männer lachten inzwischen hinter vorgehaltener Hand. Sepp hatte zunehmend das Gefühl, dass man ihn nicht für voll nahm.
    »So ähnlich«, wiederholte Rotbaad. »Im Grunde ist es ganz einfach. Selbst Blondyne hat die Prüfungen bestanden.« Er grinste. »Wer mit uns auf der Duopfa fahren will, muss Folgendes tun…«
    Seine Männer spitzten die Ohren und beugten sich neugierig vor. Dies kam Sepp eigenartig vor, da sie doch genau wissen sollten, was der Kapitän ihm erzählen wollte.
    »Erstens: Der Prüfling muss seinem Wagemut beweisen, indem er ein Ei aus dem Nest eines Vogels nimmt, der an einem hohen Ort nistet.«
    Die Freibeuter kicherten.
    »Pah«, sagte Sepp. »Das ist eine meiner leichtesten Übungen.« Seine Höhenangst würde er angesichts der in Aussicht stehenden Belohnung sicher leicht überwinden.
    »Zweitens: Der Prüfling muss seine Unverfrorenheit beweisen, indem er nackt vor die Stadtwache tritt und ihr an den Kopf wirft, dass sie aus unfähigen Muttersöhnchen besteht.«
    Die Freibeuter klopften sich johlend auf die Schenkel.
    Sepp errötete. »Das… ähm… kann ich gewiss auch bewerkstelligen.« Er täuschte ein mutiges Nicken vor.
    »Und drittens…« Rotbaads Lippen wurden nun von einem Lächeln geziert, das ein misstrauischer Mensch vielleicht als tückisch gedeutet hätte. »Der Prüfling muss seine Fingerfertigkeit beweisen, indem er sich bei Nacht und Nebel an Bord eines ankernden Schiffes schleicht und dem Zahlmeister die Kasse stiehlt.«
    Die Freibeuter japsten mit hochroten Gesichtern nach Luft.
    Rotbaad deutete hinaus. »Was natürlich erst geht, wenn ein Schiff eingefahren ist, dessen Kasse zu stehlen sich lohnt«, fuhr er fort. Sein Blick fiel auf den inzwischen wieder am Fenster schnarchenden Helmoot. »Die schmutzige Pinasse, die unserem Schiff gegenüber liegt und diesem Stinktier gehört, ist dazu nicht geeignet.«
    Sepp runzelte die Stirn. »Und das heißt?«
    »Du musst warten, bis ein Schiff einläuft. Die erste und die zweite Prüfung kannst du aber, wenn's beliebt, schon mal abarbeiten.« Rotbaad dachte nach. »Sag mir, wo du Quartier bezogen hast, dann lasse ich dir heute Abend
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