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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu
Autoren: Manfred Weinland
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sie keinen anderen Weg fand, Hi'schi aufzuspüren. Mit etwas Lauschen würde es funktionieren, daran hegte sie keine Zweifel.
    Aber noch war es nicht nötig, den Eingriff vorzunehmen. Noch blieb die kleine Glasscherbe, die sie mitgenommen hatte, in der Tasche ihres schwarzen Einteilers aus Spinnenseide.
    Sie hielt unwillkürlich den Atem an, als der Lastenschweber die Kontrollstation des Gebäudes passierte und in einer Abfahrt verschwand. Sie machte sich bereit, im richtigen Moment abzuspringen und eine neue Deckung zu suchen. Es musste alles ganz schnell gehen.
    Der Wegeplan hing gleich hinter der erstbesten Tür, die Aruula mit der Eisenstange aufhebelte. Als hätte Wudan persönlich ihn dort als Geschenk für sie befestigt. Schon nach kurzem Studium des Gebäudegrundrisses kam für sie nur ein Bereich als Unterbringungsort für Hi'schi in Frage. Er war auf der Karte mit einem Symbol gekennzeichnet, das ein Gitter zeigte, darunter das Wort »Zellentrakt«.
    Aruula tastete unwillkürlich nach dem Telepathieblocker unter ihrer Stirnhaut. Sie war erleichtert, dass sie ihn wahrscheinlich doch nicht selbst entfernen musste, um den Drakullen aufzuspüren.
    Dann hörte sie Schritte… und huschte blitzschnell hinter eine Säule, deren Durchmesser auch zwei von Aruulas Statur verborgen hätte.
    Zwei ins Gespräch vertiefte Angestellte der Anlage gingen an ihr vorbei und verschwanden hinter der nächsten Gangbiegung. Aruula sandte einen kurzen Dank an die Götter, dass sie die Beschädigung an der Tür nicht bemerkt hatten.
    Sie verschwendete keinen Gedanken mehr an die Männer, sondern warf noch einmal einen langen Blick auf die Wandtafel, prägte sich den Korridorverlauf ein… und sprintete los.
    ***
    Ein Dreierpulk von Luftschiffen verließ Elysium mit Kurs auf den Mie-Krater. Matts Vorschlag, den Zeitstrahl im Ernstfall vielleicht als Waffe gegen den Streiter einzusetzen, hatte zuerst für einen Aufschrei unter den Räten gesorgt, war dann aber offenbar von den hinzugezogenen Vertretern der Wissenschaft als geradezu inspirierend gefeiert worden. Spontan war der Entschluss gereift, einen Exkurs zum Mie-Krater zu unternehmen und die Möglichkeiten vor Ort unter die Lupe zu nehmen.
    Ursprünglich hatte Matt Aruula mit auf den Abstecher nehmen wollen, aber zu seiner Überraschung nahm sie davon Abstand. Sie sei, wie sie sagte, lange genug am Himmel unterwegs gewesen. Fast hatte es so geklungen, als wäre sie froh, ihn mal nicht ständig auf der Pelle zu haben.
    »Wenn Sie länger hier bleiben, müssen Sie sich unbedingt auch den Mount Olympus ansehen«, plauderte der Leiter der Kurzexpedition, Rivar Saintdemar. Er war fast einen Kopf kleiner als der Durchschnittsmarsianer und damit fast auf Augenhöhe mit Matt. »Der Mie-Krater ist eine flache Schüssel dagegen! Stellen Sie sich nur vor: Der Olympus ist so hoch, dass seine Spitze aus der Atmosphäre ragt, ganze sechsundzwanzig Kilometer!«
    Matt hatte den größten Vulkankegel des Sonnensystems bislang nur im Überflug aus großer Höhe gesehen und wusste von dessen Dimensionen. Leider würde die Zeit für einen Abstecher nicht reichen; er wollte so schnell wie möglich zur Erde zurück, um Gewissheit über seine Tochter Ann zu erlangen.
    »Leider ist der Krater selbst seit einigen Monaten für die Öffentlichkeit gesperrt«, fuhr Saintdemar fort. »Angeblich gab es einen Unfall bei Bergbauarbeiten dort.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie könnten also nur einen Rundflug buchen - aber auch das lohnt sich!«
    Matt stand nicht der Sinn nach Touristenzielen - auch wenn der Strahl der Hydree, der aus dem Mie-Krater im Norden in den Himmel stach, selbst als solches galt. »Geben Sie der Idee mit der Tunnelfeldanlage eine reelle Chance?«, fragte er, während er den Blick über die nächtlichen Ebenen des Mars schweifen ließ. Die einzigen Lichtquellen waren die Sterne und der Widerschein der beiden Monde, ansonsten herrschte tiefste Nacht.
    »Den Strahl als Waffe zu benutzen?«, fragte Saintdemar nach.
    Matt nickte.
    »Ganz ehrlich?«
    »Natürlich.«
    »Das geht jetzt nicht gegen Sie, Commander… aber Ihre Vorstellung, den Strahl der Alten über Magnetfelder oder Ähnliches bewegen und steuern zu können, um ihn gegen einen Angreifer aus dem All zu richten… nun, ich halte diese Idee in der Praxis für nicht umsetzbar.«
    Matt war überrascht. »Dann macht dieser Ausflug keinen Sinn. Wenn jetzt schon feststeht…«
    Rivar Saintdemar sah ihn freundlich an. »Erstens ist
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