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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu
Autoren: Manfred Weinland
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angestellt hat, und sie von deiner Friedfertigkeit überzeugen. Dann wird sie den Folterknechten, die so mit dir umgesprungen sind, die Hörner stutzen.«
    Hi'schis Blicke signalisierten es: Er wollte ihr Glauben schenken - nichts lieber als das. »Das kann ich nie wieder gut machen.«
    Aruula ließ es eine Weile so stehen. Dann sagte sie: »Wenn es dein Gewissen beruhigt - einen Gefallen wüsste ich, den du mir tun könntest. Ich glaube, es könnte dir sogar Spaß machen. Was du an Wissen benötigst, bringe ich dir im Handumdrehen bei…«
    »Wovon redest du?«
    »Von einem… Test.«
    »Test?«
    Sie erklärte es ihm. So simpel und verständlich wie möglich. Hi'schi hörte aufmerksam zu. Schließlich sagte er: »Ihr Menschen seid komisch.«
    Für einen Moment kam Aruula ins Grübeln. Aber dann schob sie jeden aufkeimenden Zweifel beiseite.
    »Also, was sagst du? Abgemacht…?«
    ***
    Chandra Tsuyoshi war überrascht, als sie die Bildschirmnachricht aus dem Hotel erhielt, in dem sie Matt und seine Freundin untergebracht hatte. Sie war nüchtern gehalten, offenbar von einem der Angestellten im Auftrag abgefasst. Trotzdem begann ihr Herz lauthals zu pochen.
    Der Absender bewirkte das: Matthew Drax.
    Er wünschte sich eine Begegnung unter vier Augen - nur er und sie. Er war extra früher vom Mie-Krater zurückgekehrt, um dieses Treffen zu arrangieren. Aruula, so schrieb er, war bei Clarice Braxton zu Gast und würde nicht vor morgen früh ins Hotel zurückkehren.
    Allzu eng schien seine Beziehung zu der Barbaren-Zicke nicht zu sein, wenn er solche Tricks anwandte. Chandra war es recht. Von sich aus hätte sie nie um ein Treffen mit ihm gebeten; umso glücklicher war sie in diesen Momenten, dass er die Initiative ergriff.
    Also haderte sie nicht lange mit sich, obwohl die Einladung überraschend kam. In diesem Augenblick merkte sie, dass sie sich etwas vorgemacht hatte. Da war durchaus noch ein Funke Gefühl für diesen Mann - vielleicht sogar mehr als nur das.
    Rasch kramte sie in ihrem Kleiderschrank nach ihrem vorteilhaftesten Kleid.
    Je näher der verabredete Termin rückte, desto aufgeregter wurde Chandra.
    Was genau wollte Matthew von ihr? Ging es wirklich nur um eine private Plauderei?
    Sie merkte, wie die Fantasie mit ihr durchging.
    Wie lange hatte sie das vermisst!
    ***
    Eine Stunde später
    »Herein!«
    Es war seine Stimme, zweifelsfrei.
    Sie prüfte den Türknauf. Die Tür war unverschlossen, Chandra trat ein. Er kam ihr entgegen. »Schön, dass du Zeit gefunden hast.«
    »Schön, dass du an mich gedacht hast.«
    »Ich habe dich nie vergessen.«
    War dies bereits das eindeutige Signal, das sie sich so erhoffte? Sie gingen aufeinander zu. Er legte die Hände an die Außenseiten ihrer nackten Arme. Ihr Kleid war ärmellos und hatte einen Ausschnitt bis zum Nabel - gefühlt sogar noch tiefer.
    »Matt - nicht.« Ihr Widerstand kam ohne große Überzeugungskraft. Sie wollte nicht, dass er seine Hände zurückzog, auf gar keinen Fall. »Deine Freundin…« Sie sah sich wie suchend um. »Bist du sicher, dass -«
    Er legte den Zeigefinger auf ihren Mund. »Psst! Wollen wir darüber jetzt reden? Wir haben nicht viel Zeit - aber die sollten wir nutzen. Was meinst du?«
    »Ich meine…« Sie hob die Hände und streifte sich die Träger ihres Kleides über die Schulter. Mit ein wenig Unterstützung seinerseits würde es bis zu den Knöcheln hinab rutschen. »Wenn du wüsstest, wie ich diesen Moment herbeigesehnt habe…« Sie konnte nur noch flüstern, mit rauer, verlangender Stimme. »Ich habe mir selbst etwas vorgemacht, als ich glaubte, dich vergessen zu können, aber die Wahrheit… du kennst die Wahrheit!«
    »Und ob! Ich habe es immer geahnt!«
    Fassungslos wankte Chandra von Matthew weg, der keine Anstalten machte, sie festzuhalten.
    In der Verbindungstür zur Nachbar-Suite stand Aruula.
    Matthew zog sich in den Hintergrund zurück. Er tat es nicht andeutungsweise erschreckt, obwohl er ihr doch diese Einladung hatte zukommen lassen. Was nur einen Schluss zuließ: Dies war ein abgekartetes Spiel!
    Aber warum ? Wie hatte er sich dafür hergeben können?
    »Du siehst etwas verdattert aus, Gnädigste!«, fauchte Aruula. Und kaum hatte sie ausgesprochen, kam sie wie eine Furie auf Chandra zugerannt.
    Die dachte nur noch an Flucht…
    Aruula stürmte der Flüchtenden hinterher.
    Sie hatte es gewusst! Plötzlich schien aller Aufwand, den sie betrieben, selbst die Gesetze, die sie vermutlich gebrochen hatte,
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