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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu
Autoren: Manfred Weinland
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erlebt hatte: Es schien keine Möglichkeit zu geben, die Tunnelfeldanlage auf ein anderes Ziel als die Erde auszurichten. Enttäuscht hatten die Forschergruppe und er nach Mitternacht die Rückreise angetreten.
    Und nun das hier …
    Der Portier fing ihn ab, als er schon auf dem Weg zum Lift war.
    »Herr Drax…?«
    »Ja?«
    »Es wurden zwei Nachrichten für Sie hinterlassen. Die eine… hätte ich Ihnen ohnehin mitgeteilt, sie stammt vom Hotel selbst und betrifft Ihre… Partnerin.«
    »Aruula? Ich wollte sowieso gerade zu ihr.«
    »Sie ist nicht in der Suite.«
    »Sondern?«
    »In der Verwahranstalt.«
    Es dauerte geschlagene zehn Sekunden, bis Matt begriff, was der Portier damit meinte. »Im Gefängnis ?«
    »Wenn das der auf der Erde übliche Begriff für Verwahranstalt ist, dann: ja.«
    Auf sein Verlangen hin schilderte der Hotelangestellte, was vorgefallen war. »Wurde eine von beiden ernsthaft verletzt?«, war die vordringliche Frage, die Matt im Anschluss geklärt haben wollte.
    »So viel ich weiß, nein.«
    »Und sind… beide in der Verwahranstalt?«
    »So viel ich weiß, nein.« Offenbar hatte der Portier einen neuen Lieblingssatz.
    »Erstens: Wie komme ich zum Gefä… zur Verwahranstalt?«, erkundigte sich Matt. »Und zweitens: Sie erwähnten eine zweite Nachricht.«
    Der Portier langte in die Innenseite seiner Livree und zog ein Kuvert heraus. Es trug das Präsidialemblem.
    Maya…
    Matt riss den Umschlag auf und las die darin befindlichen Zeilen.
    Es ging um Hi'schi. Die Präsidentin wollte ihm persönlich mitteilen, dass der Drakulle - offenbar mithilfe eines Komplizen - aus dem Gebäudekomplex geflohen war, in dem man ihn untergebracht hatte.
    Matt dachte sofort an Vogler und Clarice. Hoffentlich hatten die beiden ihre Fürsorge nicht übertrieben.
    Doch bevor er das klären konnte, musste er sich zuerst um jemand anders kümmern…
    ***
    »Danke, dass du mich rausgeholt hast. War es schwer?«
    »Dein großes Glück, dass wir in den Kreisen, die das hier ausbügeln können, gut gelitten sind. Noch zumindest. Was ist nur in dich gefahren? Chandra würde sich nie und nimmer auf eine handfeste Prügelei mit dir einlassen, wenn sie nicht dazu gezwungen würde. Bist du diesmal zu weit gegangen, Aruula?«
    Sie bestiegen den Schweber, der Kurs auf das Hotel nahm.
    »Wenn wir schon dabei sind, mir den Hals umzudrehen…« Aruula seufzte reumütig. »Ich schwöre, ich habe inzwischen erkannt, dass ich mich danebenbenommen habe. Deshalb lege ich lieber gleich die ganze Wahrheit auf den Tisch…«
    Sie erzählte von ihrer Täuschungsaktion. Was Hi'schis Befreiung mit einschloss. Matt fiel die Kinnlade herunter. Offenbar war alles noch viel schlimmer als geglaubt.
    »Damit kommst du nicht durch. Alle fahnden nach dem Drakullen! Das musst du klarstellen - und den Kopf dafür hinhalten!«
    Sie spürte, dass er es ernst meinte. Ziemlich kleinlaut sagte sie: »Ich spreche mit Chandra - wäre das okay? Ich werde alles gestehen. Vorher holen wir Hi'schi aus dem Hotel ab. Er wird sich im Zimmer verkrochen haben…«
    Doch im Hotel erwartete sie der nächste Tiefschlag: Hi'schi war nirgends aufzutreiben, obwohl sie die ganze Suite auf den Kopf stellten.
    »Er muss die Gelegenheit genutzt haben, um sich abzusetzen«, sagte Matt düster. »Wir müssen ihn finden. Schnell. Bevor er sich zu weiteren Dummheiten hinreißen lässt.«
    »Weitere Dummheiten?«
    »Die größte war, sich zu deinem Komplizen machen zu lassen!«
    ***
    Hi'schi irrte durch einen Stadtdschungel, wie er zuvor noch nie einen gesehen hatte. Er wurde immer konfuser, immer hilfloser. Weg, nur weg , dachte er. Weg von all den Häusern. Den Straßen. Den Gestalten.
    Er hetzte dem Stadtrand entgegen. Dahinter schien ein ausgedehnter Wald zu liegen. In der Natur kannte er sich aus. Er würde einen Platz finden, wo ihm niemand mehr weh tat, niemand mehr Dinge von ihm verlangte, die -
    Eine Frau trat ihm in den Weg.
    Er blieb stehen.
    Das alte Spiel.
    Sie würde irgendeine Fleisch gewordene Traumvorstellung in ihm sehen. Sie wieder loszuwerden, würde Mühe bereiten. Dabei war er so mitgenommen, so matt…
    Vielleicht merkte sie es. Sie sah freundlich aus. Besorgt.
    Ließ sich nicht abhalten, ihn in die Arme zu nehmen…
    Hi'schi seufzte.
    Schneller als geglaubt holte ihn die Ruhe ein.
    Er atmete aus.
    Es war wie eine Erlösung.
    ***
    Maya hörte sich Aruulas Beichte an. »Das wird Konsequenzen haben«, sagte die Friedenspräsidentin. »Ich muss darüber
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