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2594 - Begegnung der Unsterblichen

2594 - Begegnung der Unsterblichen

Titel: 2594 - Begegnung der Unsterblichen
Autoren: Frank Borsch
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nicht einmal, den Wartungsmodus aufzurufen.«
    Sinnafoch sah wieder zu Philip. Er hatte dem Okrill, der lediglich ein Tier gewesen war, die Induktivzelle einpflanzen lassen. Die Zelle hatte Intelligenz in Philip erwachen lassen, hatte ihn vom Tier zu einem echten Gefährten werden lassen.
    Ohne die Zelle ... was konnte von Philip geblieben sein? Hatte sich seine Persönlichkeit ausreichend gefestigt, um nicht mehr länger auf die Zelle angewiesen zu sein? Sinnafoch bezweifelte es. Würde der Okrill sonst leblos in einem Regenerationstank schweben?
    »Wir können ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen.« Sinnafoch wandte sich wieder an den Okrivar. »Gibt es eine Behandlung für ihn?«
    »Eine, Frequenzfolger. Sie ist auch nicht weiter schwierig. Wir können die Induktivzelle des Okrills operativ entfernen. Vielleicht gelingt es uns, sie auszulesen.«
    »Das scheint mir eine schwache Hoffnung.«
    »Keineswegs. Außerhalb des Gehirns vermögen wir ungleich besser auf die Zelle zuzugreifen. Außerdem könnte die Entfernung nur der eine Teil der Operation sein.«
    »Und der zweite?«
    »Wir könnten dem Okrill eine neue Induktivzelle einpflanzen. Sein Gehirn ist durch die erste Operation auf eine Einpflanzung vorbereitet, Zelle und Gewebe würden innerhalb von Stunden miteinander verwachsen.«
    Eine neue Induktivzelle ... wieso eigentlich nicht? Ein einfacher Austausch eines Ersatzteils, als handele es sich um ein technisches Gerät. Der Gedanke lag auf der Hand. Trotzdem sperrte sich etwas in Sinnafoch dagegen. »Wozu?«, fragte er. »Was wird die neue Zelle mit Philip machen?«
    »Das, was du willst, Frequenzfolger. Der Okrill, sollte sein Gehirn noch intakt sein, wird wie ein Kind sein. Er wird der Zelle nichts entgegenzusetzen haben. Sie wird ihn nach deinem Willen formen ... «
    Sinnafoch musterte den Okrivar. Konnte er ihm vertrauen? Er war sich nicht sicher. Seit Kruuper - keine zwei Tage war das her - sein eigenes Leben gegeben hatte, um Sinnafoch zu retten, sah er die plumpen Wesen in neuem Licht. Sie stellten nicht mehr länger bloße Werkzeuge für ihn dar.
    Er fand in ihnen Spuren von Kruuper: sei es der Gang der Okrivar, einige Ausdrücke oder bestimmte Gesten. Sie erinnerten ihn an den Gefährten. Sie machten ihn traurig. Und manchmal auch wütend: Kruuper hatte ihn im Stich gelassen. Nach allem, was er für ihn getan hatte. War er nicht wie ein gütiger Mentor für den Okrivar gewesen? Hatte er ihn nicht gefördert, wo es ihm nur möglich gewesen war? Hatte er ihm nicht eine Existenz ermöglicht, von der ein gewöhnlicher Okrivar nicht einmal träumen konnte?
    Kruuper hatte es nichts bedeutet. Er hatte Sinnafochs Leben gerettet - und anschließend das eigene weggeworfen.
    Manchmal malte sich Sinnafoch aus, auf welche Weise er Kruuper bestraft hätte, hätte der Okrivar seine Tat überlebt. Und manchmal überkam ihn während seiner Phantasien ein Gefühl, das ihm Angst machte: Neid. Kruuper hatte hinter sich gebracht, was noch vor Sinnafoch lag. Kruuper war gestorben, hatte die Last des Lebens ein für alle Mal abgeschüttelt.
    »Frequenzfolger?«, fragte der Arzt leise. »Wie lauten deine Anweisungen? Sollen wir die Operation ... «
    Ein Signalton unterbrach Mohinder. Ein Holo entstand zwischen dem Okrivar und Sinnafoch.
    Satwa. Sie war in der Zentrale der VAT-DREDAR geblieben, während er sich um Philip kümmerte.
    »Frequenzfolger«, sagte sie. »Wir haben den Zielsektor erreicht.«
    »Ja ... und?«
    »Ich schlage vor, dass du in die Zentrale kommst und dir selbst ein Bild machst ... «
    Sinnafoch holte tief Luft. »Ich komme sofort.«
    Er trennte die Verbindung, das Holo verschwand.
    »Ich danke dir für deine Arbeit, Mohinder. Ich werde mir deinen Vorschlag überlegen.«
    Er warf Philip einen letzten, langen Blick zu, dann riss er sich los und eilte in die Zentrale.
    *
    Die Schneise.
    Der Ort, an dem er seine Rettung suchte: Perry Rhodan.
    Sinnafoch betrachtete diesen Sektor Anthurestas aus der Zentrale der VAT- DREDAR. Ein Holo erzeugte die Illusion, ungehindert in den Weltraum hinauszublicken.
    Die Schneise war eine Anomalie. Ein Schlauch, zehntausend Lichtjahre lang, mit einem Durchmesser von fünfhundert Lichtjahren. Weder gab es einen Sektor in Anthuresta, der mit der Schneise zu vergleichen gewesen wäre, noch war Sinnafoch in seinen vielen Leben auf seinen Reisen in zahlreiche Galaxien ein Gebiet von ähnlicher Beschaffenheit untergekommen.
    Die Schneise war beinahe frei von Sonnen, als
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