Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2594 - Begegnung der Unsterblichen

2594 - Begegnung der Unsterblichen

Titel: 2594 - Begegnung der Unsterblichen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
versucht, ihnen zu vermitteln, was niemand außer ihm selbst auch nur im Ansatz zu ermessen vermochte.
    Mondra hatte recht. Nichts, was er oder Mondra ersinnen mochten, konnte Tifflor erschüttern. Tifflor hatte diese Regungen vor langer Zeit hinter sich gelassen. Und dennoch ...
    »Er ist immer noch ein Mensch«, sagte Rhodan. »Er ist immer noch Julian Tifflor.«
    »Ja. Und wenn du mich fragst: Genau das macht ihn unheimlich.«
    Rhodan antwortete nicht, musterte den Menschen, der reglos wie eine Statue in der Zentrale stand.
    Mondra hatte es in ihrer forschen Art auf den Punkt gebracht: Was Julian Tifflor unheimlich machte, war genau das: dass er Mensch geblieben war.
    Er war Tiff, der Gefährte der ersten Jahre. Einer der ersten Absolventen der Raumakademie der Dritten Macht. Als sogenannter Kosmischer Lockvogel hatte Julian Tifflor unter Einsatz seines Lebens die Springer aus der Reserve gelockt - und damit der Menschheit einen großen Dienst erwiesen.
    Ein Draufgänger mit Überblick. Ein Anführer mit Team-Qualitäten. Ein mutiger Mann mit klaren Zielen. Ein zutiefst moralischer Mann, der bereit war, für seine Überzeugungen jederzeit einzustehen, ja, zu sterben.
    Rhodan und Tifflor verband eine enge Freundschaft, vielleicht sogar eine Seelenverwandschaft. Und sosehr es Rhodan, als er zurückblickte, befremdete, war zwischen ihm und Tifflor doch eines über die Jahrtausende unausgesprochen geblieben: Tifflor hatte ihm stets wie eine jüngere Version seiner selbst angemutet.
    Was, fragte sich Rhodan, wäre geschehen, wenn er und Tifflor die Rollen getauscht hätten?
    Es waren müßige Gedankenspiele.
    Er und Tifflor hatten tatsächlich die Rollen getauscht: Zum ersten Mal hatte Tifflor eine Aufgabe übernommen, für die eigentlich er, Perry Rhodan, zuständig gewesen wäre.
    Es war eine ungewohnte Rolle für Rhodan. Eine, die ihm nicht leichtfiel. Eine lebende Legende zu sein war zuweilen lästig. Aber es war auch bequem. Rhodan musste niemals um Anerkennung oder Achtung kämpfen. Selbst wenn sein Gegenüber nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte, spürte er doch das Charisma des Unsterblichen. Die Summe der Erfahrungen aus über dreitausend Jahren hatte sich zu einer Ausstrahlung verdichtet, die andere unweigerlich in ihren Bann zog.
    Dreitausend Jahre ... ein Zeitraum, der sich der menschlichen Vorstellungskraft entzog.
    Dreitausend Jahre ... würde Perry Rhodan diese unermessliche Spanne noch weitere dreitausend Male durchleben, er könnte vielleicht ermessen, was mit seinem Gefährten geschehen war.
    Julian Tifflor hatte zehn Millionen Jahre durchlebt. Die Summe seiner Erfahrungen hatte sich zu einer Aura verdichtet, die Rhodan einschüchterte. Selbst in diesem Moment, als Tifflor ihm den Rücken zuwandte, die Gedanken des Freundes offenbar an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit weilten. Rhodans Zunge war belegt, er war befangen - ein Zustand, den er vor langer Zeit das letzte Mal erfahren hatte.
    Julian Tifflor brachte in Rhodan eine Saite zum Klingen. Da war ein Ernst in seinem Gefährten, eine grenzenlose Traurigkeit, die ihn an ein Wesen erinnerte, dem er vor anderthalb Jahrtausenden begegnet war: der Mächtige Kemoauc.
    Tifflor wandte sich um, ging zu Rhodan und Mondra.
    »Ich werde nun wieder meine Kabine aufsuchen«, sagte er. »Ich möchte etwas für mich sein.«
    Eine schlichte Aussage. Vorgetragen mit der unaufgeregten Offenheit, die Rhodan seit jeher an seinem Freund schätzte. Dennoch erschauerte Rhodan.
    Er schluckte, versuchte die Befangenheit abzuschütteln. Es gelang ihm nicht.
    *
    Das Orterholo zeigte eine schematische Ansicht des Sektors, in dem sich MIKRU-JON aufhielt. In einem Durchmesser von zweihundert Lichtjahren tobten die Hyperstürme.
    »Ich fasse die Lage kurz zusammen«, sagte Icho Tolot mit gedämpfter Stimme. »Der erste Schritt ist getan: Wir haben das PARALOX-ARSENAL gefunden. Und zumindest für den Augenblick scheinen wir die Einzigen zu sein, die das getan haben. Aber die Zeit drängt. Wir müssen das ARSENAL so schnell wie möglich nach TALIN ANTHURESTA transportieren. ES liegt im Sterben. Nur die von den Vatrox in Jahrmillionen angesammelte Psi-Materie kann die Superintelligenz noch retten.«
    ES, der Mentor der Menschheit. Was würde aus der Menschheit werden ohne ES?
    »Was ist mit Raumschiffsortungen?«, wandte er sich an Mikru. »Sind wir ungestört?«
    »Bislang ja. Die Stärke der hyperenergetischen Entladungen dürfte auch dafür sorgen, dass das so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher