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2594 - Begegnung der Unsterblichen

2594 - Begegnung der Unsterblichen

Titel: 2594 - Begegnung der Unsterblichen
Autoren: Frank Borsch
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wie sie für gewöhnlich Insekten zu eigen waren. Ein Facettenauge kannte keinen Ausdruck, den man hätte lesen, keinen Blick, den man hätte deuten können. Zumindest kein Mensch oder Vatrox.
    Nein, die Augen des Okrills waren Tausende von winzigen Spiegeln. Jede einzelne der Facetten zeigte, was das Tier sah.
    Satwa sah sich selbst. Kein schöner Anblick. Tiefe Linien hatten sich in ihr Gesicht gegraben. Ihr kam es vor, als wäre sie in den letzten Wochen um Jahre gealtert. Jedenfalls fühlte es sich so an.
    »Philip!«, wandte sich der Vatrox wieder an den Okrill. »Gib mir ein Zeichen! Ja? Irgendein Zeichen ...«
    »Er schläft, Sinnafoch.« Satwa versuchte Sanftheit in ihre Stimme zu legen. Als wäre sie eine fürsorgliche Mutter, die versuchte, ein untröstliches Kind zu trösten. »Du kannst später mit ihm sprechen. Wenn er aufgewacht ist ...«
    »Philip? Hörst du mich?«
    Sinnafoch hörte sie offenbar gar nicht.
    Satwa schloss die Augen, holte tief Luft und tat das Undenkbare: Sie packte den Frequenzfolger an den Schultern und wuchtete ihn herum. Ein stechender Schmerz fuhr in Satwas Rücken, ließ sie um ein Haar aufschreien. Die Wunde, die ihr der weibliche Klon zugefügt hatte, war noch nicht verheilt.
    Sinnafochs Augen weiteten sich vor Überraschung, aber er wehrte sich nicht gegen den unerhörten Frevel.
    »Wir müssen handeln, Sinnafoch«, sagte Satwa eindringlich, fixierte den Vatrox mit ihrem Blick. »Die Flotte wartet auf deine Befehle.«
    »Welche Flotte? Es gibt keine Flotte mehr.«
    »Es gibt Schiffe, die dir unterstehen. Wesen, für die du verantwortlich bist.«
    »Sie sind nicht von Belang. Die Hibernationswelten sind zerstört. Unser Vamu findet keinen Lotsen mehr, nachdem unsere Herrscher fort sind, nur noch den Feind. Wir sind so gut wie tot.«
    Wir, die Vatrox ... Die unzähligen Angehörigen anderer Völker, die ihr Leben für die Frequenz-Monarchie geopfert hatten, zählten für Sinnafoch nicht. Weder die Okrivar noch die Darturka noch sie selbst: der Klon einer Tefroderin, erschaffen nur zu dem einzigen Zweck, der Frequenz-Monarchie zu dienen und für sie zu sterben.
    Wut flammte in Satwa auf. Sinnafoch hatte kein Recht, sie wie ein Ding zu behandeln!
    Der Vatrox stöhnte vor Schmerz auf, als sich ihre Finger tief in seine Schultern gruben.
    »Lass den Okrill in Ruhe, Sinnafoch! Wir brauchen dich!«
    »Das ist vorbei. Alles ist vorbei. Verschwinde, Ordonnanz!« Sinnafoch hob die Arme, schlug Satwas Hände mit einer Kraft weg, die sie ihm nicht zugetraut hatte. Der Vatrox drehte sich weg. Er drängte sich wieder an den Okrill, flüsterte von Neuem seine elenden Bitten in das Ohr des Tiers.
    Es gab kein Durchkommen. Der Wahnsinn hatte Sinnafoch unwiderruflich im Griff.
    Es sei denn ...
    Satwa zog den Strahler aus dem Gürtel, entsicherte ihn und drückte ihn gegen den Hinterkopf des Vatrox, einen Fingerbreit neben dem Stummel des Pigasoshaars.
    Sinnafoch erstarrte.
    »Du hörst jetzt mir zu, Frequenzfolger. Verstanden?«
    Sinnafoch sagte nichts, rührte sich nicht. Er hatte verstanden.
    »Nichts ist vorbei«, sagte Satwa. »Nicht, solange wir nicht aufgeben. Und wir geben nicht auf, solange unser Anführer nicht aufgibt. Du bist unserer Anführer, Sinnafoch. Führe uns!«
    »Was erwartest du von mir?«, entgegnete der Vatrox, ohne den Kopf zu bewegen. »Ein Wunder? Die Zeit der Wunder ist vorbei. Die Frequenz-Monarchie existiert nicht mehr.«
    »Das weißt du nicht mit Sicherheit. Befiehl der Flotte, sich zu sammeln!«
    »Und dann? Selbst wenn Zehntausende Schlachtlichter die Gefechte überstanden haben sollten ... «
    »Dann«, unterbrach sie den Vatrox, »setz den Vorschlag um, den ich dir gemacht habe, bevor du ...«, sie suchte nach einer Umschreibung für seinen Wahnsinn, die ihn noch sofort in einen Wutanfall befördern würde, »... bevor du dich um Philip gekümmert hast!«
    »Perry Rhodan?« Sinnafochs Stimme zitterte, als er den Namen des Terraners aussprach.
    »Ja, Perry Rhodan.« Sie senkte den Strahler, steckte ihn zurück in den Gürtel. »Es gibt keinen anderen Weg. Geh ihn!«
    Satwa schaltete den Schirm ab und ging ihren Weg. Es kribbelte in ihrem Rücken, als sie die Zentrale durchquerte. Sie hatte einen Frequenzfolger mit der Waffe bedroht. Für einen Frevel wie diesen gab es nur eine Strafe: den Tod.
    Doch der Tod kam nicht.
    Noch nicht.

2.
     
    Es war, als ginge rings um MIKRU- JON die Welt unter - und das in einem Gewitter von Lichtblitzen, das selbst einen
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