Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2594 - Begegnung der Unsterblichen

2594 - Begegnung der Unsterblichen

Titel: 2594 - Begegnung der Unsterblichen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
vernachlässigbar, aber der Okrill hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen.
    Ein unwürdiger Zustand. Der Okrill war unermesslich stark. Sinnafoch wollte seinen Gefährten nicht so sehen. Insbesondere nicht, weil der Anblick ihn nach TZA'HANATH, das Forschungszentrum der Frequenz-Monarchie, zurückversetzte. Zu Vastrear, dem Frequenzfolger, der den Verstand verloren hatte, während er immer neue Klone seiner großen Liebe erschaffen ließ. Die Klone waren in Tanks wie diesen entstanden. Erschaffen, um zu sterben, denn sie hatten niemals seinen überzogenen Vorstellungen genügen können.
    Philip hatte Sinnafoch genügt. Der Okrill war kein wertloser Klon. Er war einzigartig. Ein Gefährte von unerschütterlicher Treue.
    Sinnafoch wandte den Blick ab, versuchte sich zu beruhigen. Es waren Äußerlichkeiten, mehr nicht. Die Bilder, die sie in ihm heraufbeschworen, waren belanglos. Vastrear war so gut wie tot. TZA'HANATH war zu wichtig, als dass VATROX-VAMU es ignorieren würde. Die Jaranoc würden die Forschungsstation erobern oder vernichten.
    Was er sah, waren Gespenster.
    Sinnafoch gab sich einen Ruck. »Mohinder?«
    Der leitende Arzt der VAT-DREDAR, der respektvoll einige Schritte hinter ihm gewartet hatte, trat neben den Vatrox. Er war ein Okrivar. »Ja, Frequenzfolger?«
    »Was ist mit Philip?«
    »Soweit wir es beurteilen können: nichts.«
    »Was heißt das?« Sinnafoch versuchte in der Miene seines Gegenübers zu lesen. Vergeblich. Es war ihm selbst bei Kruuper niemals gelungen, dem Okrivar, der ihm zu einem Gefährten geworden war, der ihm beinahe ebenso viel bedeutet hatte wie Philip.
    »Die Aufgabe, die du uns gestellt hast, ist schwierig«, sagte Mohinder. »Dieser Okrill ist eine uns fremde Kreatur. Wir tasten bei seiner Behandlung sozusagen im Nebel.«
    Der Okrivar trug einen Schutzanzug. Die Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre an Bord des Schlachtlichts war giftig für ihn.
    »Und was hat dein Tasten ergeben?«
    »Organisch scheint der Okrill gesund. Er ist erschöpft, aber nicht in lebensbedrohlichem Maß. Seine Widerstandskraft ist extrem verblüffend. Niemandem in meinem Stab ist jemals ein Wesen begegnet, das sich auch nur annähernd mit ihm messen könnte.«
    »Wieso habt ihr ihn dann in einen Tank gesteckt?«
    »Damit er sich schneller regeneriert. Und ...«, der Okrivar machte mit den kurzen Armen eine fuchtelnde Bewegung, die Sinnafoch als eine Geste der Entschlossenheit auffasste, »... weil wir am Anfang unserer Untersuchungen nicht wissen konnten, welches Ergebnis sie haben würden. Als Ärzte ist es unsere erste Pflicht, übervorsichtig zu sein. Wir tragen Verantwortung für Leben und Tod, Frequenzfolger.«
    Die Ernsthaftigkeit des Arztes beeindruckte Sinnafoch, nahm seinem Schmerz die Spitze. Es war, als hätte er mit der Medostation der VAT-DREDAR eine andere Welt betreten. Eine Welt, in der alles war, wie es immer sein würde. In der selbst der Untergang der Frequenz-Monarchie ein Ereignis war, das den eigentlichen Sinn dieser Welt nicht weiter beeinträchtigte.
    Wusste Mohinder überhaupt, was außerhalb seiner kleinen Welt geschah? Der Arzt sprach Sinnafochs Titel ohne Beiklang aus. Im Gegensatz zur Zentrale-Besatzung, die dazu übergegangen war, keinen Satz an den Vatrox zu richten, ohne ihn mit einem »Frequenzfolger« abzuschließen, aus dem Sinnafoch unverhohlenen Sarkasmus herauszuhören glaubte.
    »Wird Philip sich erholen?«, fragte er.
    »Das ist nicht abzusehen. Sein Zustand ist mental bedingt. Und für das, was mit ihm geschehen ist, existiert kein Präzedenzfall.«
    Wie auch? VATROX-DAAG hatte sich Philip als Gefäß für einen Splitter seines Selbst ausgesucht, seine Persönlichkeit dem Okrill aufgeprägt - nur um von seinem Konkurrenten VATROX-VAMU besiegt zu werden. Die Übernahme Philips war ein geplanter Akt gewesen, doch die - was war der passende Begriff? - »Befreiung« war plötzlich gekommen, ungeplant. Sie mochte das, was von der Persönlichkeit des Okrills geblieben war, ausgelöscht haben.
    »Habt ihr Reaktionen hervorrufen können?«, fragte Sinnafoch.
    »Nein. Nicht einmal seine Induktivzelle spricht an. Das ist noch niemals vorgekommen. Die Zellen sind ausgesprochen robust.«
    Robust, aber nicht unzerstörbar. Sie konnten verstummen. Wie es die Zelle Sinnafochs vor einiger Zeit getan hatte, als die Persönlichkeit des Vatrox übermächtig geworden war.
    »Was ist mit der Zelle?«
    »Sie ist offenbar ausgefallen. Genaueres können wir nicht sagen. Es gelingt uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher