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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schmerzhaft stark, um dann abrupt zu enden.
    Wir wurden erwartet, und nun werden wir getestet. Nur ein informierter Terraner könnte diese Frage beantworten.
    Perry und ich blicken uns an.
    »Prryns!«, antworten wir im Duett, wissend, dass Icho und wohl auch Mondra das Rätsel hätten lösen können.
    Die Reaktion erfolgt augenblicklich: Die schwarze Kugel löst sich von der Pflanze und gleitet auf MIKRU-JON zu. Sie dringt in ihr Inneres vor, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen können.
    Mein Herz schlägt rascher. Ich verstehe nicht, was vor sich geht. Lotho Keraete wurde nicht getestet, damals, vor mehr als 110 Jahren, als er hierher vordrang. Was hat sich seitdem geändert? Wer hat Einfluss auf die Mondstation ESTARTUS genommen?
    Die Schwärze der Silberkugel wächst vor unseren Augen an. Sie gelangt ins Innere von MIKRU-JON und reicht bald bis dicht an uns heran. Unwillkürlich gehe ich einen Schritt zurück. Ich spüre Angst.
    Ramoz faucht und versteckt sich hinter seiner Herrin. Er hat die Barthaare eng angelegt, das Fell ist gesträubt. Das luchsartige Tier blickt wie gebannt auf einen Teil der schwarzen Wand, der sich zu bewegen beginnt, Wellen wirft - und eine Art Rachen ausbildet, hinter dessen Schwarz ein weißer Fleck zu erahnen ist. Lockendes, grelles Weiß. Ein Licht am Ende des Korridors. Eine Einladung, wie sie am Ende jeder Existenz stehen mochte ...
    »Ein Tor«, sagt Perry tonlos. »Man fordert uns auf, einzutreten.«
    »Wer öffnete es?«, frage ich. »Wer wartet auf der anderen Seite? Was wartet auf der anderen Seite? Das PARALOX- ARSENAL beziehungsweise die Zeitkörner?«
    »Es hat unmittelbar mit uns zu tun. Die Frage nach Prryns war auf uns Terraner abgestimmt. Kaum ein anderes Wesen hätte sie beantworten können.«
    Er meint: auf ihn abgestimmt.
    Perrys Gesichtszüge sind angespannt. Er versucht, das Risiko zu kalkulieren und was es bedeuten würde, in diesen Rachen zu steigen, um dem Weiß dahinter entgegenzukriechen.
    Ich zucke zusammen. Einer von euch wird gehen, meldet sich die mentale Stimme. Die anderen bleiben hier. Der Auserwählte wird Leid auf sich nehmen wie kein Mensch zuvor. Er wird Belastungen erfahren wie kein Mensch zuvor. Er wird Geduld beweisen müssen wie kein Mensch zuvor.
    Die gedankliche Stimme hat etwas an sich, was mich an jemanden erinnert. An jemanden, den ich nur zu gut kenne. Doch ich vermag die Erinnerung nicht mit einem bestimmten Gesicht zu verbinden.
    Der Rachen bläht sich ein wenig auf, um gleich wieder kleiner zu werden. Wo auch immer diese Verbindung hinführt - sie wirkt fragil und instabil.
    Icho Tolot schiebt sich einen Schritt vor, auf die schwarze Wand zu. »Leid, Belastungen und Geduld. Ich denke, dass mich eine derartige Herausforderung reizen könnte.« Er deutet ein Lachen an, in meinen Ohren klingelt es.
    »Ich könnte ebenso gut gehen«, mischt sich Lotho Keraete ein. Er tritt neben den Haluter und verschränkt die Arme vor der Brust.
    Hat er ein schlechtes Gewissen? Fühlt er sich als Versager und möchte Fehler gutmachen, für die er nicht einmal verantwortlich ist?
    Perry leckt sich die Lippen. Er braucht nichts zu sagen. Jedermann weiß, dass er die logische Wahl für diese Herausforderung ist. Letztlich ist er der Terraner. Jener Mensch, der stets seinen Kopf hinhält, wenn es um große, kosmische Herausforderungen geht.
    Und ich? Habe ich etwas zu verlieren? Spielt es eine Rolle, ob ich hier auf mein Ende warte oder mich ins Unbekannte stürze, um eine letzte große Tat zu vollbringen?
    Ein Lachen erklingt in meinen Gedanken, und wie so oft in diesem Zusammenhang fällt mir das Beiwort »homerisch« ein.
    Ihr habt keinen Einfluss darauf, wer den Schritt ins Anderswo machen wird, sagt die Stimme. Legt die Hände auf die Dunkelheit und wartet die Entscheidung ab.
    Nein; dies sind nicht ES' Gedanken. Aber sie ähneln seinen in gewissem Sinne.
    »Womit ich einen gewissen Startvorteil in diesem Wettstreit habe, meine Kleinen«, sagt Icho Tolot. Er greift mit allen vier Händen in die Schwärze. Die Finger versinken einige Zentimeter tief in der Wandung, um bald wieder freigespült zu werden und seinen unglaublichen Kräften zu trotzen.
    Nein, ich habe wahrlich nichts zu verlieren in diesem Spiel und alles zu gewinnen. Ich stelle mich neben den Haluter und greife ebenfalls in die Dunkelheit. Sie fühlt sich nass und schmierig an, und sie erweckt den Eindruck unglaublichen Alters.
    Ich sehe nicht nach links und nach rechts, doch ich ahne,
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