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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz
Autoren: Michael Marcus Thurner
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PARALOX-ARSENAL ... Er wollte bloß, dass alles endete. So rasch wie möglich.
    Lotho Keraete wusste sehr wohl, was zu tun war, um Selbstmord zu begehen. Es reichte eine einfache Abfolge von Handgriffen und Gedanken. Er nannte diese Kausalkette die Großen Dreizehn, und er würde nun dafür sorgen, dass sie geschah.
    Eins. Zwei.
    Winzige, abgezirkelte Bewegungen. Mit einem Finger tief in die rechte Wange bohren, den linken kleinen Finger in einem Winkel von 90 Grad zu den übrigen abbiegen.
    Drei. Vier.
    Einige abstrus wirkende Gedanken abrufen. Sich an fruchtigen Kirscheintopf mit Chilibohnen und an den Geschmack von glasierten Platin-Splittern erinnern.
    Fünf. Sechs. Bewegungen der oberen Extremitäten ...
    Nein! Nicht so früh! Was geschieht mit mir? Ich bin längst nicht fertig ...
    Er fühlte sich berührt. Gepackt. Lotho Keraetes Umgebung verschwamm, und sein letzter bewusst empfundener Eindruck war, dass er zu Boden kippte. Dann endete sein Denken.
    *
    Es konnten nur wenige Sekunden vergangen sein, als Lotho wieder erwachte.
    »Geht's dir besser?«, fragte James. Er stand über ihn gebeugt, die Greifarme baumelten über Lothos Gesicht.
    Der Bote richtete sich auf. Er war benommen. Sein Geist gaukelte ihm Bilder vor, die hier nichts zu suchen hatten.
    »Es geht mir besser«, antwortete er kurz angebunden. »Was ist geschehen?«
    »Die Vatrox haben, als sie das PARALOX-ARSENAL hier stationierten, eine Schutzfunktion eingebaut. Eine Selbstmord-Schaltung. Eine, die offenbar viel zielgerichteter arbeitet als die wütenden Angriffe VATROX-VAMUS.«
    Lotho Keraete schwieg. Er versuchte sich zu erinnern, was er eben erst gefühlt hatte. James hatte wohl recht. Dieser Fremdbeeinflussung hatte er nichts entgegenzusetzen gehabt.
    »Danke für deine Hilfe«, sagte er steif. »Aber mich würde interessieren, wie du mich ... ausgeschaltet hast.«
    »Spürst du immer noch den Druck, den das PARALOX-ARSENAL ausstrahlt?«, wich James einer Antwort aus.
    »Ja. Aber es lässt sich ertragen.«
    »Gut. Ich bin mithilfe der Silberkugel ein wenig auf Distanz gegangen und habe dafür gesorgt, dass die mentale Abschirmung optimiert wurde.«
    »Du vermagst sie selbstständig zu steuern?«
    »Natürlich. Ich wurde instruiert, was zu tun ist.«
    Lotho schlug zu. So unvermittelt, dass der Roboter keine Möglichkeit zur Gegenwehr bekam. Vom Hieb getroffen, flog er davon und prallte gegen die Außenhülle der Silberkugel, die mittlerweile wieder einen Durchmesser von 20 Metern hatte.
    Kaum wollte sich James aufrichten, war Lotho über ihm und hieb nochmals auf ihn ein. Er traf den Roboter am Kopf, zerstörte eines der Leuchtbänder und tastete ins Innere. Zog Material hervor, zerquetschte es zwischen den Fingern, fuhr tiefer und räumte den Kopf des Roboters leer ...
    »Das finde ich nicht sonderlich höflich«, sagte eine leise dünne Stimme, während James in sich zusammenfiel und sich zu einer Frauengestalt verformte, die sich dann ebenfalls auflöste. Ein winziger See flüssigen Metalls blieb letztlich über, und er formte allmählich ein kleines, wurmartiges Etwas.
    »Ich fragte mich schon die ganze Zeit, wo du geblieben bist, TiefenEins.«
    »Du hättest deine Frage durchaus ein wenig höflicher gestalten können.« Der Wurm richtete den etwa zehn Zentimeter großen Körper auf. Die Bewegung hatte etwas Bedrohliches an sich.
    »Mir ist die Lust an Höflichkeiten vergangen.« Lotho Keraete schüttelte den Kopf. Er konnte den Einfluss des PARALOX-ARSENALS fühlen. Noch fühlte er sich sicher; doch die Impulse dieser Selbstmord-Schaltung zeichneten sich durch besondere Raffinesse aus. Sie nisteten sich schleichend, nahezu unbemerkt in seinem Kopf ein, und ehe er es sich versah, würde er einen weiteren Versuch unternehmen, seiner Existenz ein Ende zu bereiten.
    »Wir reden jetzt!«, verlangte er von TiefenEins.
    »Jetzt? Aber ...«
    »Ich will die Wahrheit wissen. Die ganze Wahrheit. Andernfalls kündige ich ES meine Dienste auf.«
    »Das würdest du niemals wagen.«
    »Willst du es darauf ankommen lassen? Überleg mal, TiefenEins: Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe eines bis zum Rand mit Psi-Materie gefüllten Reservoirs. Was könnte ein entschlossener Mann mit diesem Zeugs alles anrichten?«
    »Ich würde dich daran hindern«, sagte der Wurm.
    »Unglaubwürdig. Du bist ein Teil von mir, nicht wahr? Ich glaube kaum, dass du dich gegen mich stellen könntest. Und nun erzähl! Wusste ES aus der Großen Zeitschleife, was mit mir
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