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2584 - Der Okrivar und das Schicksal

2584 - Der Okrivar und das Schicksal

Titel: 2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Autoren: Frank Borsch
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Galaxien. Als wäre es Lashan gelungen, das Wunder der Schöpfung einzufangen und in die Haut dieser Frau zu schreiben.
    Die Frau blieb vor Vastrear stehen.
    Die wirbelnden Spiralen kamen zur Ruhe. Satwa zwang den Blick auf, sah der Frau in das Gesicht. Es war knochig wie bei allen Vatrox. Die Wangenknochen standen heraus, ebenso wie die markante Stirn, die großen Augen lagen tief in den Höhlen.
    Strenge Züge, eigentlich. Aber gleichzeitig war ihnen etwas Weiches, Gütiges zu eigen. Ein Ausdruck, den Satwa noch nie im Gesicht eines Vatrox gesehen hatte. Ein Anblick, den sie nicht für möglich gehalten hätte.
    »Equarma?«, flüsterte Vastrear. Er bebte jetzt. »Equarma, bist du es?«
    Die Frau öffnete die Augen.
    Sie waren groß und schön. Sie leuchteten in einem warmen Orange. Und in ihnen loderte eine Wut, wie sie Satwa selbst in den schlimmsten Momenten Vastrears noch nicht erblickt hatte.
    Die Wut war eine Anklage.
    Lashan hatte der Frau seine Ohnmacht eingeflößt, seine hilflose Wut darüber, dass man ihn, der sein Leben der Erforschung des Wunders des Lebens verschrieben hatte, dazu zwang, sich für einen Mord herzugeben. Dass man ihn zum Mittäter machte. Und schließlich seine Wut auf sich selbst. Darüber, dass er nicht stark genug gewesen war, das Ansinnen abzuwehren, er sich zum Mittäter hatte machen lassen.
    Lashans Ohnmacht explodierte in dem Klon.
    Die Frau hob einen Arm, holte zum Schlag aus. Das kalte Licht des Labors funkelte auf ihren Fingernägeln. Fingernägel, die eigentlich Krallen waren.
    Vastrear reagierte nicht.
    »Vastrear!«, brüllte Satwa. Nicht im Glauben, sie könnte den Vatrox aus seiner Starre reißen, sondern um die eigene Starre abzuschütteln.
    Vastrear hatte den Tod vielfach verdient. Sie selbst hatte sich abgesichert, aber noch war sie seine Ordonnanz. Vastrear mochte sterben, aber Satwa konnte nicht tatenlos zusehen, wollte sie nicht sein Schicksal teilen. Sie musste zumindest den Eindruck erwecken, dass sie nichts unversucht ließ, sein Leben zu retten.
    Sie stürzte auf Vastrear zu, wollte ihn zur Seite stoßen, ihn aus der Bahn des furchtbaren Schlags holen, der seine Kehle aufschlitzen musste - und kam zu spät.
    Ihr Satz ging ins Leere, als der Vatrox zur Seite gerissen wurde. Bhustrin war ihr zuvorgekommen. Die Kriegsordonnanz war kleiner und wendiger als Satwa, ihr Antritt war unmittelbarer. Ein dunkler und zugleich halbtransparenter Umriss rammte von hinten in Vastrears Knie, fällte den Vatrox.
    Einen Augenblick lang schien die Zeit stillzustehen, nahm Satwa das Geschehen auf, als blicke sie auf ein Standfoto, als wäre sie nicht Teil des Geschehens, als ginge es sie nichts an.
    Dann traf sie der Hieb der Vatrox- Frau.
    Die Fingernägel rissen ihre Jacke auf, gruben sich tief in den Rücken, zogen einen blutenden Striemen bis an Satwas Hinterkopf.
    Sie hörte sich vor Schmerz aufschreien, bäumte sich im Flug auf und kam ungebremst auf. Ein zweiter Schmerz fuhr durch ihre Knie und Ellenbogen. Ihre Wahrnehmung verschwamm. Sie wälzte sich herum, auf den Rücken, riss einen Arm hoch, um irgendwie den nächsten Schlag abzuwehren. Die andere Hand versuchte den Strahler aus dem Holster zu ziehen, aber es gelang ihr nicht. Ihre Finger waren taub.
    Satwa sah einen Schemen über sich. Kräftig, anmutig. Ein Raubtier, das sich seiner Beute sicher ist und zum letzten tödlichen Schlag ausholte.
    Sie zwang sich, die Augen offen zu halten.
    Sie wollte ihr Ende erleben.
    Der Schemen schnitt das Licht der Deckenleuchten ab ...
    ... und dann war er mit einem Satz über Satwa hinweg.
    Es war nicht Satwas Todesstunde.

13.
    Kruuper
     
    Die überraschende Schönheit des Klons traf Kruuper. Er hatte ein krudes Wesen erwartet, einen Haufen Zellen, zum groben Abbild eines Vatrox geformt. Einen Abklatsch, keinen weiteren Gedanken wert. Ein wahres Werkzeug.
    Stattdessen führte ihm der Klon vor Augen, was die Vatrox sein konnten. Sie mussten keine von der eigenen Wichtigkeit betrunkenen Mörder sein wie Sinnafoch und Vastrear. Genauso wenig wie die Darturka zwangsläufig Tötungsmaschinen waren. Die D'Tar hatten es Kruuper gelehrt.
    Und nun lehrte ihn der Klon dasselbe für die Vatrox.
    Ein Zufall? Ohne Bedeutung? Oberflächengekräusel, keiner weiteren Beachtung wert?
    Oder ein hinterhältiger Zug des Schicksals? Hatte es im letzten Moment seinen Plan enträtselt?
    Der Klon blieb vor Vastrear stehen.
    Kruuper hörte den Vatrox etwas flüstern. Er verstand die Worte nicht, aber die
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