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2584 - Der Okrivar und das Schicksal

2584 - Der Okrivar und das Schicksal

Titel: 2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Autoren: Frank Borsch
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Sinnafoch. »Ich habe keine Zeit zu verschwenden!«
    »Natürlich, Statthalter!« Der Genetiker Lashan erwachte aus der Starre, mit der er den Wortwechsel der beiden Vatrox verfolgt hatte. Er musste ihn zutiefst erschüttern. Lashan war ein treuer Anhänger der Frequenz-Monarchie. Die Gehässigkeit ihrer hochrangigen Vertreter musste ein Schock für ihn sein.
    »Ich ... ihr werdet von unseren Fortschritten begeistert sein.« Der Blick des Genetikers wechselte ruckartig zwischen Sinnafoch und Vastrear hin und her. Er konnte sich nicht entscheiden, welchen der beiden er ansprechen sollte. Vastrear war sein Auftraggeber, aber Sinnafoch war der Statthalter VATROX-DAAGS, und beide Vatrox hielten es für ihr angeborenes Recht, dass man ihnen stets ausschließliche Aufmerksamkeit widmete.
    Lashan trat an den Zuchttank. In der trüben Flüssigkeit trieb der Körper des Klons. Kruuper konnte nicht viel erkennen, aber es war unverkennbar der einer Vatrox.
    »Es sind zwar lediglich zwei Tage seit unserer letzten Demonstration vergangen«, sagte der Genetiker. »Aber die Auswertung des ... des Vorfalls, zusammen mit den wertvollen Anregungen, die Vastrear uns gegeben hat, haben uns erlaubt, entscheidende Verbesserungen einzuleiten. Ich bin zuversichtlich, dass ihr zufrieden sein werdet.« Lashans Blick wechselte von Sinnafoch zu Vastrear und zurück, als er es sagte, aber für einen Moment hielt der Genetiker inne, sah er Kruuper an.
    Das Zeichen war unmissverständlich: Lashan hatte verstanden und gehandelt.
    »Wir sind gespannt«, sagte Sinnafoch. »Nicht wahr, Vastrear?«
    »Wahre Worte, Sinnafoch«, antwortete dieser. Er wandte sich an den Genetiker: »Worauf warten wir noch?«
    »Nichts. Gar nichts.« Der Genetiker trat an den Zuchttank und nahm eine Schaltung vor. Mit einem Brummen erwachte ein Aggregat zum Leben, das im Sockel des Tanks untergebracht sein musste. Langsam sank der Pegel der trüben Nährflüssigkeit.
    Unendlich langsam, schien es Kruuper.
    Ein letztes Mal überblickte er das Tableau der Figuren. Er musste seine Neugierde nicht verbergen. Nichts verriet ihn, kein Blinzeln. Und keiner der Anwesenden würde den Glanz bemerken, der in seine Augen trat. Wer von ihnen hätte sich - mit Ausnahme Lashans vielleicht - jemals mit der Mimik von Okrivar beschäftigt? Nein, dazu waren sie viel zu sehr mit sich selbst und ihrer eigenen Wichtigkeit beschäftigt.
    Die Figuren nahmen ihre Positionen ein.
    Lashan hatte es einfach. Der Genetiker hatte seine eigentliche Arbeit bereits verrichtet, hatte den Klon präpariert, ihn zum Mörder gemacht. Er brauchte ihn nur noch zum Leben zu erwecken.
    Vastrears Rolle war schwieriger. Er glaubte zu wissen, was für ein Spiel gespielt wurde. Er glaubte, der Klon sei programmiert, einen Vatrox anzugreifen. Der sicherste Platz für ihn war deshalb hinter Sinnafoch, doch dieser blieb Vastrear verwehrt. Der Statthalter war nur mit halber Aufmerksamkeit im Labor, aber Sinnafoch war ein kluger Kopf, ausgestattet mit einem sechsten Sinn für Bedrohungen.
    Vastrear durfte unter keinen Umständen seinen Argwohn wecken.
    Vastrear ging unschlüssig hin und her, entschloss sich schließlich, sich auf halbem Weg zwischen Sinnafoch und dem Tank zu positionieren. Eine nachvollziehbare Wahl. Auf diese Weise konnte er den Klon anlocken. Griff der Klon an, würde Vastrear zur Seite springen - und den Blick auf ein leichteres Opfer freigeben: Sinnafoch.
    Vastrears Wahl brachte Satwa und Bhustrin in Verlegenheit. Die beiden Ordonnanzen standen in scharfer Konkurrenz. Keine konnte zulassen, dass die jeweils andere Boden bei Vastrear gutmachte. Am liebsten hätten sie sich links und rechts neben dem Vatrox aufgestellt, um ihn im letzten Moment zur Seite zu reißen und für sich reklamieren zu können, sein Retter gewesen zu sein.
    Doch sie hätten Sinnafoch die Sicht versperrt, sein Misstrauen erregt. Also blieb ihnen nur, in einigen Schritten Abstand von Vastrear nervös von einem Bein auf das andere zu treten.
    Und Sinnafoch?
    Der Statthalter war unmittelbar vor der Tür stehen geblieben. Zehn Meter mochten ihn von dem Tank mit dem auf Mord programmierten Klon trennen. Sinnafoch ahnte nichts davon. Der Vatrox hatte rechts vor dem Gesicht ein Holo eingeblendet, rief demonstrativ die neuesten Frontberichte ab. In seiner Miene las Kruuper eine Mischung aus demonstrativer Langeweile und gepflegter, milder Abscheu.
    Kruuper überlegte. Welche Position sollte er einnehmen? Sein Platz war an der Seite seines
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