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2584 - Der Okrivar und das Schicksal

2584 - Der Okrivar und das Schicksal

Titel: 2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Autoren: Frank Borsch
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war ihnen gelungen.
    Vastrear schien den scharfen Geruch von Reinigern, der in der Luft hing, nicht zu bemerken. Für den Vatrox zähle nur eines: dass seine neue Unterkunft größer war als die Sinnafochs.
    »Ich muss mit dir sprechen!«, rief Satwa.
    Sie machte sich auf den Weg, der fernen Gestalt entgegen. Und fragte sich, was sie eigentlich tat.
    Wieso diente sie Vastrear? Wieso den Vatrox, der Frequenz-Monarchie? Natürlich, Satwa wollte überleben. Aber gab es jenseits ihres Hungers zu Leben einen Grund?
    Die Vatrox konnten nicht der Grund sein. Ihre Anmaßung machte Satwa immer wieder sprachlos. Mehr noch, hilflos. Satwa konnte sich keinen Reim darauf machen, kein System dahinter erkennen. Manchmal mutete es ihr an, dass sie es gar nicht mit Einzelwesen zu tun hatte, sondern mit einer Vielzahl von Wesen, die sich einen einzigen Körper teilten. Und mal hatte das eine Wesen die Oberhand, mal das andere.
    Konstant war allen Vatrox nur eines: Sie forderten und nahmen, als existiere das Universum ausschließlich für sie. Ihre Egos waren übergroß und unersättlich.
    War es die Folge ihrer Unsterblichkeit? Stieg einem die eigene Überlegenheit nach einem Dutzend oder mehr Toden und Wiederauferstehungen zu Kopf? Oder ihre Verbundenheit mit den geistigen Kollektivwesen?
    Oder war es genau andersherum? Hatten die Vatrox mit ihrer Anmaßung erst ihre Unsterblichkeit erzwungen? Hatten sie sich derartig beharrlich geweigert, den Tod als endgültig zu akzeptieren, dass ihre Seelen - das Vamu, wie sie es nannten - Wege gefunden hatte, den Tod zu narren?
    Satwa würde die Antwort nie erfahren. Ihr einziges kurzes Leben würde nicht genügen, um sie zu ergründen.
    »Hat es nicht später Zeit?«, fragte Vastrear.
    Satwa blieb einige Schritte vor dem Vatrox stehen. Vastrear stand vor einem Spiegelfeld, musterte sein dreidimensionales Abbild, das ihm wie ein Zwillingsbruder gegenüberstand.
    Der Vatrox war zufrieden mit dem, was er sah.
    Und zu Recht, musste Satwa ihm zugestehen.
    Vastrear trug eine neue Kombination. Sie lag eng an, betonte die sehnige Stärke seines Körpers. Sie war semitransparent, erinnerte an die Haut einer Kriegsordonnanz. Der Stoff betonte die Muster, mit denen der Körper des Vatrox übersät war. Bewegte er sich, erstrahlten die Muster, erinnerten im einen Moment an glitzernde Galaxien, im anderen an leuchtende Strudel, die den Blick magisch anzogen.
    Das Pigasoshaar Vastrears war stolz aufgerichtet, und in seinen Augen lag ein Glühen, das Satwa aufwühlte.
    Es war, als stünde ein anderes Wesen vor ihr. Die Schlacht mit den unbekannten Angreifern, die Begegnung mit dem unwiderruflichen Ende, das er sosehr gefürchtet hatte, beflügelte den Vatrox, elektrisierte ihn.
    Vastrear mochte für den Augenblick seine Unsterblichkeit verloren haben, aber er fühlte sich unsterblich, unbesiegbar.
    Die Frage war nur: Wie lange würde dieses Hochgefühl anhalten? Und was würde danach kommen?
    »Nein«, sagte Satwa. »Es muss jetzt sein. Es ist dringend.«
    »Na gut. Um was geht es?« Vastrear wandte den Blick nicht von seinem Spiegelbild ab.
    »Die Demonstration, die du für morgen im Genlabor anberaumt hast. Den neuen Klon, den Lashan für dich züchtet.«
    »Was ist damit?« Vastrear wirbelte herum. In einer scharfen, präzisen Bewegung, aber sie war dennoch verräterisch. Die Stärke des Vatrox war brüchig. »Kann dieser Lashan den Zeitplan nicht einhalten?«
    »Doch. Die Demonstration wird pünktlich stattfinden.«
    »Was ist es dann? Ist seine Arbeit etwa wieder minderwertig? Hat Bhustrin meine Warnung nicht überbracht?«
    Satwa wusste nichts von einer Warnung. Aber sie verstand augenblicklich. Deshalb hatte Bhustrin sie allein in Vastrears Kabine gehen lassen. Der Vatrox hatte ihn abkommandiert.
    »Davon gehe ich aus«, antwortete sie. »Ich glaube nicht, dass es diesmal Qualitätsprobleme geben wird. Lashan wird keinen zweiten Misserfolg riskieren.«
    »Was soll dann sein?« Vastrear wandte sich ab, um sich wieder seinem Spiegelbild zu widmen. So lange es nur keine Probleme mit dem neuen Klon gab, konnte ihn nichts erschüttern.
    Glaubte er.
    Satwa sagte leise: »Sinnafoch plant, dich morgen zu ermorden.«
    Der Vatrox strich weiter über sein Pigasoshaar, rückte den Winkel zurecht und schlug den Kragen seiner Kombination hoch, um ihn zu fixieren. Als hätte er Satwas Eröffnung nicht gehört.
    »Das war früher oder später zu erwarten.« Vastrear drehte sich zu ihr. »Wie will er es
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