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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest
Autoren: Michelle Stern
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auch gleich den Gnadenstoß geben…
    ***
    City of London
    Sie hatten die Flöße am Ufer vertäut und zwei Lords mit Hörnern zur Überwachung zurückgelassen. Nun kletterten Matt, Aruula und Paacival eine verfallene Ruine hinauf, um sich einen besseren Überblick über die Innenstadt zu verschaffen.
    Matt zog sein Binokular aus der Beintasche, kaum dass sie oben angekommen waren. Er sah über die Ruinen unter dem grauen Himmel hinweg und erkannte die zerstörte Westminster Bridge. Die Houses of Parliament lagen in Trümmern.
    »Dort hinten bewegt sich etwas«, stellte er nach wenigen Minuten fest. »Taratzen.«
    »Gib maa des Glas.« Paacival streckte die Hand aus. Matt reichte dem Lord das Binokular.
    Waren die Sinne der Barbaren besser als seine eigenen? Oder vertrödelte er mit dieser freundschaftlichen Geste nur seine Zeit?
    »Kannst du erkennen, was die Taratzen machen?«, fragte Aruula ungeduldig, während der Grandlord sich Zeit ließ.
    »Se verschwinden imma wieda zwischen de Häusan. Aba ich denk, se ham 'ne Woom bei sich. 'Ne tote Woom. Und 'nen Gefangenen mit weiße Haawe…«
    Matt griff nach dem Fernglas und riss es Paacival aus der Hand.
    »Rulfan«, flüsterte Aruula. »Ist er es? Lebt er?«
    Matt stellte das Binokular noch präziser auf die Entfernung ein. Jetzt erkannte auch er die zehn bis fünfzehn Taratzen, die durch die Straßen liefen und einen Menschen mit sich führten.
    »Er ist es«, bestätigte Matt. »Sie schaffen ihn zu einem U-Bahn-Eingang.«
    »In de Untawelt?«, fragte Paacival nach. »De Tube?«
    »Ja, unter die Erde. In die Westminster-Station.«
    »Wir müssen sofort hinterher! Wenn wir zu lange warten, verlieren wir sie!« Die Barbarin machte sich bereits an den Abstieg.
    Matt steckte das Binokular zurück in die Beintasche und folgte ihr. Unten angekommen, berichteten er und Paacival, was sie gesehen hatten.
    »Ich könnt wetten, dass es de Twaisy waa, die de Tawatzen getwagen haben…«
    »Klären wir das auf dem Weg«, schlug Matt vor. Er sah Aruula an, die ihm zunickte. Sie wollten keine weitere Zeit verlieren.
    Die Gruppe brach auf. Doch schon nach wenigen Schritten entspann sich eine heftige Diskussion unter den Lords.
    »Aba du hast gesagt, dass se tot is«, sagte Littlelord Seimes. »De Twaisy meine ich.«
    »Vielleicht waa se nua bewusstlos«, wiegelte Grandlord Paacival ab.
    »Wenn se tot is, können wia ja wieda gehen.« Seimes sah trotzig in die Runde der gut dreißig Lords.
    »Genau!«, mischte sich ein anderer ein. »Gehen wia zuwück ins Doaf! Was wollen wia noch hiea? In de Innenstadt haben wa nix vealoan…«
    Matt machte sich Sorgen. Würden die Lords sie hier einfach stehen lassen? »Paacival…«, sagte er leise.
    Der nickte grimmig. Er erhob seine Stimme. »Ich bin de Anfühwäa! Ich bestimme! Und ich sage, wia lassen Wulfan nicht im Stich! Des sind wia Maddwax schuldig, bei unsewa Ehwe als Loads!«
    Zustimmendes Gemurmel erklang. Die Opponenten verstummten nach und nach. Erleichtert trat Matt an Paacival heran und flüsterte ihm zu: »Danke für deine Worte. Aber wir brauchen einen Plan. Wenn wir einfach so in ein Taratzennest eindringen, kann das böse ausgehen.«
    Paacival stutzte. »Ich wüad sagen, wia machen's wie immer: Weingehen und alles platt hauen.« Er klopfte Matt auf die Schulter. »Aba mach du wuhig Pläne. Is so deine Natua, Maddwax.« Paacival grinste. »Und dann haun wia doch einfach dwauf.«
    Matt sah Aruula zweifelnd an. Die Barbarin verdrehte die Augen. Hoffen wir mal, dass das gut geht , dachte er unbehaglich. Doch zuerst mussten sie Rulfan im U-Bahn-System finden. Dann konnten sie weitersehen.
    ***
    Westminster Station
    Rulfan betrachtete den König der Taratzen. Hrrney sah ihn aus seinen schwarzen Augen feindselig an. Er war bei Bewusstsein. Die Wunde in seinem Bauch war von den Taratzen notdürftig mit Verbandsstoff umwickelt worden. Eine Taratze kniete bei dem König und stoppte mit ihren Händen den Strom des Blutes. Ironischerweise setzten die Biester genau das um, was Rulfan ihnen als Erstes beigebracht hatte.
    »Rrulfan«, zischte der Taratzenkönig. »Wirr haben Ssachen geholt… Musst heilen Hrrney…« Seine Stimme war schwach, doch sie klang noch immer befehlsgewohnt.
    Rulfan sah sich in dem Raum mit den langen rostigen Hebeln um, in dem Hrrney noch immer lag. Sie hatten ihn auf mehrere dunkle Wisaau-Felle gebettet, die ein Stück abseits einer Reihe von festgesteckten Fackeln ausgebreitet waren. Vor der Tür lagen und
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