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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest
Autoren: Michelle Stern
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Aruula.«
    »Du kannst es ruhig aussprechen.« Ihre Stimme klang gefasst. Fast schon distanziert. »Du willst deine Tochter suchen, nicht wahr? Schon in Afra hast du davon geredet.«
    Schweigen senkte sich über die drei Gefährten. Matt wandte den Blick. »Ja«,sagte er schließlich leise. »Ich würde gern nach Jenny Jensen und nach Ann sehen. Victoria sagte, sie wären nach Norden gegangen. Es muss Hinweise geben, Spuren, denen wir folgen könnten.«
    »Und was tust du, wenn wir sie gefunden haben?« Matt hörte deutlich den Schmerz über Daa'tans Verlust in Aruulas Stimme. Hatte sie Angst, auch ihn zu verlieren? An Jenny? Sie sollte es doch besser wissen!
    »Ich will nur sehen, ob es ihnen gut geht. Mehr nicht.«
    Aruula stand auf. »Dann brechen wir morgen früh auf und bringen es hinter uns.« Sie ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum, zu den Schlaffellen.
    Matt seufzte und sah zu Rulfan. »Manchmal denke ich, ich mache alles falsch.«
    »Manchmal ist es schwer, etwas richtig zu machen.«
    »Ich sollte eigentlich dich trösten, und nicht du mich.«
    Rulfan ließ von Chiras Fell ab. »Ich brauche noch eine Weile, Matt. Es tut weh, ja. Aber ich weiß, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Ich gehe einen ersten Schritt in ein neues Leben. Und ihr begleitet mich dabei. Alles andere ist unwichtig.«
    Matt nickte. »Ich bin froh, dass du lebst. Denkst du, Hrrney wird dich verfolgen?«
    »Kaum. Sein Revier ist hier in London, und er hat fast seine ganze Sippe verloren. Er wird genug damit zu tun haben, sie wieder aufzubauen. Vorausgesetzt, er überlebt die Operation.«
    Matt sah zu dem fellverhangenen Türdurchbruch, durch den Aruula verschwunden war. »Unser Weg wird nicht leicht werden.«
    »Nicht schwerer als der bisherige.«
    Matt nickte und dachte an seine Tochter. Und an die Frau, die er damals allein mit ihr zurückgelassen hatte.
    Jenny war immer stark. Ich muss mir keine Sorgen um sie machen. Zumindest nicht mehr als um jeden anderen Menschen in dieser postapokalyptischen Hölle.
    »Reisen wir also weiter.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Wie sagtest du vorhin auf dem Floß? Sehen wir, wohin der Fluss uns treibt.«
    ***
    Am Abend des nächsten Tages
    Grandlord Paacival warf den Angelhaken weit aus. Er saß neben Biglord Djeyms am Ufer der Themse und genoss die Stille ringsum. Sterne leuchteten über ihnen am Himmel. Der Mond war fast voll und schien auf den ruhig dahinströmenden Fluss. Ein Nachtvogel rief in der Ferne.
    »Ob se's wohl schaffen?«, sagte Biglord Djeyms in die Dunkelheit.
    Paacival wusste sofort, dass sein Freund Maddrax, Aruula und Rulfan meinte, die am Morgen mit zwei Horseys aufgebrochen waren, die er organisiert hatte.
    »Ich glaub, wia weaden se wiedasehen.«
    Sie schwiegen wieder eine ganze Weile. Irgendwo quakte ein einsamer Frosch. Kwötschis waren zum Glück schon lange nicht mehr in diesem Teil der Themse gesichtet worden.
    Paacival lehnte sich zurück und hob die Angelrute hin und wieder leicht an, um die Fische zu locken. Er dachte an Druud Alizan und wie viel Glück er selbst gehabt hatte, dass die Taratzen nicht auch ihn getötet und ihm den Kopf abgeschnitten hatten.
    Ihn schauderte. Im Kopf lebte der Geist, und wer nicht als Rachegespenst zurückkommen wollte, musste am Stück beerdigt werden. So wollte es der Brauch. Ob der Druud jemals Frieden finden würde?
    »Schau maa!« Djeyms wies auf das dunkle Wasser.
    Grandlord Paacival kniff die Augen zusammen. Da fiel ein Schatten über die Wellen. Er stand auf. »Was ist das?« Suchend betrachtete er den Himmel, in der angstvollen Erwartung, einen Raubvogel zu sehen, vielleicht einen weiteren Eluu.
    In dem Moment rief Djeyms einen Warnruf, zog das Schwert und stieß den Grandlord zur Seite. Seine Klinge schimmerte im Mondlicht. Mit einem wilden Schrei warf er sich nach vorn.
    Paacival war zu Boden gestürzt und versuchte verwirrt zu erkennen, wovor Djeyms ihn schützen wollte.
    Da ist nichts! Nur ein… Schatten!
    Ein Schauer überlief ihn. Sein Herz begann zu rasen.
    Ein Schatten! Der Umriss eines menschlichen Körpers! Aber kein Körper!
    Der Geist des Druiden?
    Paacival fuhr hoch, um seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Er zog sein Schwert - und verharrte. Der Geist schwebte über dem Boden, ein Schatten nur, und Paacival hätte sich gern mit dem Gedanken getröstet, zu schlafen und zu träumen. Doch das, was vor ihm geschah, konnte kein Traum sein.
    »Djeyms!«
    Der Biglord röchelte. Im Mondlicht sah Paacival seinen Körper
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