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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest
Autoren: Michelle Stern
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Finger von Sir Leonard Gabriel mit dem Siegelring des Prime, den er dem Toten abgebrochen hatte.
    Rulfans Vater war auf dieselbe Weise gestorben wie Lady Victoria. Matt und Aruula konnten sich noch immer nicht erklären, was genau eigentlich mit den beiden - und all den Menschen, die in dem Dorf auf Guernsey gelebt hatten - geschehen war.
    Zumindest schien es ein Tod ohne große Schmerzen zu sein. Matt erinnerte sich daran, wie die ehemalige Queen während der Überfahrt immer stiller geworden war. Die Versteinerung war zunächst nur an der linken Schulter aufgetreten, hatte sich dann aber rasch ausgedehnt.
    Irgendwann hatte sie das Herz erreicht, doch Victoria hatte nicht einmal geschrien. In Lethargie war sie gegangen, und wer wusste schon, wie es in ihrem Körper zu diesem Zeitpunkt bereits ausgesehen hatte.
    Der Mann aus der Vergangenheit schloss die Augen. Aruula berührte seinen Arm.
    »Wieder stehen wir an einem Grab«, sagte sie leise, und Matt verstand sofort, was in ihr vorging. Er sah das Bild von Daa'tans letzter Ruhestätte vor sich.
    Er hatte das Gefühl, dass Aruula allmählich besser mit Daa'tans Tod umgehen konnte. Sie achtete wieder mehr auf ihre Umwelt und wirkte ausgeglichener. Natürlich würde es noch länger dauern, bis sie wirklich über das Unglück hinweggekommen war. Matt nahm sie in den Arm, und die Barbarin ließ es schweigend zu. Ihre Stimme war dunkel und voller Sorge.
    »Wenn wir nur wüssten, was das für ein Zauber ist, der die Menschen befällt…«
    »Es ist kein Zauber . Es muss eine unbekannte chemische oder organische Reaktion sein.« Alles was sie wussten, war, dass irgendwelche nebulösen Gestalten das Dorf überfallen und alle Bewohner darin versteinert hatten.
    »Krankheit, Zauber, das Wirken Orguudoos…« Die schöne Barbarin verstummte und strich sich ihre schwarzen Haare zurück. »Es ist bösartig, Maddrax. Durch und durch falsch.«
    Er nickte und hielt sie noch fester. Eine Weile standen sie schweigend vor dem mit Steinen bedeckten Grab. Es gab keinen Grabstein mit Gravur, nicht einmal eine Kerze. Hier lag eine Königin, doch niemand würde das jemals erfahren.
    Als ein leichter Nieselregen einsetzte, legte Matt seine Hand auf Aruulas Unterarm. Seine Gefährtin verstand ihn ohne Worte. Sie gingen zum Boot zurück und schoben es gemeinsam wieder ins Wasser. Es war nicht mehr weit bis zu dem Fischer, bei dem sie Chira, Rulfans Lupa, zurückgelassen hatten. Sie hatten Victoria nicht dort beerdigen wollen, um Meikel und seine Frau nicht unnötig zu ängstigen.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie den Steg nahe dem allein stehenden Haus. Das Boot des Fischers lag vertäut an der Anlegestelle.
    Matt spürte jeden einzelnen Armmuskel nach der ungewohnten Anstrengung der letzten Tage. Es wurde bereits dunkel, und er war müde. »Vielleicht können wir hier übernachten, ehe wir nach London weiterreisen«, schlug er vor.
    Aruula nickte. »Wir brauchen auch neuen Proviant.«
    Matt musste schmerzlich an den leeren Kombacter denken, den er in einem der X-Quads vergessen hatte. Ob der Fischer ihm die hydritische Waffe zurückgeben würde? Er und Aruula hatten mit den X-Quads die Überfahrt nach Guernsey bezahlt.
    Sie vertäuten das Boot neben dem Fischerboot am Anlegesteg. Seite an Seite gingen sie den steilen Serpentinenweg hinauf, der zum Haus der Fischerfamilie führte. Stacheldraht umgab das Gelände und schützte es vor Wisaaun, Taratzen und anderen Angreifern. Umso überraschter war Matt, als er das Tor im Zaun in der Abenddämmerung unverschlossen vorfand.
    »Meikel?«, rief er zu dem weißgrauen Haus hinüber, dessen Wände im Licht der untergehenden Sonne rot aufleuchteten.
    Aruula runzelte die Stirn. »Warum antwortet er nicht?«
    In diesem Moment ertönte heiseres Kläffen. Chira rannte vom Haus her auf die beiden Ankömmlinge zu. Sie sprang an Matthew hoch, der Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben.
    »Chira!« Erleichtert kraulte Matt das dichte schwarze Fell der Lupa. »Hast du gut aufgepasst, ja?«
    Aruula sah sich misstrauisch um. »Ich habe kein gutes Gefühl, Maddrax. Warum lassen sie das Tor unverschlossen und kommen nicht heraus?«
    »Gehen wir nachsehen.« Matt streichelte Chira, die sich immer wieder an ihn drängte und kläffte, als wäre sie ein friedliebender Schoßhund und kein gefährliches Raubtier.
    Sie liefen zum Haus hinüber. Matt bemerkte mehrere geräucherte Fische, die an einer Leine hingen. Sie waren von Insekten und Vögeln angefressen,
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