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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest
Autoren: Michelle Stern
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die Umgebung ab und entdeckte eine Ruine, die so aussah, als könne sie ihnen genügend Schutz bieten.
    »Komm!«, rief er Aruula zu. Er schwang sich auf das X-Quad und beschleunigte. Innerhalb weniger Minuten hatten sie die Ruine erreicht und stellten die Quads in ihrem Sichtschutz ab. Das zerfallene Haus hatte nur noch ein Stockwerk, doch das schien intakt zu sein.
    Dieser Steinhaufen wird ja wohl nicht ausgerechnet heute in sich zusammenbrechen.
    Matt zog Chira mit sich in den Hauseingang. Sie kamen in eine verrottete Wohnung, die aus zwei großen Räumen bestand. Die Möbel waren kaum mehr als solche zu erkennen. Zwei Ratzen quiekten auf, als Matt sich in das Innere schob. Angewidert hob Matt ein Mauerbruchstück auf und warf es nach den hundegroßen Ratten. Sie rannten mit zornsprühenden Augen davon.
    »Ich hasse diese Viecher.« Aruula sah sich im Inneren der Ruine um. »Schauen wir uns nach weiteren ungebetenen Gästen um, bevor wir eine böse Überraschung erleben.«
    »Leise!« Matt schloss die Augen und lauschte. War da nicht das summende Geräusch des EWAT zu hören? Tatsächlich! Es wurde rasch lauter.
    »Sie kommen hierher«, flüsterte Aruula. »Ob sie uns gesehen haben?«
    »Wir müssen abwarten.« Matt zog Chira an sich, damit die Lupa nicht nach draußen laufen und ihr Versteck preisgeben konnte. »Vielleicht ist das einfach ihr aktuelles Suchraster.«
    In der Dunkelheit konnten sie durch die zerbrochenen Fenster Scheinwerferlichter erkennen, die kegelförmig den Boden beleuchteten.
    Schweigend warteten sie, bis die Lichter sich entfernten.
    »Sie sind weg«, flüsterte Matt nach einer Weile.
    Sie beschlossen, trotzdem noch eine Weile zu warten, ehe sie weiter nach London vordrangen. Matt holte die beiden in den Quads verstauten Decken. Der isolierende Kunststoff bot etwas Schutz gegen die Kühle der Nacht. Ein Feuer zu entfachen konnten sie nicht riskieren. Chira drängte sich dicht an sie. Aruula strich über Matts Arm. »Du bist so still. Ist es wegen des Fluchs?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Nein. Ich mache mir Sorgen um Rulfan. Was ist, wenn diese verbohrten Demokraten sich nicht beherrschen konnten und ihn getötet haben?«
    »Das glaube ich nicht. Er ist zu wichtig für sie.«
    »Vermutlich hast du recht.«
    »Natürlich habe ich recht. Wir finden Rulfan und befreien ihn.«
    Wenn das so einfach wäre, hätten wir es auch gleich tun können, anstatt nach Guernsey zu reisen , dachte Matt. Er war überzeugt davon, dass die Demokraten ihr Hauptquartier perfekt abgesichert hatten. Was sie vorhatten, war ein verzweifelter Versuch ohne allzu große Aussichten auf Erfolg. Ob Aruula das auch ahnt? Oder übt sie sich in Zweckoptimismus?
    Er lehnte sich an sie und roch ihren vertrauten Geruch. Er war froh, Aruula an seiner Seite zu haben. Müde schloss er die Augen.
    Er hatte das Gefühl, kaum eingeschlafen zu sein, als ein Geräusch ihn weckte. Ein Rascheln und Schlurfen aus dem vorderen Raum, in dem ehemals wohl ein Kinder- oder Arbeitszimmer gewesen war. Die Wand war heraus gebrochen, wie in vielen anderen Teilen der Ruine auch.
    Der Commander kam lautlos auf die Füße und griff nach seinem Driller. Neben ihm setzte sich Chira mit gesträubtem Fell auf die Hinterläufe und knurrte leise. Matt lauschte in den Vorraum. Hatten die Demokraten sie gefunden? Oder stammten die Geräusche von einem Tier?
    Aruula wachte ebenfalls auf. »Was ist los?«, flüsterte sie in die gespannte Stille.
    Matt legte den Finger an den Mund. Langsam ging er mit dem Driller in der Hand zum Wandeinbruch, der in den vorderen Raum führte. Er sah, wie Aruula hinter ihm auf die Knie ging. Die Barbarin von den Dreizehn Inseln lauschte.
    Matt blieb am Durchbruch stehen und versuchte trotz der Dunkelheit zu erkennen, was in dem Raum vor sich ging. Im einfallenden schwachen Mondlicht erkannte er einen großen Schatten, der zwischen den Steinhaufen kauerte. Ein schnüffelndes Geräusch erklang.
    In dem Moment sprang Chira laut knurrend vor!
    »Chira, nicht!«
    Der breite Schatten fuhr mit einem wilden Quieken herum. »Eine Wisaau!«, erkannte Aruula.
    »Verdammt, Chira, raus aus meiner Schussbahn!«, fluchte Matt.
    Die Wisaau war tonnenschwer. Matt schätzte, dass es sich um einen Eber handelte. Es war immer gefährlich, sich mit diesen Tieren anzulegen, vor allem jedoch in dieser Jahreszeit, wenn sie sich für den nahenden Winter eine Speckschicht zulegten. Wisaaun waren Allesfresser und gewiss nicht wählerisch.
    Der Lupa
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