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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig
Autoren: Christian Schwarz
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Idiom der Taratzen. Nur wenige seiner Rotte verstanden die Menschensprache; dafür brauchte es Intelligenz wie die seine.
    Dann legte er Traysis Körper vorsichtig auf dem Boden ab und deutete auf eine Taratzenmutter, an deren prallem Gesäuge er erkannte, dass sie gerade Junge nährte. Er befahl ihr zischend, ab sofort ständig bei der Göttin zu bleiben und sie zu behüten. Wenn sie erwachte, sollte sie ihr Milch geben und Fleischbrei füttern. Die Anderen scheuchte er hinaus.
    Die Taratzin wagte einzuwenden, dass sie sich um ihren eigenen Nachwuchs kümmern müsse, aber Hrrney blieb hart. »Du wirst neue gebären«, bedeutete er ihr.
    Die Taratzin fügte sich in ihr Schicksal, während ihre Artgenossen nach draußen liefen, um ihre Jungen zu fressen. Sie bedauerte nur, keinen Bissen abzubekommen.
    ***
    Südbritana, August 2525
    Es war später Nachmittag und die Sonne kam nur selten durch die dicken grauen Wolken. Matt Drax stand breitbeinig auf seinem X-Quad, die Hände locker am Lenker. Die Magnetfeldprojektoren, die in den vier Endstücken der x-förmigen Grundstruktur der Quads verankert waren, summten leise. Immer wieder wanderte Matts Blick zu Aruula, die seitlich versetzt etwa zwei Meter vor ihm flog.
    Ihr Ziel war die Isle of Portland an der Südküste Englands; von dort würden sie den Kanal überqueren. Matt überließ Aruula die Führung und sie schien sie gerne zu übernehmen. Zeitweise rannte auch Chira voraus, dann hielt sie sich wieder zwischen den Quads, die zur Standardausrüstung jedes EWATs gehörten. Manchmal knurrte sie, wenn sie während des Laufens einen Geruch in die Nase bekam. Meistens jedoch musste sie aufpassen, nicht über ihre eigene Zunge zu stolpern, so weit hing die heraus.
    Obwohl Rulfans Lupa sie ausbremste - die Reisegeschwindigkeit der X-Quads lag bei sechzig Stundenkilometern, von denen sie momentan nicht einmal die Hälfte nutzten -, war Matt nicht beunruhigt. Erstens gönnte er der Lupa die Freiheit zu laufen; schließlich hatte sie lange Wochen in einem engen Gleiter ausharren müssen, auf dem Flug von Zentralafrika hierher. Und zweitens hatten sie immerhin hundert Tage Zeit, ganze drei Monate, um das Ultimatum der so genannten Demokraten zu erfüllen! In dieser Zeit hätte er es auch nach Meeraka und zurück geschafft. So war er dankbar für die Zeit, die ihm blieb, um über ihre Situation nachzudenken.
    Sie sollten Sir Leonard auf der Kanalinsel Guernsey ausfindig machen, ihn kidnappen und in London gegen seinen Sohn auszutauschen.
    Natürlich dachte Matt Drax nicht im Traum daran, den alten Prime einer Bande von Radikalen zu überlassen. Andererseits hing Rulfans Leben davon ab - und die Demokraten hatten die besseren Argumente in Form von Waffen und eines EWATs. Sie mussten also gemeinsam mit Sir Leonard eine Lösung des Problems finden.
    Es muss sich um ein Missverständnis handeln , dachte Matt. Gabriel ein mordender Tyrann? Das kann und will ich nicht glauben. Ein harter Knochen war er ja schon immer, aber das sind zwei Paar Stiefel.
    Matthew blickte voraus. Aruulas lange blauschwarze Haare flatterten im Fahrtwind. Obwohl sie genau wusste, dass Matt sie beobachtete, drehte sie kein einziges Mal den Kopf, um ihm zuzulächeln oder irgendeine Grimasse zu schneiden, wie sie es normalerweise getan hätte. Aber im Augenblick war gar nichts normal. Starr sah sie geradeaus.
    Sie denkt immer noch an Daa'tan , dachte Matt wehmütig. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Ich wünschte, dass nicht ausgerechnet ich ihn hätte töten müssen. Aber mir blieb keine Wahl - und das muss auch ihr klar sein. Daa'tan war für uns verloren. Lay hatte er schon umgebracht, und er wollte Rulfan den Schädel spalten. Was verlangt sie denn noch an Beweisen? Er wollte Macht, er wollte mich lebendig begraben - und er wollte Aruula an seiner Seite.
    Matt wusste, dass Daa'tan, ihr gemeinsamer Sohn, Aruula wesentlich näher gestanden hatte als ihm. Fast schämte er sich dafür - aber für ihn war sein Sohn immer ein Fremder geblieben. Und das nicht nur wegen seiner unheimlichen Pflanzenkräfte und seines abnormen Wachstums. Die Verschmelzung seiner Gene mit dem »Pflanzengott« GRÜN zum Zeitpunkt der Empfängnis hatte aus Daa'tan einen Mutanten gemacht, der in nur sechs Jahren zum Mann Mitte dreißig gereift war. Die Daa'muren hatten ihn damals am Kratersee aus dem Leib seiner Mutter geraubt und aufgezogen - und dahingehend konditioniert, Mefju'drex als Todfeind zu betrachten.
    Ein bitteres
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