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25 Boys

25 Boys

Titel: 25 Boys
Autoren: Asher Reed
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immer Blut kommt.
      „Ich habe ihn dann umgebracht.“
    Ich werde ganz leise, auch im Denken. Und es schmerzt alles, und das, was der Schiffsarzt gesagt hat, tut mir in meinen Ohren und in meinen Gedanken weh. Es tut einfach weh. Liebe tut weh.
      „Sie haben ihn umgebracht?“, fragt Luca verständnislos.
      „Ja, es war leicht“, sagt der Schiffsarzt hüstelnd, „ein Medikament, das seine Atmung verlangsamt hat und schlussendlich hat das Herz aufgehört zu schlagen. Da kommt keiner dahinter, auch wenn man eine Obduktion macht.“
      „Aber warum?“
      „Hast du mir nicht zugehört? Ich habe Rockboat geliebt“, sagt der runzlige alte Schiffsarzt, „ich habe ihn immer geliebt und er hat mich immer geliebt, aber er wollte junge Männer haben und hat euch gekauft, jeden einzelnen. Aber Geld bekommt ihr keines, denn bevor die Reise nicht zu Ende ist und jeder bis zum letzten Tag die Liste eingehalten hat, gibt es keinen Cent. Und die Reise hat nie bis zum Ende stattgefunden, so steht es in den Bestimmungen, die ihr unterschrieben habt.“
      Mir wird wieder schlecht. Kein Geld, alles umsonst.
      „Ich habe ihn geliebt, das ist das, was ich sagen kann und was auf meinem Grabstein stehen soll. Und nur weil ihr jung seid, habt ihr mehr Chancen auf eine Beziehung und auf Liebe als ich. Und wisst ihr, was das Schlimmste ist?“, fragt der Schiffsarzt uns und dreht seinen Kopf zur Seite, um mich mit seinem gesunden Auge nicht anzustarren: „Ich trage keine Liebe in mir.“
      Die Information muss verdaut werden, aber ich habe nichts zum Verdauen. Ich versuche ja zu kotzen, aber es kommt nichts heraus. Mir wird erneut schlecht und ich versuche zu verstehen, was ich alles gesehen und gemacht habe. Aber bevor ich noch eine Frage stellen kann, stirbt der Schiffsarzt und es wird heller, immer heller.
      Jurek, das zweite Opfer, wird hinter sein schreckliches Geheimnis gekommen oder von ihm erpresst worden sein und er musste sterben. So schnell, so einfach …
      Luca sieht verzweifelt aus. Dimo öffnet seine Augen weiter und ich frage, ob er glaubt, dass er gehen kann. Wenn wir ihn bewegen, beißt er sich auf die Lippen, um nicht so laut zu schreien und vielleicht so die Fremden auf unser Versteck aufmerksam zu machen.
      Ich wispere so leise ich kann, dass wi r eine Trage bauen werden. Luca weiß nicht, wie er mir helfen kann und ich sage ihm, dass wir ein paar starke Äste hohlen müssen. Gesagt getan.
      Luca und ich gehen aus unserem Versteck, es sieht alles ruhig aus. Niemand scheint in unserer Nähe zu sein und wenn, hätten sie uns mit ihrem kleinen Gehirn schon längt angegriffen. Wir finden ein paar Stecken und Äste, die mir für diese Art von Tran sport geeignet erscheinen.
      „Woher weißt du, was wir tun müssen?“
      „Adventure-Channel, der zeigt, wie man in der Wildnis überleben kann.“
      „Und wie sollen wir die Äste miteinander verbinden, um eine Trage daraus zu bauen?“, fragt Luca verzweifelt und legt seinen Kopf in seine Hände.
      „Mit unserem Gewand natürlich “, sage ich und klopfe ihm auf die Schultern.
      Luca lächelt mich an, er hat noch immer so ein schönes Lächeln , nichts vermag dieses Lächeln – auch wenn jetzt etwas gequält – zu zerstören. Aber ich muss stark sein und mich konzentrieren, um meinen Beitrag als Mann leisten zu können. Mit unserem Gewand bauen wir die Trage, auf der Dimo Platz hat und sich hinlegen kann. Er kann nicht gehen, er kann nicht stehen, somit legen wir ihn sachte auf die Trage. Ich hoffe sehr, dass die wenigen Verstrebungen, die ich versucht habe, so stabil wie möglich zu bauen, auch halten. Dimo ist nicht schwer, eher mager – typisch schwul – deshalb glaube ich, dass die Verstrebungen halten werden.
      Die Sonne geht so langsam au f, dass ich ihre Bewegung verfolgen kann. Leises Gejohle ist nahe der Küste zu hören. Wir treten aus den Büschen heraus und sofort kommt mir der Geruch von frisch verbranntem Fleisch in die Nase. Ich ekle mich so sehr, dass ich zu Boden gehe und mein Magen den Rest herausdrückt, der aus Säure und Galle besteht. Meine Atmung und Puls rasen, die Ohren fallen mir zu und ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, es ist die von Dimo, der mir etwas sagt, aber da mir die Ohren zugefallen sind, kann ich ihn nicht verstehen. Ich erhebe mich wieder, ohne ihn gehört zu haben und mit mir erhebt sich der vordere Teil der Trage, Luca hebt den hinteren Teil.
      „Auf geht‘ s“, sage ich
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