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25 Boys

25 Boys

Titel: 25 Boys
Autoren: Asher Reed
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können nicht mehr, sind zu erschöpft.
      Im Hintergrund hören wir die Laute unserer Freunde, das Zischen unserer Feinde. Rauch steigt auf, die Fackeln haben wahrscheinlich das Stroh entzündet und die Stadt geht in Flammen auf. Wir beobachten vom Hügel aus wie immer mehr Häuser in Flammen aufgehen. Und plötzlich wird mir schlecht. Ich kotze, es kommt aber keine Nahrung hoch. Mein Mund öffnet sich und nichts kommt heraus. Luca weint dermaßen viel, dass ich versuche ihn zu beruhigen und Dimo rührt sich nicht mehr.
      „Dimo?“
      „Luca, bitte, lass ihn, er lebt noch. Ich fühle seinen Puls.“ Ich versuche in der schattigen Dunkelheit das Bein zu sehen und befühle nur die Wunde. Sie ist tief, das Bein scheint gebrochen zu sein.
      Ich zittere dermaßen stark beim Ausatmen, dass mir meine Lunge schmerzt, aber im Vergleich dazu, welche Schmerzen Dimo gerade durchstehen muss, ist es eine Schande, dass ich überhaupt an meine Schmerzen denke. Mein Herz hämmert. Schweiß läuft mir aus allen Poren und meine Arme und Beine zittern.
      Plötzlich höre ich wieder ein tiefes und schnaufendes Ächzen. „Luca“, sage ich geschockt und so leise wie es mir mit meiner rauen Stimme nur irgendwie möglich ist. „Da kommt noch e iner!“ Und Luca und ich versuchen die Umgebung zu erfassen, die grauen Schatten von dem Dunklen zu trennen, die das Feuer zu uns projiziert. Dann fassen wir beide wieder nach unseren Waffen, den Steinen. Das Ächzen kommt näher, Tränen befeuchten meine Augen und dann stürmen wir hinaus. Doch bevor ich zuschlage, entdecke ich, dass es der Schiffsarzt ist und schreie „nein“ … doch Luca schlägt im Eifer des Gefechts schon zu und trifft den Arzt an der Schläfe. Es macht einen fürchterlichen Knacks, wie wenn man einen Ast entzweibricht. Der Arzt fällt regungslos zu Boden.
      „Luca, das war der Schiffsarzt.“
      „Scheiße, verdammte Scheiße“, ruft er und ich schreie ihm zu, dass er mir helfen soll, den Arzt in die Büsche zu zerren. Luca hilft mir, ist wie gelähmt und ich muss ihm gut zureden, dass es ein Versehen war und dass das jedem passieren hätte können. Luca weint stark und bittet den lieben Gott um Verzeihung.
      Zu viert sin d wir hinter den Büschen und beobachten wie unsere Freunde gegen die Feinde kämpfen. Langsam wird es immer leiser und immer mehr Fackeln gehen aus. Die Dunkelheit übernimmt das Kommando und der rege Lärm verstummt so dermaßen, dass das lauteste Geräusch unser Atem ist und dann – vor Erschöpfung – fallen uns dann die Augen zu.
     
    Als die erste Dämmerung einsetzt wache ich wieder auf, wecke Luca, der hoffte aus einem Traum zu erwachen, was nicht der Fall ist. Er sieht Dimo, der plötzlich ebenso die Augen öffnet, sowie der Schiffsarzt, der wie gelähmt neben uns liegt und dem ich gut zurede. Der Schiffsarzt ist böse auf uns, weil er wild getroffen worden ist, der Stein hat einen Teil seiner Schläfe zertrümmert, es sieht schrecklich aus. Blut überall Blut.
      Er hat aber ein seltsames Grinsen aufgesetzt und sagt: „Ich sehe auf einer Seite nichts mehr. Die Knochenstücke, die du mir zerschlagen hast, haben meinen Sehnerv durchtrennt.“ Luca weint, er spricht mit dem Arzt und ich spreche ein wenig mit Dimo, aber ganz leise. Denn wir wissen nicht, ob die Gefahr schon gebannt ist.
      Der Schiffsarzt spricht weiter: „Schon komisch, dass ich hier liege … eigentlich“, er stockt mit seinen Worten, weil Luca ihm mit seinem Zeigefinger auf den Mund drückt. Luca meint, er solle sich schonen.
      „Bitte, schonen Sie sich“, sagt er fürsorglich wie eine Krankenschwester.
      „Ich mich schonen?“, meint der Schiffsarzt. „Es ist aus!“, sagt er, „ich war der frühere Geliebte von Rockboat“, kommt ihm theatralisch über die Lippen und anhand seiner Stimme kann man erkennen, dass ihn das belastet hat.
      Luca weiß nicht, wie er mit dieser Information umzugehen hat und sagt: „Das ist doch etwas Schönes.“
      „Nicht, wenn man durch Jüngere ersetzt wird. Wir hatten eine harmonische Beziehung, wir hatten einfach alles, was wir haben wollten. Waren erfolgreich. Er hatte das Geld, ich hatte den Titel. In Österreich ist es von Vorteil, wenn man einen Arzttitel hat, da ist man gleich angesehener, auch wenn man schwul ist.“ Seine Lippen sind von der Trockenheit gerissen. Durch ihre Krater tritt Blut aus den wunden Krusten aus. Dann hustet der Arzt und berührt seine zertrümmerte Schläfe, aus der noch
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