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25 Boys

25 Boys

Titel: 25 Boys
Autoren: Asher Reed
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weil ich nicht weiß, ob das üblich bei ihnen ist oder weil mir schwindelig wird. Mir kommt vor, ich befinde mich in einer Zeit, die weit hinter uns zurückliegt, mehrere tausend Jahre. – Aber das kann nicht sein, das gibt es nicht.
      Jetzt sehe ich, wie einer dieser Menschen, mir seine Zähne zeigt. Einige tragen Speere bei sich, andere entzünden Fackeln. Der erste Offizier wird nervös, seine Stimme wird hektischer, er versucht den fremden Menschen weiterhin klar zu machen, dass wir in Frieden kommen und dass wir nur ihre Hilfe brauchen.
      Das Gesicht einiger dieser Typen ist aufgeraut, als liege Asche über ihre Haut. Narben über ihre ganzen Gesichter sind zu sehen und wieder einige mehr zeigen uns ihre faulen Zähne – was das nur zu bedeuten hat? Es ist mir ein Rätsel.
      „Sollen wir auch unsere Zähne zeigen?“, frage ich, doch niemand scheint mich zu hören.
      Plötzlich sagt der erste Offizier: „Wir ziehen uns zurück, wir gehen wieder zum Schiff zurück.“
      Doch er sieht, dass die fremden Mensche n uns umzingelt haben. Niels geht an mir vorbei und versucht den Kreis zu durchbrechen, aber sie lassen ihn nicht durch. Nun zeigen wieder mehr von diesen seltsamen Fremden ihren tiefen und schwarzen Schlund, geben Zischlaute von sich und wieder hocken sich mehrere von ihnen nieder. Ihre Adern an Hals und Stirn treten hervor und ihre Zischlaute werden lauter. Der erste Offizier merkt, dass es sinnlos ist mit ihnen zu kommunizieren, da sie ihn nicht verstehen, deshalb glaubt er, dass die beste Möglichkeit die ist, einfach durch sie hindurchzugehen. Aber er irrt sich. Er versucht es und er wird zurück in den Kreis geschmissen.
      J etzt werden die Fremden lauter, und ich bin der Meinung, dass das alles nur ein schlechter Scherz ist, einfach nur ein scheiß-schlechter Scherz. Ich kann nicht schreien, ich atme nur heftig ein und aus und weiß nicht, welcher Ausdruck auf meinem Gesicht liegt: Entsetzen oder Abscheu?
      Die Fremden intonieren hochtrabend mit ihren Zischlauten, die immer lauter werden, wie ein Schwarm Fliegen, der über unseren Köpfen schwebt. Dann kreischen sie, schlagen sich auf den Kopf, heben ihren Lendenschurz, stampfen auf die kalte, trockene Erde und ihr Zischen wird zu einem Summen, das eine Melodie anstimmt, bis ein Lied erklingt, das den Gesängen von Barbaren gleichkommt. Einer wird handgreiflich und geht auf einen schwulen Typen zu und schlägt ihm auf den Kopf. Dieser wehrt sich nicht und geht erschrocken ein paar Schritte zurück. „Nein“, ruft er, „ich habe euch nichts getan!“ Das macht sie wütender, wahrscheinlich weil wir uns nicht wehren; aber wir haben keine Waffen, um uns zu wehren, nur unsere Fäuste.
      Ihre Fingernägel sind dreckig, dürr und krumm. Ich konnte ein paar ihrer Hän de sehen, als ein Fremder den hilflosen Schwulen auf den Kopf geschlagen hat. Ich brülle und würge aus Leibeskräften, sie sollen mit diesem Unfug aufhören. Aber ihr Zischen, Gejaule und ihr Singen wird immer lauter und übertönen meine Schreie. Und wie auf Kommando sind sie so leise und so still, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen hören könnte. Der Staub, den sie mit ihren stampfenden Füßen aufgewirbelt haben, legt sich wieder auf die trockene Erde nieder. Das Licht der Taschenlampen wird müde und träge und der Lichtkegel fegt unwirsch und zitternd durch den Nachtimmel. In meinem Mund spüre ich einen seltsamen trockenen und metallenen Geschmack, als hätte ich lange an einem Geldstück gelutscht. Die Angst meiner Freunde kumuliert sich und legt sich wie eine Kuppel über uns, dies spüren die Fremden, die sich uns überlegen fühlen. Ich beiße mir vor Angst auf die Lippen. Luca nimmt wieder meine Hand und sieht mir mit seinen wunderschönen Augen tief in mein Innerstes. Auf der anderen Seite habe ich Dimo, der mir in dem Moment ans Herz wächst und ich weiß, dass Luca und Dimo ein schönes Paar sind. Wir drei geben uns nun die Hand und bilden unseren eigenen kleinen Freundeskreis. Mein Blutdruck steigt, ich spüre wie die Nerven und die feinen Adern in meinen Augen pulsieren und ich träne wieder. Die Hände meiner Freunde sind schweißgebadet. Zu dem metallenen Geschmack legt sich jetzt ein salziger Geschmack um den Gaumen.
      In einer Sekunde gehen so viele Gedanken verloren und können neue auftauchen, dass jeder, der unter der Kuppel der Angst steht, weiß, was jetzt kommen wird. Unser erster Offizier schreit, als hätte er eine gepiercte Zunge,
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