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2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums

Titel: 2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums
Autoren: Unbekannt
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anderes?
    Langsam verebbte seine Neugier.
    Die äußerste Front seiner Bewusstseine verweilte noch bei dem Vakuumzylinder; er sah eine Episode der Frostkriege, in der die T’Tunday gegen die Kohabitation den Sieg davon zu tragen schienen. Er warf einen Blick ins Leben der Gaurach Doy, und es schien ihm, als wollten sie sich, ihres Daseins im Dimensionen-Mosaik bewusst geworden, daraus befreien.
    Seine Bewusstseine freuten sich über die neuen Geschöpfe, die sie der Kolonne zum Geschenk gemacht hatten. Wesen, so reich an Möglichkeiten. Aber auch voller Begehren, sich und ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, zu erfüllen.
    War das kein Widerspruch? Keine Ironie?
    Sicher war es das. Eine wunderbare Ironie sogar. Ein großes Vergnügen.
    Der Geburtshelfer hoffte, dass die Traitorianer einen Scherz verstehen würden, wenn der Tag kam. Bis dahin blieb ihnen ja – jedenfalls nach ihren Maßstäben – beinahe unendlich viel Zeit.
    Die Schlafwandler verlangsamten seinen Puls behutsam, schlossen seine Sinne ab von der stofflichen Welt.
    Der Blaue Turm entfärbte sich. Die Landschaft sank unter Null. 9. Oktober 1347 NGZ Erinnerungen an Troja „Ich würde zu gerne wissen, wie oft schon ein Trojanisches Pferd einen Krieg entschieden hat", überlegte Laurence Savoire, der Erste Kybernetiker ESCHERS.
    „Aha", gab Isokrain zurück.
    Savoire lächelte schwach und strich sich über die stachligen schwarzen Haare. „Eine alte Legende."
    Er erzählte in kurzen Worten die Geschichte von Odysseus und den Truppen Agamemnons, die nach zehnjähriger Belagerung die Stadt Troja durch eine List eroberten: das hohle, hölzerne Riesenpferd, in dessen Bauch griechische Elitesoldaten lauerten.
    „In der Nacht entstiegen sie dem Pferd und öffneten die Tore Trojas von innen."
    „Ich verstehe", sagte der Kosmitter.
    „Helden der Intelligenz übertölpeln einen leichtgläubigen Gegner. Meinst du, wir glichen diesen Soldaten aus der Urzeit deines Volkes? Und die Kolonne gliche der Stadt aus Stein Troja?" Es klang spöttisch.
    Savoire überlegte, ob er noch einige Details der Geschichte erzählen sollte.
    Sagen, dass durchaus nicht alle Insassen der Hohlfigur zu Helden geworden waren.
    Hatte Odysseus nicht einen der Soldaten eigenhändig erwürgt, als er nach draußen zu rufen drohte? Hatte sich nicht ein anderer das Genick gebrochen beim Sprung aus dem Pferd?
    Was Helden und Heldentum angeht, sieht man am besten nicht zu genau hin.
    „Nicht die Dinge gleichen sich", sagte Savoire, „sondern die strategischen Probleme. Und die Ideen, wie sich diese Probleme lösen lassen. Die Männer um Odysseus standen vor der Frage: Wie überwindet man das Unüberwindliche?"
    „Leichte Frage, leichte Antwort: gar nicht. Das Unüberwindliche ist unüberwindlich", antwortete Isokrain. „Was überwunden wird, war nicht unüberwindlich."
    Savoire lachte leise. „Feinheiten der Formulierung. Was bezwingt das Übermächtige? Was besiegt das Unbesiegbare?
    Die Antwort bleibt immer gleich: Du musst dich der Kräfte des Gegners bedienen, wenn diese Kräfte deine Kräfte übersteigen. Du musst Teil dessen werden, was du nicht besiegen kannst."
    „Aha", sagte Isokrain. „Hoffen wir, dass wir am Ende unserer Feindwerdung noch von unserem Feind unterscheidbar sind. Wenigstens für unsere Freunde."
    Vorstoß in Feindesland. Geborgen in den Armen des Gegners ...
    Der Portivabschnitt 3h3h2, ein Gebilde aus 24 aneinandergeflanschten Kolonnen-Forts von insgesamt 216 Kilometern Höhe, befand sich auf dem Weg zum Zentrum der Galaxis Hangay.
    15 Kolonnen-Fähren schleppten das Monument einer weltverändernden Technologie durch den Hyperraum.
    Für einen Moment stellte Savoire sich vor, der Portivabschnitt würde havarieren und auf einen Planeten wie seine Heimatwelt Diakat einschlagen – ein Keil, aus den Himmeln geworfen, der in die Oberfläche einschlug und wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird, Wellen auslöste, die durch den Kontinent liefen.
    Der höchste Berg von Diakat war der Piz Thoosa – fast 9000 Meter hoch. Er stellte sich den eingeschlagenen, stecken gebliebenen, monströsen Technoiden vor: Der Portivabschnitt würde den Piz Thoosa in einen ewigen Schatten stellen, weit aus der Mesosphäre hinaus-, tief in die Thermosphäre hineinragend. Planet und Weltraum verbinden wie eine Brücke in die Nacht.
    „Die Finsternis weicht, denn wir bringen das Licht", zitierte Savoire das Motto der Kosmitter.
    Und nun ist es die Finsternis, die das Licht bringen
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