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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter
Autoren: Unbekannt
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sich gar nicht wohlfühlte bei dem Gedanken, von dem Molch telepathisch ausgehorcht zu werden – oder wie immer er das nannte, was er soeben getan hatte, um ihre Sprachmuster zu analysieren. „Ich muss nun leider unsere interessante Unterhaltung abbrechen."
    „Meld dich wieder bei mir", forderte der Techniker.
    „Wenn die Zeit bleibt", sagte Cosmuel vage.
    Ganz bestimmt nicht, dachte sie.
    Sie musste Polm Ombar und den anderen die Nachricht überbringen, dass ihnen keine weitere Abkürzung via Bahnhof-Transmittersprung zur Verfügung stand und deshalb noch etwa 40 Reisetage vor ihnen lagen, ehe sie Rosella Rosado erreichten.
    Vierzig Tage.
    Verflixt lange Zeit in einer engen OREON-Kapsel mit etlichen anderen Friedensfahrern, die darüber hinaus nicht gerade besonders gesellig waren, weil sie es gewohnt waren, allein zu reisen. Immerhin hatte sie Kantiran, hatte Kartenspielen, hatte Sex. Für Ablenkung war also gesorgt.
    Besser als nichts.
    Allzu schnell würde es ihr gewiss nicht langweilig werden. Zumal etwas Ruhe zwischen turbulenten Zeiten nicht schaden konnte.
     
    *
     
    „ Du kannst kein Friedensfahrer sein", sagte Polm Ombar. Es war so kalt, als würde sich ein Chaotisches Geflecht mitten im Raum ausbilden und den Moralischen Kode der Lächerlichkeit preisgeben.  
    Die Bestie mit den glühenden Augen sah alles andere als erfreut aus. „Warum nicht?"
    „Es gibt tausend Gründe."
    „Nenn mir einen."
    „Du bist zu alt. Oder zu jung. Such dir etwas aus."
    Der Revisor und der Haluter
    Fragment von Cosmuel Kain
     
    3.
     
    Schatten
     
    „Dämlich", murmelte Cosmuel vor sich hin. „Das ist einfach nur dämlich."
    Sie zerknüllte die Folie und warf sie hinter sich, auf den Berg aus mindestens zwei Dutzend erbärmlichen Versuchen, einige spannende oder auch nur irgendwie interessante Sätze zustande zu bringen, die zwei Dinge vereinten: Zum einen sollten sie im weiteren Verlauf der Geschichte die Idee ermöglichen, Polm Ombar gegen einen Haluter in Drangwäsche kämpfen zu lassen, zum anderen mussten sie eine raffiniert verborgene psychologische Botschaft zwischen den Zeilen transportieren, um Kantiran zu zeigen, dass er eine falsche Entscheidung getroffen hatte.
    Bislang war jeder Versuch in etwa so subtil gewesen wie eine Hirnoperation bei vollem Bewusstsein. Da hätte sie ihren Geliebten gleich an beiden Schultern packen, ihn durchschütteln und anschreien können.
    Diesmal schleuderte sie den Stift gleich hinterher. Es hatte keinen Sinn.
    Absolut keinen Sinn. Sie gab auf.
    Sollte Kantiran doch tun und lassen, was er wollte. Er war so stur wie eine lilasische Wurfkuh, und daran würde Cosmuel nichts ändern können und ihr Geschreibsel schon gar nicht. Wahrscheinlich würde es nicht mal etwas bewirken, wenn sich Rlim von den Aras mit Goethe von Terra und dem Großen Bathorn von Arkon zu einem Dreigestirn zusammentun und gemeinsam die wundervollsten Worte aller Zeiten finden würden, die zudem von den Göttern dreier Welten inspiriert würden.
    Dennoch versuchte es die Halbcyno in den nächsten vier Wochen immer wieder – wenn schon nicht, um Kantiran umzustimmen, so doch wenigstens, um endlich wieder den seelischen Ausgleich zu finden, den ihr das Schreiben von Geschichten bot. Und doch landete Folie um Folie in der Recyclinganlage. Bis sie schließlich, am 5. September nach terranischer Rechnung, die sie genau wie Kantiran immer noch beibehielt, den galaktischen Zentrumsbereich von Altasinth erreichten: die Heimat der Friedensfahrer. Ihr Ziel.
    Am frühen Nachmittag ihres letzten Reisetages sah sie durch eine Außenscheibe der OREON-Kapsel den gelbroten Gasriesen Sumnat, hinter dem die gewaltige blaue Sonne Rosella Rosado waberte. Cosmuel spiegelte sich in der Scheibe, ihr Kopf bedeckte den halben Planeten, ihre Augen bildeten Meere.
    Die Mondkette der Friedensfahrer, acht winzige Punkte, tanzte als Diadem auf ihrer Stirn.
    Dann schob sich eine breite Hand darüber, umspannte die Sonne, den Planeten, die Monde und legte sich in ihren Nacken. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, entzündete tausend kleine Explosionen in der Wirbelsäule.
    „Ein seltsames Gefühl, wieder zu Hause zu sein, was?", fragte Kantiran.
    „Zu Hause?" Cosmuel legte den Kopf in den Nacken, genoss den Druck seiner Hand am Hinterkopf. „Empfindest du so, wenn wir hierherkommen?"
    Etwas entstand vor ihnen, hinter ihnen und überall um sie herum – ein schemenhaftes Wallen am Rand des Wahrnehmbaren, wie tausend Fische, die
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