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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter
Autoren: Unbekannt
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Fingerspitzen ein Stakkato. Cosmuels schlanke Finger legten sich auf seine Hand.
    „Noch mal?", fragte sie.
    „Wie oft haben wir jetzt schon Gobi gespielt?"
    „Offensichtlich nicht oft genug." Sie versuchte sich an jenem Lächeln, das er, wie sie genau wusste, unwiderstehlich fand. „Du verlierst dauernd, und ich muss nicht mal die Macht meiner Stimme einsetzen."
    „Na hoffentlich", sagte er missmutig.
    „Traust du mir das etwa nicht zu? Ich brauche meine speziellen Fähigkeiten nicht einzusetzen, um dich zu besiegen.
    Aber soll ich dir etwas sagen? Es stört mich nicht, dass du ein schlechter Spieler bist. Du hast andere Qualitäten. Wichtigere."
    Sie verstärkte den Druck ihrer Hand, fühlte die Ader auf seinem Handrücken pulsieren. Sie lehnte sich im Stuhl zurück und drückte die Schultern durch. „Worüber denkst du nach?"
    „Chyndor", sagte er. „Und ..."
    „... die Zukunft der Friedensfahrer", beendete sie den Satz gleichzeitig mit ihm. Sie zog ihre Hand zurück, stellte einen Chip auf und stieß ihn an, dass er rasend schnell rotierte. Die Ränder verwischten, er wirkte wie eine Kugel aus flirrendem Licht.
    „Du wirst keine Antwort finden, genauso wenig wie die tausend Mal, die du in den letzten zehn Tagen darüber nachgedacht hast. Der Schatten der Negasphäre liegt über allem, und er verhindert, dass wir etwas sehen können."
    Cosmuel schaute Kantiran in die Augen.
    Sein Blick verfolgte die trudelnde Spur der Münze. „Das hast du blumig ausgedrückt. Mein Kompliment. Du solltest mal wieder eine Geschichte schreiben. Ausreichend kreative Energie hast du offenbar."
    Obwohl er das sicher nicht beabsichtigt hatte, schmerzten seine Worte. Cosmuel hatte seit ihrem Aufbruch von Hangay mehr als einmal versucht, wieder zu schreiben. So wie früher.
    Doch seit sie Kantiran getroffen hatte und schließlich zur Friedensfahrerin geworden war, hatte sie offenbar so viel in der Realität erlebt, dass ihre Phantasie einfach streikte. Sie fand keine Worte mehr, egal wie oft sie es versuchte. Gefühlte tausend erste Sätze hatte sie immer wieder umgeschrieben und schließlich verworfen.
    Gobi war deshalb für sie momentan mehr als nur ein Spiel, sondern diente auch der Ablenkung. Genau wie die diversen Erfahrungen, die sie im Bett mit Kantiran teilte. Sie erschrak bei diesem Gedanken und fragte sich, ob Kantiran für sie tatsächlich nur ein Mittel zum Zweck war, ein Ablenkungsmanöver für ihre frustrierte Seele.
    Der Chip trudelte aus, kullerte auf der Platte und blieb schließlich liegen. Von seiner Oberseite schaute sie ein grimmig dreinblickender doppelköpfiger Iwan Iwanowitsch Goratschin an. Der Mythos, stand darunter. Mutantenkorps Nummer drei. Einer der wertvollsten Chips. Im Spiel hätte sie sich über eine gewonnene Runde freuen können.
    Kantiran griff danach. „Was ist mit dir, Cosmuel? Du starrst so konzentriert ins Nichts, dass ich ..."
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe nur festgestellt, dass ich Ursache und Wirkung verwechselt habe. Oder lass es mich so sagen: Ich habe aus etwas Gutem beinahe etwas Schlechtes gemacht."
    „Du bist wunderbar. Rätselhaft, aber wunderbar. Friedensfahrer hin, Friedensfahrer her." Er stand auf, umrundete den Tisch und zog sie in die Höhe.
    „Lass uns an etwas anderes denken."
    Gute Idee, dachte sie und küsste ihn.
     
    *
     
    Sein Haar war länger als gewöhnlich, und der Vollbart hätte etwas Pflege nötig gehabt. Er ließ sich gehen, seit sie in der ASH AFAGA unterwegs waren.
    Kein Wunder, dachte Cosmuel. Seine Gedanken kreisen nur noch um die eine Frage.
    Kraft seiner Autorität als einer der Garanten der Friedensfahrer hatte er eine Vollversammlung im Palais Ellega einberufen. Sie mussten klären, wer Chyndors Nachfolge antreten sollte als Patron des Bundes.
    Sie musterte seine Gesichtszüge. Die Augäpfel bewegten sich ruckartig unter den geschlossenen Lidern; er träumte.
    Wenigstens jetzt sieht er entspannt aus, dachte sie. Und wünschte sich, sie selbst würde ebenfalls die nötige Ruhe finden, um einschlafen zu können.
    Doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss und in den Dämmer zwischen Wachen und Schlafen driftete, schreckte sie hoch, mit wild pochendem Herzen und angespannten Muskeln. Ihre Fingergelenke schmerzten, weil sich ihre Hand wieder und wieder in die dünne Decke krallte. Nicht einmal Kantirans gleichmäßiger Atem vermochte ihren Gedanken Frieden zu schenken, obwohl sie sonst nichts Beruhigenderes kannte.
    In ihrem Unterbewusstsein
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