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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter
Autoren: Unbekannt
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als neuer Patron. Werde ich gewählt, hat der Kampf gegen die Negasphäre ein Ende."
    Kantirans Gesicht blieb ausdruckslos, als würde er eine Maske tragen wie dieser andere Terraner in den Reihen der Friedensfahrer.
    Cosmuel verschränkte die Arme vor der Brust. „Du wolltest uns etwas fragen?"
    Farigu wies auf Kantiran. „Ihn, um genau zu sein. Du hast von Höflichkeit gesprochen. Also spreche ich offen. Ich wollte mich bei dem vorstellen, der mir als Einziger bei meiner Wahl zum Patron gefährlich werden könnte. Du bist beliebt, Kantiran, auch wenn ich es nicht verstehen kann. Wirst du kandidieren?
    Immerhin bist du einer der Garanten, genau wie ich."
    Die Antwort kam sofort, ohne das geringste Zögern. „Ich? Garantiert nicht.
    Aber weil du ehrlich und offen warst, will ich es genauso sein. Wenn du gewählt wirst und deine Ziele durchsetzt, wäre das katastrophal."
    Farigu lächelte. „Danke."
     
    *
     
    Besser hätte es nicht laufen können.
    Kantiran war ein Narr, wenn er die Chance nicht ergriff. Offenbar lag ihm weder etwas an der Macht noch daran, die Friedensfahrer zu führen. Genauso hatte er ihn eingeschätzt. Ein verhängnisvoller Fehler, wie ihn Narren eben begingen. Schon deshalb taugte er nicht als Friedensfahrer, ebenso wenig wie seine Geliebte.
    Ohne Kantiran würde es keinen ernst zu nehmenden Gegenkandidaten geben.
    Wunderbar.
    „Eins noch", rief Kantiran ihm nach.
    Farigu blieb widerwillig stehen und wandte sich um.
    „Bis zur Wahl sind es noch zwei Tage.
    Bis dahin kann noch viel geschehen. Es wird sich schon jemand finden, der gegen dich kandidiert."
    „Hoffentlich", erwiderte Scot Elien, „denn eine freie Wahl entspricht ganz meiner Sicht der Dinge. Die Vernunft wird siegen. Schließlich sind wir Friedensfahrer, nicht wahr?"
     
    *
     
    Es ist so weit: Das Schicksal der Friedensfahrer steht auf dem Spiel.
    Diese Wahl bestimmt nicht etwa darüber, wer der neue Patron unseres Geheimbundes sein wird. Zumindest nicht nur. Versteht mich nicht falsch: Ich weiß, dass eine solche Wahl immer weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.
    Doch dieses Mal ist es noch weitaus bedeutender.
    Wählt Farigu Scot Elien, und wir werden uns aus dem Kampf gegen die Negasphäre zurückziehen.
    Wählt mich, und wir werden weiter gegen dieses kosmische Monstrum vorgehen.
    Das ist die wahre Alternative, vor der wir in diesen Tagen stehen – das und nichts sonst.
    Lasst mich dazu einige Erklärungen abgeben. Mein Gegner behauptet, ich würde seine Argumente totschweigen.
    Da stellt sich mir eine Frage: Argumente? Welche Argumente? Meint er etwa jene von Grund auf falsche, verdorbene Ansicht, die er wieder und wieder zum Besten gibt?
    Durch Wiederholung wird sie kaum besser.
    Ihr alle habt es schon einmal gehört, also scheue ich mich nicht, es zu wiederholen. So viel zum Thema „Totschweigen". Also – was sagt er? Hört gut zu.
    „Wenn die Friedensfahrer weiterhin gegen die Negasphäre kämpfen, werden sie ausgelöscht werden. Wir werden alle sterben."
    Einfach so. Das ist Farigu Scot Eliens Weisheit. Klingt gut, das kann ich bestätigen. Es ist einfach. Es ist eingängig. Es windet sich geradezu im Ohr, schmeichelt vielleicht unserem Ehrgefühl – denn keiner will doch, dass unser Geheimbund ausgelöscht wird. Es appelliert an unsere Heldenhaftigkeit.
    Aber es ist eine Lüge.
    Ja, ich erdreiste mich, es beim Namen zu nennen! Es ist eine Lüge!
    Nicht etwa eine falsche oder verdrehte angebliche Tatsache. Farigu Scot Elien weiß genau, dass er nicht im Recht ist.
    Er pocht auf das Credo der Friedensfahrer, das aus alter, längst vergessener Zeit stammt. Angeblich hat die Gründermutter selbst es einst formuliert. Ich glaube daran, dass sie es tatsächlich war! Ich glaube an sie, und ich glaube an uns alle.
    Wir sind Friedensfahrer, und alles, was wir sind, spiegelt sich in unserem Geheimbund wider.
    Und nun? Stelle ich mich gegen unsere Gründermutter?
    Nein!
    Nichts liegt mir ferner.
    Ich stelle mir nur eine Frage: Wenn sie heute bei uns wäre, wenn sie heute das Credo zu formulieren hätte – würde sie nicht anders entscheiden? Würde sie nicht selbst ein Plädoyer für eine Ausnahme führen?
    O ja, das würde sie.
    Und deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass Farigu Scot Elien zum neuen Patron gewählt wird und den Kampf gegen die Negasphäre beendet. Er muss weitergehen. Denn dies ist der Grund, warum Farigus neues Credo eine Lüge ist: Er lügt, weil er kurzsichtig ist. Erst wenn wir nicht mehr
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