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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter
Autoren: Unbekannt
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eine Anhöhe, auf der ein einziges, gewaltiges Glasbauwerk stand.
    Die gläserne Basilika bildete eine dreischiffige Halle, unterteilt von zwei Säulenreihen. Sogar von hier oben war das Blitzen zu erkennen, mit dem die Kristallisationskerne in den flüssig gefüllten Säulen wie miniaturisierte Novae zerfielen, um sich gleich darauf schimmernd neu zu bilden.
    Die Kapsel setzte auf.
    Die Tür zu ihrer Kabine öffnete sich zischend. Polm Ombar stampfte herein. „Müssen wir das wirklich tun? Ein Antigravprojektor ..."
    „Die Pietät verbietet es den Heesortern", unterbrach Kantiran. Er atmete tief durch, trat an Chyndors Sarg und öffnete die Glasplatte.
    Zweifellos ging es ihm genau wie Cosmuel. Was an einem Antigravfeld pietätloser sein sollte als an dem, was sie nun tun mussten, konnte sie sich nicht vorstellen. Aber sie akzeptierte es. Fremde Völker, fremde Sitten. So einfach war das.
    Ein Schwall muffiger Luft drang aus dem Sarg. Cosmuel unterdrückte ein Würgen. Seit sie Rosella Rosado erreicht hatten, war der Leichnam mit keiner Technologie mehr in Berührung gekommen, also auch nicht gekühlt worden.
    Ebenso war es nach alter Sitte nicht gestattet, dem Körper konservierende Chemikalien zuzufügen.
    Zu dritt beugten sie sich und hoben den toten Patron aus dem Sarg.
    Mit ihrer Last verließen sie die Kapsel. Cosmuel hielt eines der Beine am Unterschenkel umfasst, Kantiran das andere. Der Revisor umfasste mit seinen Pranken die Schultern des Toten, doch er ging so vorsichtig vor, als trüge er feines Porzellan.
    Alles war vorbereitet, das Grab gerichtet – ein Hügel aus aufgeschichteten Steinen, in den eine Mulde geschmolzen worden war. In den wie gläsern schillernden, als Wanne wieder erstarrten Steinen spiegelte sich der Himmel, über den vereinzelte Wolken trieben.
    Sie gingen durch die Menge aus mindestens tausend Friedensfahrern, die sich zu Chyndors Ehre versammelt hatten und ehrfurchtsvoll eine Gasse frei machten. Auf diesem Teil des Hochplateaus standen sie dicht an dicht; wahrscheinlich hatten sich nie zuvor an diesem stillen Ort so viele Wesen aufgehalten.
    Ombar, Kantiran und Cosmuel betteten Chyndor in die Mulde.
    Der Revisor hob als Erster eine der bereitstehenden Flaschen und schleuderte sie neben die Leiche, wo sie klirrend zerbarst. Splitter sausten umher, und dunkle, ölige Flüssigkeit quoll unter den Toten, wurde von dessen Kleidung aufgesaugt. Es roch harzig. Der Revisor zog sich zurück.
    Cosmuel griff ebenfalls nach einer Flasche, als sie hörte, wie Kantiran aufstöhnte. Verwirrt warf sie ihm unauffällig einen Blick zu. Er stand mit geschlossenen Augen da.
    „Was ist mit dir?", fragte sie leise und zerschmetterte das Gefäß am Boden der Mulde „Wir sind nicht allein."
    „Natürlich nicht. Da unten stehen all die ..."
    „Das meine ich nicht." Kantiran hob die letzte Flasche mit dem Salböl und schleuderte sie, so wuchtig, dass die Scherben bis zu ihnen spritzten. Es klimperte leise vor Cosmuels Füßen.
    „Chyndor, du Heesorter und großer Mann", rief Kantiran zur Menge der Trauergäste und zu dem Toten, der nach dem Glauben seines Volkes alles hörte.
    „Du hast dein Werk vollendet und bist am Ziel angekommen!"
    Er zog einen Metallstab aus einer Tasche seiner Hose und drückte einen Knopf. Fauchend entstand eine Flamme an der Spitze des Stabs. Kantiran ließ ihn fallen.
    Eine kleine, feurige Spur waberte durch die Luft.
    „Da ist noch jemand", flüsterte Kantiran.
    Der Stab landete auf dem Toten. Die kleine Flamme fand plötzlich Nahrung in dem Öl, mit dem der Körper über und über besudelt war.
    „Jemand beobachtet uns, Cosmuel."
    „Jemand?"
    „Die Gründermutter."
    Fauchend loderten Flammen hoch und erfüllten die gesamte Grube mit weiß glühender Hitze.
     
    *
     
    Chyndor, du Heesorter und großer Mann, du hast dein Werk vollendet und bist am Ziel angekommen!
    Dein Weg war überschattet von Düsternis, die aus einer weit entfernten Galaxis strömte und immer noch strömt.
    Dennoch bist du ihn gegangen, und deine Botschaft an jeden Einzelnen, der sich zu deiner Ehre versammelt hat, wage ich in diese Worte zu fassen: Folgt mir auf diesem Weg, egal wo er endet.
    Hört her, Friedensfahrer, denn dies ist das Vermächtnis des Heesorters Chyndor, der kürzer Patron war als jeder andere vor ihm in diesem Amt. Der Kampf gegen die Negasphäre muss weitergehen. Chyndor wusste, dass der neue Kurs des Geheimbundes womöglich mit dem Tod vieler endet. Ihn hat es zuerst
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