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2462 - Der Fund von Amienolc

Titel: 2462 - Der Fund von Amienolc
Autoren: Unbekannt
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half genauso wenig.
    Traf er eine der fragilen, kristallinen Strukturen, so entstand eine Rauchfahne, die wie die Miniaturausgabe eines Zyklons rotierte – nur um sich binnen Sekundenbruchteilen wieder zu neuer, umso groteskerer Feststofflichkeit zu verdichten.
    Mit größter Mühe unterdrückte Star das Verlangen, durch eine Teleportation zu fliehen. Das wäre vorschnell gewesen und unverantwortlich. Zuerst musste er die Lage dahin gehend analysieren, dass er einigermaßen sicher sagen konnte, wo seine Para-Gaben am nötigsten gebraucht wurden.
    Jedoch gelang es ihm nicht mehr, sich zu orientieren. Alles ging viel zu schnell.
    Das nackte Chaos baute sich vor Startac Schroeder auf, überrumpelte, überrollte und verschluckte ihn.
     
    *
     
    „Licht", dozierte Trabzon. „Licht tritt gleichermaßen als Welle wie als Teilchen auf. Diese winzigen, kybernetischen Bazillen, die uns überfallen haben, existieren ebenfalls doppelt."
    Er sprach halblaut und bedächtig.
    Die Selbstbeherrschung zu wahren kostete ihn viel Energieaufwand.
    In Wahrheit hielt ihn bloß sein eigener Mythos bei der Stange. Während seiner Tätigkeit als TLD-Agent war es einmal fast um ihn geschehen gewesen.
    Man hatte ihn auf Thorpei, einem Planeten des Arkon-Imperiums, enttarnt.
    Trabzon würde nie vergessen, wie es sich anfühlte, am Galgen zu hängen.
    Durch eine glückliche Fügung des Schicksals brach sein Genick nicht, sondern er wurde lediglich erdrosselt.
    Kurz bevor der Tod eintrat, retteten ihn seine Kameraden.
    Jedermann an Bord der SOL kannte diese Geschichte, deretwegen man Trabzon Karett nicht nur weit überdurchschnittliche Halsstarrigkeit, sondern auch eiserne Nerven nachsagte. Ihn durfte ganz einfach nichts erschüttern.
    „Du meinst, es handelt sich um so was wie Naniten?", fragte Fee Kellind.
    „Die zudem in verschiedenen Seinsebenen oszillieren?"
    „Schlimmer. Das Teufelszeug besteht aus noch viel kleineren Basismodulen. Wir reden hier nicht über den Nano-Bereich, sondern von Pico-, Femto-, vielleicht sogar Atto-Teilchen.
    Wenn ein Tausendstel einer Eins auf der dritten Stelle nach dem Komma entspricht, wäre das noch um fünfzehn Nullen weiter hinten."
    „Was bedeutet?"
    „Die Theoretische Hyperinformatik postuliert, dass in diesem Bereich Nachricht und Träger zusammenfallen. Simpler ausgedrückt, analog zum Licht, sind das winzigste Maschinchen, die gleichzeitig aus reiner Information bestehen. Sie formieren sich je nach Bedarf zu beliebig größeren Gemengen. Und sie haben es auf uns abgesehen."
    Die Kommandantin der SOL zog ihre Brauen hoch. „Eine Art chaotarchisches Gegenstück zum Virenimperium?"
    „Möglich. Wobei auch das Virenimperium nach Vishnas Eingriff zerfetzt wurde und seine Splitter sich übers ganze Universum verteilten. – Wie auch immer, diese Bazillen werden lästig.
    Offenbar wollen sie die Kontrolle des Rechnernetzwerks übernehmen."
    „Wie können wir sie vernichten?"
    „Tja ... Gar nicht."
     
    *
     
    Trim Marath hatte schon einiges erlebt. Aber er war noch nie in eine Lawine geraten oder von einer Mure mitgerissen worden.
    Genau das widerfuhr ihm soeben.
    Die torkelnden Kristallgestalten, die aus den Fassaden erwachsen waren, türmten sich über ihm auf.
    Sie vereinigten sich mit den unzähligen wie Schwärme von Kakerlaken den Platz überschwemmenden, zuvor noch für so harmlos gehaltenen rötlichen Wartungsservos.
    Zugleich bildeten sich Säulen aus Staub. Klippen, nein: Felsgebirge, nein: ein einziger, riesiger Berg, der Trim und Startac unter sich begrub.
    Trim ruderte mit Armen und Beinen im breiigen Schutt, verzweifelt hoffend, er könnte Star berühren, der sie daraufhin beide aus dem schrecklichen Wirrsal teleportierte. Aber er griff nur in waberndes, schmatzendes Nichts.
    Während er sich überschlug, wieder und wieder, erhaschte er kurze Blicke auf die Schneekugel. Spinnenfinger reckten sich zum von Windböen geschüttelten Bottich des Weltweisen empor, kilometerhoch, umfingen ihn, schnürten ihn ein, zogen ihn herab.
    Dann war Startac plötzlich neben ihm, hielt ihn am Ellbogen fest. „Weg!", bettelte Trim.
    „Sicher nicht." Sein bester und einziger Freund versetzte ihm einen harten Schlag vor die Brust. „Wir sind in Gefahr, Alter. Ich und du, in Todesgefahr!"
    Trim spürte die Massen von Materie, von totschlummerndem VollNicht-Leben, die sich über ihm und Star aufhäuften. Große Bereiche der Oberfläche wie des Untergrunds dieser Region bedeckten sie.
    So
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