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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington
Autoren: Mia Zorn
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Krankenlager.
    Diesmal bediente sich Rev’rend Sorrow nicht eines Kissens, sondern zog ein Fleischermesser unter seiner Kutte hervor. Keuchend beugte er sich über den Kranken. In diesem Moment schlug der geschwächte Black die Augen auf. Sekundenlang starrten sich die beiden Männer in die Augen – das Einzige, was Sorrows Maskierung frei ließ.
    »Ah, es freut mich, dass du dein Sterben miterleben wirst, Black. Du weißt ja gar nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe.«
    Mit regloser Miene blickte der Hohe Richter seinen Widersacher an. »Zeig mir dein Gesicht und sag mir, warum du mich töten willst«, flüsterte er matt.
    Einen Augenblick schien Sorrow zu zögern. Doch dann beugte er sich noch tiefer über Black. »Der Zorn GOTTES soll über dich kommen, Black! Du sollst büßen für den Tod von Rev’rend Torture und all den anderen Gotteskriegern, und in der Hölle schmoren!« Im nächsten Moment verzog sich sein Mund unter der Maske zu einem Grinsen. »Ach weißt du – im Grunde ist dieses religiöse Geschwätz gar nicht mein Ding. Aber du stellst hier den größten Machtfaktor dar, Black, und deshalb bist du mir im Weg! Bist du erst tot, wird es mir ein Leichtes sein, die Rev’rends zu neuem Glanz zu führen, mit mir an ihrer Spitze! Und jetzt stirb!« Mit raschelnder Kutte hob der Inquisitor seine Arme. Doch bevor er die Klinge seines Fleischermessers in Blacks Brust stoßen konnte, wurde er von hinten zurückgerissen. Die Lichter im Saal flammten auf.
    »Nehmt ihm das Messer ab!« Mit gezogenem Driller stand Präsidentin Cross zwischen Sorrow und dem Krankenlager des Hohen Richters. An ihrer Seite waren Yanna Hitking und Loola. Zwei Bunkersoldaten zerrten an den Armen des überrumpelten Inquisitors. Doch der rückte seine Waffe nicht freiwillig heraus. Wie ein Wilder schlug er um sich.
    Plötzlich gelang es ihm, sich dem Griff der Soldaten zu entziehen. Mit einem hasserfüllten Aufschrei stürzte er auf die Präsidentin zu. Im selben Augenblick schwirrte Loolas Küchenbeil durch die Luft – und landete in Sorrows maskiertem Gesicht. Stöhnend ging er zu Boden. Yanna schlug weinend die Hände vor das Gesicht.
    »Hör auf zu flennen«, zischte Loola und drängte sich an ihr vorbei zum Leichnam. Zögernd griff sie nach dem Schal, den er unter der Kapuze der Kutte trug. Sie ahnte bereits, wer hinter diesem Dreckskerl steckte, denn seine Stimme hatte ihn verraten. Aber glauben wollte sie es immer noch nicht. Mit einem Handgriff demaskierte sie den Toten.
    »Fuck«, flüsterte sie. »Es is tatsächlich Little Rock.« Während Loola noch das Beil aus der Stirn des toten Little Rock zog und Cross dem Richter aus dem Bett half, zerfetzte auf der anderen Seite des Bunkers eine Sprengladung das Schott zur U-Bahnhofshalle. Die Männer um Faith und Breaker stürmten durch die entstandene Öffnung.
    Ben-Bakr und Sigur Bosh folgten ihnen. Den beiden war es nicht gelungen, die Wahnsinnigen von ihrem Vorhaben abzubringen. »Kommt zurück!«, riefen sie. »Ihr rennt in euer Verderben!« Blind tasteten sie sich durch die Dunkelheit. Dann glommen vor ihnen Lichter auf.
    Stimmen riefen wild durcheinander. »Der Tunnel ist versperrt! Wo ist der Sprengstoff?« Ein Fluchen war zu hören. »Du verdammter Idiot! Mach, dass du zum Schott kommst, und schaff den Sprengstoff her!«
    Wie auf ein Kommando machten Ben-Bakr und Bosh kehrt. Sie durften nicht zulassen, das Faith’ Männer an den Sprengstoff kamen. Die beiden Freunde sprangen über die Gleise und rannten zurück zum Schott. Sie hatten die Trümmer schon fast erreicht, als unter ihren Füßen die Erde zu beben begann.
    Mit einem schmatzenden Geräusch wabberte die grüne Masse aus Decke und Wänden und verschloss innerhalb weniger Sekunden die gesprengte Öffnung wieder mit grünem Schleim.
    Sigur Bosh atmete schwer. Der Rückweg war abgeschnitten. Die Luft hier in der Bahnhofshalle schien noch dünner als die im Bunker zu sein. Sie hatten kein Wasser und nichts zu essen dabei. Sie waren verloren!
    ***
    Dunkelheit und Totenstille lagen über Waashton. Nur die Hochhausruinen ragten wie graue Wächter in den mondlosen Himmel und vor dem zerstörten Stadttor war ein heller Feuerschein zu sehen.
    Er kam aus der Grube. Stundenlang hatten dort die Kriegerin und der Androide alles für die Herstellung des Suds vorbereitet. Sie füllten die Aushöhlung mit Brennholz, das sie aus den Trümmern der zerstörten Stadtpalisaden geschlagen hatten. In der Schnapsbrennerei
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