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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington
Autoren: Mia Zorn
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hörte er ihn entrüstet rufen.
    »Du hast recht, Trashcan. Das war genauso wenig ein Scherz wie das hier.« Louis Stock reichte seinem Gegenüber einen vergilbten Zettel. »Ich lasse mich nicht erpressen. Wenn du was von mir willst, sag es jetzt und hier!«
    Der Junge nahm den Zettel und las ihn laut vor. Dann schaute er überrascht und gleichzeitig beleidigt auf. »So was traust du mir zu? Dachte, wir wär’n Freunde… Was hast du denn überhaupt getan?«
    Wie aus weiter Ferne drang die Stimme von Loolas Freund an Blacks Ohren. Weder verstand er, was der Junge sagte, noch begriff er, was sich zwischen den beiden Männer abspielte. Ihm war gleichzeitig heiß und kalt, und ein zunehmendes Rauschen erfüllte seine Gehörgänge. Während er langsam zu Boden glitt, verebbte jedes Geräusch und es wurde still. Still und dunkel.
    ***
    Alexandra Cross blickte ungläubig auf die Papierbögen, die vor ihr auf dem Labortisch lagen. Bis in die späten Abendstunden hatte sie gemeinsam mit einem Ärzteteam die gefundenen Würmer untersucht. Schon bald hatten sie feststellen müssen, dass die vermeintliche Seuche weder tödlich verlief, noch von den Würmern ausgelöst wurde. Diese schwarzen Schleimdinger waren fast so harmlos wie Nacktschnecken. Nur dass ihre Fäkalien einen brennenden Ausschlag verursachten, der sich ähnlich wie ein Pilz ausbreitete. Inzwischen war man dabei, eine entsprechende Salbenrezeptur zur Behandlung herzustellen.
    Da das Ganze nicht die anderen Beschwerden der Kranken erklärte, hatte Cross das vermeintliche Opfer der Seuche untersuchen lassen. Die Analysen lagen nun schwarz auf weiß vor ihr: Tod durch Ersticken, in Blut und Magenresten Spuren von Chrom. Sechswertigem Chrom. Gerade genug, um leichte Vergiftungssymptome hervorzurufen.
    Bei der Erkenntnis, dass sie jemand hier unten langsam und gezielt vergiften wollte, wurde der Präsidentin heiß und kalt. »Das Essen«, flüsterte eine Stimme in ihrem Rücken.
    »Ja«, stimmte Cross zu und wandte sich zu ihrem Ärztestab um. »Schicken Sie jemanden zu Roots. Er soll das gesamte Küchenpersonal auswechseln lassen. Speisen und Vorräte müssen gründlich untersucht werden. Und verabreichen Sie den Kranken hohe Dosen Ascorbinsäure.« Damit stand sie auf und verließ das Labor.
    Macht diese Aktion überhaupt noch Sinn? Das Gift erschien ihr plötzlich harmlos gegen das, was die Menschen im Bunker noch erwartete. Es war brütend heiß und das Atmen fiel schwer. Wenn ihnen die Flucht aus dem Bunker nicht gelang, würde morgen um diese Zeit keiner hier unten noch am Leben sein.
    Seufzend öffnete die Präsidentin die Tür zu der angrenzenden Halle. Sie wollte nach Black sehen, der vor wenigen Stunden hierher gebracht worden war. Seit ihrer gemeinsamen Nacht mied sie jeden unnötigen Kontakt mit ihm. Seine Nähe verursachte ihr körperliche Schmerzen. Sein unausgesprochenes Nein zu ihrer Verbindung hatte ihr das Herz gebrochen.
    Trotzdem brauchte sie ihn jetzt: Er war der Einzige, der in diesem ganzen Chaos einen klaren Kopf behielt. Der ihr sagen konnte, was als nächstes zu tun war. In der Kitteltasche strichen ihre Finger über das Injektionsfläschchen mit der Ascorbinsäure. Die Menge würde ausreichen, um einen Elefantenbullen wieder auf die Beine zu bringen.
    Im vorderen Teil der Halle fiel ihr Blick auf Lady Stocks Krankenlager. Die Frau, die durch die abgerissene Kanüle an ihrem Tropf heute Morgen aus dem künstlichen Koma erwacht war und bis zum Abend nur den Namen ihres Mannes aussprechen konnte, schien sich überraschend gut zu erholen. Angeregt unterhielt sie sich mit Yanna Hitking. Als sie die Präsidentin sah, winkte sie ihr sogar mit ihrem verbundenen Arm zu.
    Gleichzeitig wandte sich Yanna um. Sie war weiß wie eine getünchte Wand. Als hätte sie gerade einen Geist gesehen. Jetzt kam sie mit unsicheren Schritten zu Cross. »Ich muss mit Ihnen sprechen… ich habe ja nicht geahnt… er wollte sie doch nur segnen…«, stammelte sie.
    ***
    Am frühen Abend erreichte der Gleiter die Ausläufer der Appalachen. Während im Lagerraum Takeo mit einem großen Schleppnetz beschäftigt war, das sie im Hafen von Waashton gefunden hatten, beobachtete Matthew Drax aufmerksam den grünblauen Landstrich, der aus den Bergfalten vor dem Cockpitfenster ragte: der Dschungel, der, laut Takeo, nach einer Lichtexplosion hier plötzlich materialisiert war. Das deckte sich mit dem, was Matt über die Funktionsweise des Flächenräumers wusste.
    Jeden weiteren
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