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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington
Autoren: Mia Zorn
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können. Dorthin waren die meisten Waashtoner vor dem Monster geflüchtet, um über die unterirdische Gleistraße den rettenden Pentagonbunker zu erreichen.
    Trashcan Kid und seine Anhänger hatten nicht einmal dafür gesorgt, dass das Schott für ihn geöffnet blieb. Das also nannte sich Freundschaft!
    »Feige Bande!«, schimpfte er. »Mistkerle!« Heißer Zorn breitete sich in seiner Magengegend aus, wucherte die Brust hinauf und kroch durch Hals und Rachen. »Scheißkerle!«, brüllte er und spie aus.
    Das Gefühl von Wut und Enttäuschung mobilisierte noch einmal ungeahnte Kräfte in Little Rock. Mit der Geschwindigkeit eines Kurzstreckenläufers legte er den nächsten Kilometer zurück. Er spürte kaum noch seine schmerzenden Glieder. Sah weder zur Seite, noch zurück. Lief und lief und lief. Erst als er weit vor sich die Öffnung der angrenzenden Bahnhofshalle erblickte, wurde er langsamer. Doch das Jubelgefühl der nahenden Rettung blieb aus.
    Ein neuer erschreckender Gedanke erfüllte ihn: Was, wenn sie das Schott zum Pentagon-Bunker ebenso geschlossen hatten wie das auf der anderen Seite, beim Weißen Haus? Er starrte in den fast kreisrunden Tunnelausgang.
    Allmächtiger, natürlich hatten sie es geschlossen! Sie würden alle Maßnahmen ergreifen, den Bunker vor dem Eindringen der Kreatur zu schützen. Dagegen war das Leben eines Trashcan-Kids keinen Bax wert. Und diesmal würde er das Schott nicht sprengen können.
    Plötzlich fühlten sich seine Beine bleischwer an. Er wankte. Stakste unkoordiniert von Schwelle zu Schwelle. Stolperte und fiel. »Ihr Dreckskerle«, krächzte er. »Ihr könnt mich doch nicht diesem Menschenfresser überlassen!« Tränen der Wut und Verzweiflung rollten über seine Wangen.
    Er hatte keine Kraft mehr, weiter zu laufen. Erschöpft kauerte er sich zwischen die Schienenstränge. Ein kühler Luftzug wehte durch den Schacht. Von irgendwo her war ein regelmäßiges Tropfen zu hören. Sein Blick wanderte über die feuchten Mauerwände, hinunter zu den Gleisen und zurück in den Tunnel.
    Schatten huschten über den Weg, den er gekommen war. Little Rock kniff die Augen zusammen. Vielleicht war es das Flackern der Deckenlichter, vielleicht waren es auch nur Halluzinationen, die sein furchtgeplagtes Hirn ihm vorgaukelte, aber einer der Schatten schien stetig und unaufhaltsam auf ihn zuzurobben. Und nach einer Weile glaubte er sogar, die eigentümlichen Kriechgeräusche der Kreatur wahrzunehmen. Verzweifelt ließ er den Kopf sinken.
    Nun würde sie ihn also doch noch kriegen. So viel hatte er noch vorgehabt. Nicht einen Punkt seiner Pläne hatte er verwirklichen können. Es waren große und gut durchdachte Pläne gewesen, deren Gelingen ihn endlich aus der Rolle des unscheinbaren Kid-Anhängers befreit hätte. Zu spät, dachte er und öffnete mit klammen Fingern die Schnalle an seinem Messerholster. Bevor er sich fressen ließ, würde er lieber selbst Hand an sich legen.
    Die kalte Klinge berührte schon die dünne Haut unter seiner linken Hand, als eine entfernte Stimme an sein Ohr drang. Überrascht schaute er auf. Narrte ihn seine Furcht oder rief da tatsächlich jemand nach ihm? »Little Rock?« Es kam aus der Richtung, in der die Pentagon-Bahnhofshalle lag.
    Zitternd vor Erregung richtete er sich auf. »Hier! Ich bin hier!« Rock merkte kaum, wie er wieder auf die Beine kam. Den Tränen verhangenen Blick nach vorn gerichtet, taumelte er los. Seine schmerzenden Füße stolperten über den unebenen Untergrund. Sein Atem rasselte. Irgendwann sah er die Umrisse einer Gestalt im Tunnel. Mit ausholenden Schritten hastete sie ihm entgegen. Little Rock wischte sich über die Augen. »Trashcan, bist du das?«
    »Nein, ich bin’s, Ronny Jeeps.«
    »Ronny«, echote Rock. Einer der wenigen Weltrat-Soldaten, die den Kontakt mit den unter Präsident Crow geächteten Trashcan-Kids nicht gescheut hatten. Rock lachte und weinte gleichzeitig. Der Zugang zum Pentagon war also noch nicht verschlossen. Im Gegenteil: Sie suchten nach ihm!
    Überwältigt von Erleichterung und Freude über seine Rettung glitt er auf die Knie. Dankbar blickte er dem herbei eilenden WCA-Soldaten entgegen.
    »Hoch mit dir, Rocky!«, rief der ihm zu. »Du wirst im Bunker genügend Zeit haben, dich auszuruhen!« Doch Little Rock vermochte weder aufzustehen, noch etwas zu erwidern. All seine Kraft schien in den vergangenen Minuten durch die morschen Schwellen unter ihm versickert zu sein.
    Bei ihm angekommen, hängte sich der
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