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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington
Autoren: Mia Zorn
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gezwungen hatte. Wäre Aruula nicht plötzlich aufgetaucht – Matt mochte gar nicht daran denken, was dann geschehen wäre. So hatte er Crows Ablenkung nutzen können, um die Zielkoordinaten unbemerkt auf dessen U-Men-Fabrikationsanlage in den Appalachen zu ändern. Jetzt blieb ihm die Hoffnung, dass die Hydritenwaffe tatsächlich nur dieses Ziel getroffen hatte, mit so wenigen zivilen Opfern wie möglich.
    »Maddrax, alles in Ordnung mit dir?« Die Stimme seiner Geliebten riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Er spürte ihre warme Hand auf seiner Schulter. Nur mühsam konnte er sich vom Blick aus dem Fenster losreißen. Er tastete nach ihrer Hand und drehte den Pilotensessel langsam in ihre Richtung. Die schöne Barbarin kauerte mit hochgezogenen Beinen im Nachbarsessel und blickte ihn aufmerksam an. Matt küsste sanft ihre Finger. »Was, wenn der Zielradius größer als berechnet war? Was, wenn der Flächenräumer Waashton vom Erdboden weggewischt hat?«, flüsterte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Aruula. »Ich weiß nur, dass es unverzeihlich gewesen wäre, hättest du nicht versucht, diese Waffe zu finden, um sie gegen den Streiter einzusetzen. Alles, was dann im Eisriss geschah, lag nicht mehr in deinen Händen.«
    Auch wenn es nicht viel war, was sie sagte: Ihre wenigen Worte hatten etwas Tröstliches für den Mann aus der Vergangenheit. Und hatte sie nicht recht? Er hatte alles in seiner Macht stehende getan, um Gefahr abzuwenden. Der Zerstörer war Crow. Und gleichzeitig ein Verräter an der Menschheit. Weil er sie der einzigen Waffe beraubt hatte, mit der man der kosmischen Wesenheit, die sich der Erde unaufhaltsam näherte, hätte Paroli bieten können. Es würde mehrere tausend Jahre dauern, bis sich der Flächenräumer zum nächsten Schuss wieder aufgeladen hatte.
    Aber vielleicht dauerte es ja auch noch einige tausend Jahre, bis der Streiter hier ankam. Niemand wusste, in welchen Entfernungen, Geschwindigkeiten und Zeitmaßstäben der Weltenzerstörer rechnete.
    Matt sah Aruula an und versuchte ein Lächeln. »Du hast recht. Was auch immer sich da unten gleich zeigen wird, ich kann es weder ändern, noch rückgängig machen.« Er beugte sich vor und strich der Kriegerin eine Strähne ihrer langen dunklen Haare aus dem Gesicht. »Und ich bin unendlich dankbar, dass ich es mir nicht alleine anschauen muss.«
    Die Barbarin erwiderte seinen liebevollen Blick. Die kleinen Grünsprenkel in ihren braunen Augen schienen zu glitzern. Um ihre schön geschwungenen Lippen erschienen die kleinen Lachfältchen, die Matt so liebte. Er zog sie auf seinen Schoss und schmiegte seinen Kopf an ihre Brust. Während sie ihm sanft durch das Haar strich, folgten seine Finger nachdenklich den blauen Körperzeichnungen auf ihrem Arm.
    Wenn es nach Aruula gegangen wäre, würden sie überhaupt nicht hier sein, sondern bereits auf dem Weg nach Wimereux-à-l’Hauteur im Herzen Afrikas.
    Bei der kaiserlichen Wolkenstadt war ihr gemeinsamer Sohn Daa’tan in einem speziell für ihn entworfenen Hochsicherheitstrakt untergebracht: Mit seinen außergewöhnlichen Pflanzenkräften und der Hilfe seines Daa’murenfreundes hatte er beinahe den Kaisersitz in Schutt und Asche gelegt. Aruula wollte ihn nun so schnell wie möglich dort abholen, um ihn in ihre Heimat zu bringen: den dreizehn Inseln. Sie hoffte ihren missratenen Sohn dort mit Hilfe der telepathisch begabten Schwestern von seinen »Dämonen« heilen zu können.
    Matt legte dagegen mehr Hoffnung in die Fähigkeiten der hydritischen Geistwanderer und war davon überzeugt, in Gilam’esh’gad, der Stadt am Grund des Marianengrabens, eher Hilfe für Daa’tan zu finden. Doch in den vergangenen Wochen hatte Aruula unentwegt von den Inseln gesprochen. Mit leuchtenden Augen hatte sie ihre Hoffnungen und Wünsche vor Matt ausgebreitet. Mit jeder ihrer überschwänglichen Gesten und Worte schien sie aufzublühen. Wie eine verdorrende Pflanze, der man frisches Wasser gegeben hatte. Wie bei Chacho, dem Eisbarbaren, dachte Matt. So hatte er bisher nicht gewagt, ihr die Idee auszureden. Hatte nur zugehört, ohne sich festzulegen.
    Er würde seine Liebste überall hin begleiten. Ja, er war sogar begierig darauf, endlich – nach fast zehn Jahren des Herumirrens auf dieser veränderten Erde – mit ihr an einem Fleck zu leben, fernab von Zerstörung und Leid.
    Der Haken dabei war Daa’tan. Matt verband mit dem Jungen nur Schmerz und Unglück. Die Daa’muren hatten ihn als Fötus
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