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2436 - Die Teletrans-Weiche

Titel: 2436 - Die Teletrans-Weiche
Autoren: Unbekannt
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gelandet und hatten die Unsterblichkeit errungen.
    Und nun bot ES ihnen das Stardust-System als neue Heimat an ...
    „Hallo, Fremder."
    Bull zuckte nicht einmal zusammen. Er drehte sich langsam um. Der Revolverheld stand hinter ihm, vielleicht zehn Meter entfernt.
    Piet Rawland.
    Bull kniff die Augen zusammen. Er musste in die hoch am Himmel stehende Kunstsonne schauen. Rawland hatte seine Position gut gewählt.
    Wie damals hatte der Revolvermann die Daumen in den Waffengurt gehakt. In den Halftern baumelten zwei schwere Colts, Kaliber 45.
    Die fleckigen Lederhosen steckten in wadenhohen Stiefeln mit gewaltigen Sporen und hohen Absätzen. Der breitbeinig vor ihm stehende Mann kam Bull eher wie die Karikatur eines Revolverhelden vor, vielleicht einmal abgesehen von den beiden blutverkrusteten Einschüssen in seiner Brust, die sich deutlich auf seinem schmutzigen Hemd abzeichneten.
    Denn Rawland war schon einmal tot gewesen, abgeknallt von einem lausigen Sheriff, wie er sich ausgedrückt hatte. Auch bei ihrem ersten Besuch auf Wanderer hatte er sich ihnen entgegengestellt. Perry hatte ihn kurzerhand erschossen – mit eben jenem Colt Peacemaker, den sie zuvor gefunden hatten.
    „Willst du es noch einmal versuchen?", fragte der Westmann. „Aber du weißt ja, ich kann nur in meiner Zeit umgelegt werden. Verstehst du das?"
    Warum tut ES das?, fragte sich Bull. Warum erinnert mich ES daran, dass Rawland nur auf eine Art und Weise besiegt werden kann? Er hätte mich doch gar nicht mit ihm konfrontieren müssen ...
    Dafür gab es nur eine Erklärung.
    ES wollte, dass alles – fast – genauso war wie damals, bei der ersten Landung der STARDUST II auf dem Kunstplaneten Wanderer.
    Warum?
    Er wusste nicht, ob er träumte oder nicht, musste einfach davon ausgehen, dass diese Begegnung zu ES’ typischen Spielchen gehörte.
    Aber er hatte keine Lust mehr auf Spielchen. Und die Superintelligenz von damals war für ihn nicht mehr dieselbe wie die von heute. Zu viel war geschehen, das Verhältnis hatte sich grundlegend verändert.
    „Ja, das verstehe ich", knurrte Bull und machte kurzen Prozess. Er hob die Hand mit dem Colt, zielte und schoss.
    Rawland machte nicht einmal Anstalten, seine eigene Waffe zu ziehen.
    Einen Moment lang stand der Revolverheld da und sah Bull aus weit aufgerissenen, ungläubigen Augen an, dann wurde er mit einer Verzögerung von mehreren Sekunden von den Füßen gerissen und nach hinten geschleudert, wie in einem schlechten Western. Bull wartete auf den klagenden Ton, mit dem Rawland damals erneut gestorben war, wie ein leises Weinen, das er damals vernommen hatte, doch er blieb aus.
    „Also gut, ES", sagte der Verteidigungsminister laut und vernehmlich.
    „Ich habe begriffen. Du bist es wirklich. Können wir das jetzt beenden?"
    Er drehte sich wieder um, tat einen Schritt – und stand vor einer hohen, asymmetrisch geformten Pforte im Schutz eines rötlich flimmernden Energiefelds.
    Es schirmte jene Halle in der Stadt ab, in der sich 1976 das Physiotron befunden hatte, die Zelldusche, eine Art Spezialtransmitter, der für genau 62 Jahre seinen Alterungsprozess aufgehalten hatte.
    Das war die erste Stufe der Unsterblichkeit gewesen. Den eiförmigen Zellaktivator hatte er erst später erhalten, ganz zu schweigen von dem heutigen Chip-Modell unter seinem Schlüsselbein.
    „Was soll das, ES?", fragte Bull.
    „Noch eine Prüfung, oder können wir zur Sache kommen?"
    Der Energievorhang erlosch, und Bull sah, dass er erwartet wurde.
    Diesmal allerdings von jemandem, der mit dem Revolverhelden wohl nur eins gemeinsam hatte.
    Beide Wesen waren von ES geschaffen worden.
     
    *
     
    „Hallo, Homunk", sagte Bull.
    Das halb organisch, halb synthetisch zusammengesetzte Wesen, dem die Terraner erstmals bei ihrer Landung auf Wanderer begegnet waren, neigte den Kopf. Es fungierte seit Jahrmillionen als Helfer und Beauftragter von ES und verfügte angeblich nahezu über das gleiche immense Wissen wie die Superintelligenz. Es war von ES künstlich erschaffen und äußerlich mit einem Biogewebe versehen worden.
    Bull war verblüfft, wie menschlich die hochgewachsene, schlanke Gestalt wirkte, obwohl er mittlerweile ganz genau wusste, dass es sich bei ihr um alles andere als einen Menschen handelte. Sie trug eine schmucklose, einteilige Kombination von unscheinbarer Farbe, die ihr wie eine zweite Haut anlag.
    „Ich grüße dich, Reginald Bull.
    Mein Meister wünscht dir zwei Visionen zukommen zu lassen."
    „Halt,
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