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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen
Autoren: Michelle Stern
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in seiner Hand und ließ es zu Boden fallen. Die Libelleneidechse zuckte noch einen Moment, dann blieb sie liegen.
    »Es lässt sich töten«, stellte der Androide fest.
    Loola lief ein Schauer über den Rücken. Sie wusste nicht, was gruseliger war: die Androiden oder der Dschungel.
    »Weiter«, sagte sie rau, um ihre Unsicherheit zu verbergen.
    Die Androiden wandten sich wieder dem Dickicht zu und bearbeiten es mit dem Schwert und dem Flammenwerfer.
    Dabei kam es immer wieder vor, dass die mit Feuchtigkeit voll gesogenen Pflanzen sich nicht verbrennen ließen.
    Captain Roots ordnete an, dass seine Leute Miki und Shiro zu Hilfe kamen. Durch den unermüdlichen Einsatz der Androiden kamen sie schneller voran, als Loola erwartet hatte. Sie hielt sich dicht bei den beiden Kunstmenschen.
    Die Farben der Pflanzen vor ihnen veränderten sich plötzlich. Obwohl durch das Blätterdach über ihnen nur wenig Sonnenlicht bis zum graugrünen Boden fiel, konnte Loola ganz deutlich erkennen, wie mehrere der Pflanzen ihre Farben wechselten. Zuerst erstrahlten sie in einem zarten Grün und glühten dann in einem leuchtenden Gelb. Schließlich wurden die kugelförmigen, fleischigen Auswüchse blutrot.
    Shiro versuchte eine der Pflanzen mit dem Schwert zu zerschneiden, doch sie waren so nachgiebig, dass sie sich trotz der scharfen Klinge wegdrückten.
    Shiro änderte seine Taktik und schob sich zwischen den kopfhohen Pflanzen hindurch.
    Das ist ein Zauberwald! Loola hob ihre Axt und schlug nach der Pflanze. Wieder gaben die kugelförmigen Knollen nach.
    Augen zu und durch!
    Beherzt ging Loola hinter Shiro her – und schrie auf! Sie stand mitten zwischen zwei Pflanzen und konnte sich nicht mehr bewegen. Die über und über mit Knollen bestückten Äste schmiegten sich warm und weich an sie – und brannten dabei wie Orguudoos Höllenfeuer!
    »Hilfe! So helft mir doch!«
    »Loola!« Trashcan rannte vor und wurde gerade noch rechtzeitig von Mr. Black zurückgehalten, bevor auch er zwischen die kopfhohen Pflanzen geriet.
    »Es brennt! Es brennt so entsetzlich!«, stöhnte Loola.
    Dann war Miki Takeo bei ihr, schlang seine Arme um sie und brachte sie aus der Knollenpflanze heraus. Vorsichtig legte er sie auf der geschlagenen Schneise ab.
    Loola stöhnte, schrie und schlug um sich. Die Schmerzen waren unerträglich. Überall dort, wo ihre Haut berührt worden war, glühte sie feuerrot.
    »Wasser!«, rief Captain Roots.
    »Lasst mich erst überprüfen, dass es keine Säure ist.« Miki Takeo kniete nieder und senkte einen Finger auf Loolas Haut. »Ich kann nicht analysieren, was das ist«, meinte er dann verblüfft. »So etwas…«
    Captain Roots ignorierte ihn und goss Wasser über die schreiende Loola. Sofort wurde das Mädchen ruhiger. Der Schmerz ließ nach.
    »Mehr Wasser«, krächzte sie, und nun leerten auch Trashcan Kid, Davie Gun und Little Rock ihre Trinkvorräte über ihrem Gesicht und ihren Händen aus. Davie zog seine Lederjacke aus und wollte Loola eine Stütze für den Nacken rollen, doch sie lehnte ab und setzte sich schwerfällig hin. Zum Glück trug sie den Anzug aus Leder. Einzig ihr Gesicht und ihre Arme brannten noch. Die plötzliche Pein, die ihr vom Kopf aus durch alle Glieder gefahren war, ließ langsam nach.
    »Wird’s besser?«, fragte Trashcan kurzatmig.
    Loola nickte und stand mühsam auf. »Der Schmerz lässt nach.«
    »Ich bring dich zu Buck«, bot sich Little Rock an.
    »Es geht schon.« Loola streckte sich. Der Schmerz war erträglich. »Ich kann weiter mitkommen. Aber vielleicht sollte jemand anderes ganz vorne laufen.«
    »Bist du sicher?« Mr. Black musterte die junge Frau besorgt.
    Loola grinste schwach. »Ich seh zwar sicher aus wie Weißhaut Davie nach ’nem Sonnenbad, aber der Schmerz is weg.«
    Trashcan nahm sie in die Arme. »Wenn Loola sagt, sie kann weitergehen, dann kann se das auch.«
    »Wie ihr wollt.« Mr. Black wandte sich an Takeo. »Schneidet eine breite Schneise durch das Zeug. Ich will nicht, dass noch jemand dadurch zu Schaden kommt.«
    ***
    Es dauerte gut vierzig Minuten, bis sie die zwei Kilometer zurückgelegt hatten, die zum Eingang von Crows Anlage hätten führen sollen. Aber da war keine Anlage mehr. Pflanzen aller Arten und Formen wucherten aus dem erdigen Boden. Wasser und andere Flüssigkeiten verdampften. Einige rochen faul, andere säuerlich, wieder andere Ekel erregend süß.
    Trashcan sah immer wieder besorgt zu seiner Begleiterin, doch Loola schlug sich tapfer. Sie sah
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